Das Erbe der Jedi-Ritter 06 - Planet der Verlorenen
Herausforderung genug für ein ganzes Leben sein – mit oder ohne die kleinen Träume.
Die Menge der abendlichen Restaurant- und Barbesucher wurde langsam geringer, als Mara und Anakin in JoKos Allee aus der Repulsorbahn kamen. Mara schlenderte zu einem Aussichtsplatz, stützte sich aufs Geländer und spähte nach unten.
Tief drunten zogen sich Schichten von Licht durch die gefährliche Unterstadt. Eine Falkenfledermaus stieß zu, um eine Granitschnecke oder ein anderes Exemplar der städtischen Fauna von den Durabetonwänden zu reißen. Ein hellgelber Turbolift folgte einem orangefarbenen Modul die gegenüberliegende Wand hinauf und brachte Besucher wieder zu den dichter bevölkerten oberen Ebenen zurück.
Dieser Bezirk hier lag so tief, dass Mara die Hochgeschwindigkeitsschneisen nicht mehr sehen konnte, als sie aufblickte. Hier drunten gab es nur regionalen Verkehr. Ganz in der Nähe schwebte eine Patrouilleneinheit, deren Lichter in einem trägen Takt blinkten.
»Scheint ein ruhiger Abend zu sein.« Anakin trat neben sie, halb von ihr abgewandt.
Mara drehte sich zu der Menge in der Passage um. Zögernd öffnete sie sich der Macht. Blasen emotionalen Lärms platzten hier und da, was überwiegend von Personen in Anakins Alter verursacht wurde. Ein älteres Quarrenpaar eilte vorüber, die Köpfe gesenkt, Schulter an Schulter. Mara sah die Anspannung in ihren zuckenden Gesichtstentakeln. Der größere Quarren schaute sich immer wieder um. Sie achteten darauf, viel Raum um sich zu haben.
Die beiden haben offenbar etwas ziemlich Wertvolles bei sich, schloss sie.
In der anderen Richtung schwankten zwei Menschenmänner, einer von ihnen ziemlich schlaksig, denen der Genuss von mehreren Bechern Lum deutlich anzusehen war. Mara schnappte ein paar Worte auf, als die beiden an ihnen vorbeikamen. »… zur Friedensbrigade. Und wenn die Vong tatsächlich bis hierher kommen…«
Die Stimme verklang, und Mara blieb stirnrunzelnd stehen. Coruscant, wo Intrigen stets zum Alltag gehört hatten, drohte nun überzukochen, angefeuert von Angst. Anhänger der Friedensbrigaden – Bewohner von Planeten der Neuen Republik, die sich entschlossen hatten, mit den Yuuzhan Vong zusammenzuarbeiten – trugen ihr Zeichen, das einen Handschlag darstellte, zwar noch nicht offen zur Schau, aber es war deutlich zu erkennen, dass sie an Popularität gewannen.
Mara steckte eine Hand in ihre lange schwarze Weste. Darunter trug sie einen weiten Fliegeroverall in dunklem Orange, in dem ihr Blaster und ein Lichtschwert steckten – das Schwert, das Luke ihr gegeben hatte. Schon aus reiner Gewohnheit hielt sie ihre Schultern genau im richtigen Winkel, damit die Kleidung die Waffen verbarg. Anakins weites Hemd und die Hosen erfüllten den gleichen Zweck. Am Gürtel hätte ein geübter Beobachter jedoch eine seltsame Ausbuchtung erkennen können, wahrscheinlich von einem Sabrashistock. Ein achtloser Passant hätte die beiden allerdings für Mutter und Sohn gehalten, die sich einen angenehmen Abend machten.
Sohn. Wieder runzelte sie die Stirn. Mit jedem Monat, der verstrich, wurde Maras Drang, ein eigenes Kind in den Armen zu halten, stärker – und schien weniger erfüllbar. Luke und sie verdrängten diesen Wunsch ganz bewusst.
Wenn man Cilghal, Oolos und den anderen Heilern glauben wollte, hatte die bizarre Krankheit, die Mara befallen hatte, andere Opfer getötet, indem sie die Proteine spaltete, die die Zellkerne umgaben. Manchmal hatte sie sogar gespürt, wie das Ganze wieder begann und an ihren Knochen oder an bestimmten Organen zu nagen schien. Eine Krankheit, die die Integrität einer Zelle angriff, konnte ein ungeborenes Kind töten oder seine Zellstruktur ändern und… was hervorbringen?, fragte sie sich. Wenn sie jemals ein Kind hatten, würde es überhaupt ein Mensch sein?
Nein, sie würde sich mit einer begabten Nichte und Schülerin und zwei begabten Neffen zufrieden geben müssen. Sie und Luke fühlten sich auch für ein dreizehnjähriges Waisenkind von Bakura verantwortlich, die kleine Malinza Thanas. Malinzas Vater war nach langer Krankheit gestorben, und ihre Mutter war bei einer anderen Centerpoint-Krise vor ein paar Jahren umgekommen. Inzwischen war das Mädchen von einer wohlhabenden Familie im fernen Bakura adoptiert worden, und Mara und Luke hofften, dass es dort zumindest sicherer vor den Yuuzhan Vong war.
Beim Gedanken an Bakura stellte sich Mara die Frage, ob die besiegten Ssi-ruuk wohl mit den Yuuzhan Vong fertig
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