Das Erbe der Jedi-Ritter 08 - Die Verheissung
Sie, nicht so mit mir zu plaudern, als wären wir zwei Sklaven«, schnappte die Präfektin. »Ich fordere Sie auf, Fürsprache einzulegen, meine Worte ans Ohr des Meisters zu tragen, damit Sie – oder wenigstens Suung Aruh – sich um das Problem mit dem Maw Luur kümmern können.«
»Ich werde den Meister darauf aufmerksam machen.«
Ona Shai nickte angespannt und drehte sich um. Nen Yim sah die Muskeln im Rücken der Präfektin, so straff wie die Sehnen-Takelage eines Landesegels. Sie bemerkte auch, dass Ona Shai vor kurzer Zeit drei Finger den Göttern geopfert hatte.
»Dieses Schiff muss noch mindestens ein weiteres Jahr durchhalten, Adept. Wenn das der Fall ist, könnten einige seiner Bewohner überleben und in ein neues Weltschiff übersiedeln.«
»Ich werde mit dem Meister sprechen«, sagte Nen Yim. »Mehr kann ich nicht tun.«
Ona Shai senkte den Kopf. »Wir mögen in Ungnade gefallen sein, Nen Yim«, murmelte sie. »Aber es kann nicht Absicht der Götter sein, dass wir hier draußen sterben, so nahe dem Ruhm der Eroberung, in Sichtweite neuer Welten, die wir nicht erreichen können. Tod ist nichts, aber die Schmach…«
»Ich werde mit ihm sprechen«, wiederholte Nen Yim.
Auf dem Rückweg zum Gestalterbereich war Nen Yim nicht allein, ganz im Gegenteil. Der Toohi-Sektor war nicht der einzige Teil des Schiffes, der geräumt werden musste – im Phuur-Arm war es an der Spitze so kalt geworden, dass dort niemand mehr leben konnte. Beschämte und Sklaven drängten sich in den Korridoren, denn es gab keinen anderen Ort, den sie aufsuchen konnten. Das Summen ihrer Gespräche verklang, wenn Nen Yim vorbeikam, doch hinter ihr begann es erneut, zorniger als zuvor. Ein- oder zweimal glaubte sie, das Wort Jeedai zu hören, und dabei lief ihr ein kalter Schauder über den Rücken.
Tsavong Lah hatte fast alle Sklaven und Beschämten auf Yavin 4 getötet, aber die Legende der Jeedai hatte sich trotzdem irgendwie ausgebreitet.
Nen Yim fragte sich, ob man sie auch dafür verantwortlich machen würde.
Sie fand Kae Kwaad dort, wo sie ihn oft antraf, bei den Grutchin-Larven. Seine nutzlosen Hände ruhten auf den Knien, und er sah Nen Yim nicht einmal an, als sie hereinkam.
»Ich habe mit der Präfektin gesprochen«, sagte sie. »Ona Shai bittet uns dringend, zumindest einen Teil unserer Aufmerksamkeit den Funktionen des Schiffes zu widmen. Im Toohi-Sektor gibt es giftige Dämpfe.«
»Das ist interessant«, sagte Kae Kwaad nachdenklich. Er deutete auf eine Larve, die sich nicht von den anderen unterschied. »Diese muss eliminiert werden. Ihre Farbe stimmt nicht.«
»Wie Sie wünschen«, erwiderte Nen Yim.
»Kümmern Sie sich darum«, sagte Kae Kwaad. »Ich muss jetzt ruhen.«
»Sie sollten mit der Präfektin reden«, drängte Nen Yim.
»Worüber sollte ein Meistergestalter mit einer solchen Person sprechen?«, höhnte Kwaad. »Sie haben mit ihr gesprochen. Das genügt.«
Nen Yim sah ihm nach, als er ging, wandte sich dann verzagt der Larve zu. Sie trug sie zur Öffnung, damit das Maw Luur sie fraß, als ihr plötzlich klar wurde: Kae Kwaads Ermordung war nicht länger eine Möglichkeit, sondern ein Muss. Und sie hatte sich auch entschieden, auf welche Weise er sterben sollte.
Man verwendete Grutchins, um die Außenhüllen von Raumschiffen der Ungläubigen zu öffnen – sie enthielten eine Säure, die Metall auflösen konnte. Ein einzelner Biss von einem Grutchin würde genügen, um das Leben von Nen Yims elendem Meister zu beenden.
Nen Yim eliminierte die Puppe nicht wie angeordnet, sondern gestaltete sie. Sie entfernte Neuronen aus dem winzigen Gehirn des Grutchins, und mit dem Protokoll von Qah prägte sie einige Reflexe, verbunden mit der Geruchssignatur von Kae Kwaad, die sie aus Hautzellen in seinem Quartier gewann. Zur Sicherheit machte sie die Auslösung der Reflexe von einem Wort abhängig, das sie selbst aussprechen würde.
Wenn sie nach der Reifung des Grutchins den Namen Mezhan nannte, würde Kae Kwaad sterben, auf symbolische Weise von seiner Vorgängerin umgebracht.
Als Nen Yim fertig war, schlief sie, und zum ersten Mal seit Kae Kwaads Ankunft in Baanu Miir war ihr Schlaf friedlich und traumlos.
Einen Ket später begannen die Puppen sich zu häuten.
Als Kae Kwaad die kleinen, aber bereits erwachsenen Tiere sah, kreischte er wortlos, und anschließend schien er einer tiefen Depression anheim zu fallen. Ruhig nahm Nen Yim sein Toben und Wimmern hin. Sie wartete bis zum Ende des Tages, als
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