Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
nicht einmal mehr ein Schiff geben.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich dicht zu ihm zu beugen, und flüsterte: »Jacen Solo wird es stehlen.«
Die Oberfläche des blutwarmen Schleimteichs schließt sich so weich wie Lippen über Jacen Solo.
Er spürt es nicht.
Knotige Tentakel strecken seine Arme zur Seite, binden seine Beine, ziehen sich wie eine Garotte um seinen Hals. Ihre raue, schuppige Haut kratzt seine Haut blutig, und das Blut umgibt ihn in einer fraktalen Baumspirale, die im Schleim beinahe reglos festzuhängen scheint. Tentakel drehen ihn und biegen ihn, ziehen ihn tiefer in den Schleim, der goldgelb und scharlachrot leuchtet, grelle Farben, die sich mit seiner Bewegung verändern und beim Kontakt mit seiner Körperwärme wogen.
Er sieht sie nicht.
In der tiefsten Tiefe des Schleimteichs halten die Tentakel ihn mit dem Gesicht nach oben und mit dem Rücken zu einem Ring zerklüfteter Trümmer; dieser Trümmerring war einmal die Basis des Podiums des Staatschefs, auf dem seine Mutter so oft gestanden hat. Die Tentakel packen ihn fester, ziehen ihn auf eine gewaltige, schwellende Masse zu, auf schwarze Wölbungen von Fleisch, das zwischen durchscheinenden grünen Flächen und Eingeweidesträngen hervorquillt. Die Tentakel selbst gehen von einem fleischigen Ring rund um einen klaffenden, hungrigen Mund aus, und auf beiden Seiten dieses leer kauenden Munds starren ihn riesige Augen an, die vor misstrauischer Bosheit gelb leuchten.
Jacen bemerkt es nicht.
Seine Aufmerksamkeit gilt dem Hohlraum in seiner Brust.
Sein leeres Zentrum hallt wider von Zorn, Misstrauen und hungrigem Triumph: die Emotionen des Welthirns, das den früheren Freund, der es einmal umbringen wollte, in seine Gewalt gebracht hat.
Den früheren Freund, dem es vertraute und von dem es verraten wurde.
Bewegliche Zähne, die wie Schwerter aus zungenähnlichen Muskelklumpen ragen, beginnen nun, in dem von Tentakeln umgebenen Mund zu kreisen und gegeneinander zu stoßen.
Jacen kann nur mit Bedauern und Traurigkeit antworten.
Ja, ich habe dich verraten. Ich habe dich gelehrt zu vertrauen, und ich habe dich gelehrt, was es bedeutet, einem Verräter zu vertrauen.
Er kann das Dhuryam nicht lehren zu verzeihen. Diese Lektion hat er selbst noch nicht gelernt: Es gibt so vieles, das er nie verzeihen wird.
Die Tentakel ziehen sich zusammen, ziehen ihn auf das klaffende Maul zu, und die Schwertzähne schließen sich um sein Fleisch.
Er weicht nicht zurück.
Er leistet keinen Widerstand.
Er kämpft nicht.
Stattdessen öffnet er sich. In seiner geheimsten Mitte, dieser Kluft in seinem Wesen, die ihm einmal Schmerzen zufügte, bietet er eine Umarmung an.
In den Hohlraum in seiner Mitte lässt er Mitgefühl fluten. Vollkommene Empathie. Vollkommenes Verstehen.
Er akzeptiert den Schmerz, den er dem Dhuryam mit seinem Verrat zugefügt hat; er lässt das Dhuryam wissen, welchen Schmerz dieser Verrat ihm selbst bereitet hat.
Er teilt all seine Erfahrungen des Lebens mit dem Dhuryam: das reine Weiß der Agonie, die rote Flut des Zorns, das schwarze Loch der Verzweiflung, der eisige Gammaregen der Trauer … und das üppige Grün wachsender Dinge, die Grautöne von Stein und Durabeton, das Glitzern von Edelsteinen und Transparistahl. Das blauweiße Zischeln der Mittagssonne und ihr exaktes Echo in einer Lichtschwertklinge.
Er lässt das Dhuryam wissen, wie sehr er alles liebt, denn all diese Dinge sind eins: Schmerz und Freude, Verlust und Wiedervereinigung, Leben und Tod. Eines von ihnen zu lieben bedeutet, alle zu lieben, denn nichts kann ohne das andere existieren.
Das Universum.
Die Macht.
Alles ist eins.
Die Yuuzhan Vong und die Spezies der Neuen Republik.
Jacen und das Welthirn.
Als ich dich verriet, verriet ich mich selbst. Als ich deine Geschwister tötete, tötete ich Stücke meiner selbst. Du kannst mich umbringen, aber ich werde in dir weiterleben.
Wir sind eins.
Und Jacen kann nicht sagen, ob diese letzten Worte von ihm ans Welthirn gerichtet wurden oder von dem Welthirn an ihn, denn Jacen und das Welthirn sind nur unterschiedliche Gesichter des Gleichen. Man kann es als das Universum bezeichnen oder als die Macht oder als Existenz: Das sind alles nur Worte.
Es sind Halbwahrheiten. Noch weniger als das.
Es sind Lügen.
Die Wahrheit ist stets größer als die Worte, die wir benutzen, um sie zu beschreiben.
Das Pfeifen, wenn Lichtklinge und Amphistab aufeinander prallen, ein Zustoßen, das
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