Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
Sie redete sich ein, als Koordinator des Kampfgeflechts war Jacen so wichtig wie Anakin, doch in Wahrheit konnte sie sich weder für den einen noch für den anderen entscheiden. Obwohl Anakin ein Kriegsheld und der Anführer war, würde er für sie immer der kleine Bruder sein − jemand, auf den sie aufpassen, den sie beschützen und aus allen Schwierigkeiten heraushalten würde. Und Jacen war ihr bester Freund, die Person, die sie sogar dann noch verstand, wenn sie selbst sich nicht mehr begriff. Wie konnte sie einen der beiden bestimmen? Sie wandte den Blick von Duman Yaght ab. »Ich kann mich für keinen entscheiden.«
»Nein?« Sein Griff um ihren Hals wurde abermals fester, und er zog sie zurück. »Wie schade für die Bith.«
Anakin reckte den Hals. »Jaina, du kannst wählen.« Das Gewicht der Macht lag hinter seinen Worten, doch nicht um sie zu zwingen, sondern um ihr klar zu machen, dass es sich um einen Befehl handelt. »Du kannst mich wählen.«
Jacen wollte das nicht hinnehmen. »Anakin…«
»Sei still, Jacen.« Anakin starrte Jaina weiter an. »Wähle.«
Duman Yaght blickte sie erwartungsvoll an. »Die Bith wird wahrscheinlich sowieso sterben, weißt du.«
Jaina schloss die Augen. »Anakin«, sagte sie. »Ich wähle Anakin.«
Duman Yaght nickte der Wache hinter ihren Brüdern zu, dann sah er zu einem anderen, der neben einer der gallertartigen Membranen stand, welche die Türen des Frachtraums bedeckten. Der Krieger kitzelte die Membran, bis diese sich seitlich zusammenzog, dann verschwand er mit dünnem, erwartungsfrohem Lächeln im Nebenraum.
Anstatt Jaina zu ihrem Platz an der Wand zurückbringen zu lassen, zwang Duman Yaght sie, neben Anakin zu stehen, während dieser mit dem Gesicht nach unten am Boden gefesselt wurde. Der Kommandant rief sein Ungeheuer zu sich und gab Befehle, und die nächste Viertelstunde lang musste Jaina zuschauen.
Mit Unterstützung des Kommandoteams schrie Anakin nicht ein einziges Mal auf. Am Ende schnalzte Duman Yaght bewundernd mit der Zunge.
»Er kann Schmerzen ertragen, dein Bruder«, sagte der Kommandant. »Wir sollten wohl etwas Neues versuchen, wie?«
Auf seinen Befehl hin hielt das Voxyn einen Fuß über Anakins Rücken. Die scharfen Krallen waren mit grünem Schleim überzogen − der Nährboden für die Retroviren, die zwischen den Zehen des Wesens gediehen.
»Sehe ich da Angst in deinen Augen, Jaina Solo?«, fragte Duman. »Dann brauche ich dir ja nichts über das Fieber zu erzählen. Du weißt, was mit deinem Bruder geschieht, wenn er gekratzt wird.«
»Sie wollen doch die Priester nicht enttäuschen.« Während Jaina sprach, wandte sie sich innerlich den anderen zu und zeigte ihnen die Unsicherheit, die ihre tapferen Worte kaschierten. Der Impfstoff, den Cilghal ihnen gegeben hatte, war noch nicht getestet; er wirkte vielleicht gegen alle Krankheiten oder nur gegen manche, und Jaina hatte wenig Lust, mit dem Leben ihres Bruders experimentieren zu müssen. »Nicht, wenn sie Ihnen einen Platz beim Großen Opfer versprochen haben.«
»Gewiss, aber denk nur an den Platz, den ich bekommen würde, wenn ich ihnen sagen könnte, in welcher Region die Jeedai- Basis liegt«, meinte Duman Yaght. »Dann säße ich nur ein paar Reihen hinter dem Kriegsmeister, dicht genug, damit du den Dank in meinen Augen sehen könntest.«
Ein überwältigendes Gefühl von Trotz überkam Jaina − ohne Zweifel von Anakin.
»Sie werden wohl von hinten zuschauen müssen«, gab Jaina zurück.
Duman Yaght packte sie wieder fester am Hals. »Du glaubst, ich würde es nicht tun?«
Er pfiff scharf, und das Voxyn zog seine Krallen über Anakins Rücken. Jaina spürte einen Schock durch die Macht, aber irgendwie gelang es ihrem Bruder, nicht zu schreien.
»Du schätzt den Wert deines Bruders zu hoch ein«, sagte Duman Yaght. »Die Priester werden glücklich sein, solange ich mit dir und Jacen zurückkehre. Ihr seid die Zwillinge.«
Er sagte das Wort Zwillinge, als würde es sich um eine Art Staatsgeheimnis handeln. Das verstand Jaina nicht, aber es spielte keine Rolle. Auf die eine oder die andere Weise würden sie und Jacen sowohl Duman Yaght als auch die Priester enttäuschen.
Die Wache, die kurz zuvor hinausgeschickt worden war, erschien wieder an der Tür. Duman Yaght ließ von zwei Wachen einen Klumpen Blorash-Gallert über die Hinterpfoten des Voxyn streichen und fesselte die Kreatur auf diese Weise an Ort und Stelle. Dann brachten sie Anakin in deren Nähe, knapp
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