Das Erbe der Jedi-Ritter 06 - Planet der Verlorenen
besonders an den Schläfen, zeigten sich die ersten grauen Haare. Sehr distinguiert, dachte sie.
Seit dieser Stunde in den Höhlen von Nirauan, wo tödliche Gefahr sie gezwungen hatte, so dicht nebeneinander zu kämpfen, so tief in die Macht einzutauchen, dass sie die Welt jeweils mit dem Geist des anderen gesehen hatten, hatten sie und Luke Augenblicke erlebt, in denen sie wie eine einzige Person zu kämpfen, zu denken, ja zu atmen schienen. Nach außen hin hätten sie kaum unterschiedlicher sein können, und so glichen ihre guten Eigenschaften einander aus. Das Schicksal hatte es mit Mara Jade, der ehemaligen Hand des Imperators, gut gemeint, und selbst ohne die Macht hätte sie erkennen können, dass ihr Zusammensein Luke Skywalker zu einem glücklichen Mann machte.
Also war er selbstverständlich besorgt, sie könnte einen Rückfall erleiden. Sie hatten immer noch so viele Träume.
Luke errötete.
Fahre mit deiner Versammlung fort, Skywalker, dachte sie amüsiert über seine Verlegenheit. Hör auf, dir wegen mir Sorgen zu machen.
Offenbar hatte er die Botschaft verstanden. Er wandte sich Kenth Hamner zu und sagte: »Dave Azur-Jamin auf Nal Hutta hat sich seit beinahe einer Woche nicht mehr gemeldet. Ich habe seinen Sohn Tarn gebeten, in diese Richtung zu fliegen – allerdings vorsichtig – und zu sehen, ob er durch den Schatten der Belagerungsstreitkräfte etwas erkennen kann.« Wie bei Kalabra schien die massive Präsenz der Feinde auch bei Nal Hutta die Macht zu dämpfen.
»Dave ist ein guter Mann«, sagte Cilghal leise. »Lowbacca und Tinian haben den Huttraum verlassen, nicht wahr?«
Luke nickte. »Sie haben sich gerade von Kashyyyk gemeldet. Dort gibt es keine Anzeichen von feindlicher Aktivität.«
»Zumindest wagen sich die Yuuzhan Vong noch nicht an ein Heimspiel gegen die Wookiees«, sagte Ulaha Köre vergnügt. Ulaha war eine zierliche junge Bith mit musikalischer Begabung, die ihr Zugang zu vielen gesellschaftlichen Ereignissen verschaffte, bei denen sie hervorragend Informationen sammeln konnte. Nun sah Ulaha abgehärmt aus, und sie saß so zusammengesackt da, dass Mara ihre großen Augen unter dem vorstehenden haarlosen Schädel kaum sehen konnte.
Ihre Bemerkung rief im Kreis nervöses Lachen hervor, was Mara zeigte, wie verzweifelt sich selbst die Jedi nach etwas Leichtigkeit sehnten.
»Nichts aus Bilbringi?«, fragte Hamner. »Mon Calamari?«
Luke ließ zu, dass der Colonel das Gespräch auf die verbliebenen militärischen Bollwerke der Neuen Republik lenkte. »Nichts Ungewöhnliches in Bilbringi«, antwortete er. »Tenel Ka und Jovan Drark haben an öffentlichen Orten nach toten Flecken in der Macht gesucht, die Yuuzhan Vong mit Masken sein könnten. Das Gleiche berichtet auch Markre Medjev, der seine Untersuchungen auf Bothawui beendet hat«, sagte er und warf Mara einen bedauernden Blick zu. Solange Borsk Fey’lya sich an sein Amt als Staatschef klammerte, blieb die reduzierte Fünfte Flotte im bothanischen Raum und war für den Kern nutzlos. »Und unsere Nachschub- und Informationslinien nach Mon Cal sind immer noch unterbrochen.«
Das ging nun schon seit Monaten so. Die anderen Jedi saßen beinahe eine Minute still da und dachten über die Berichte nach. Luke schloss halb die Augen.
Mara verschränkte die schlanken Finger und hoffte, er würde nicht versuchen, eine Vision von der Zukunft zu erhalten. Wenn die Zukunft sich ihm unbedingt offenbaren wollte, ließ sich das nicht ändern. Aber darauf zu drängen war eine andere Sache.
Der Brunnen, eine abstrakte Mon-Calamari-Konstruktion mit unregelmäßigen Oberflächen, gluckerte vor sich hin. Die oberste Schale drehte sich. Mara wusste, dass der Brunnen ihnen eine gewisse Deckung gab, was Geräusche anging. Luke jedoch schien immer noch fasziniert von Wasser. Er berief diese Treffen zu zufälligen Zeiten und an unterschiedlichen Orten ein, aber er wählte häufig Orte nahe an einem fließenden Wasser. Vielleicht fing er an, die Formen und Muster seines Lebens zu bemerken, und begann mit dem subtilen Übergang zu einem hoffentlich weiseren Alter.
Sie kniff die Lippen zusammen, frustriert, sich bei solchen Gedanken zu erwischen. Sie war wieder gesund. Sie mochte Reife. Sie achtete Kraft.
Aber die Vorrechte und Hoffnungen der Jugend hatten sich für sie immer noch nicht erfüllt und würden sich vielleicht nie erfüllen. Sie hatte sich auf Vergeres Elixier gestürzt, weil ihre Instinkte ihr gesagt hatten, dass es funktionieren
Weitere Kostenlose Bücher