Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
wieder über den galaktischen Horizont zu schmettern, könnte nichts je die Narben verschwinden lassen, die sie zurücklassen würden.
Nichts würde je sein gebrochenes Herz heilen können.
Nichts konnte ihn wieder zu dem Jacen Solo machen, an den er sich erinnerte: der fröhliche, leichtsinnige Jacen, der Zekk durch die unteren Ebenen jagte; der gereizte Jacen, der immer wieder versuchte, Tenel Ka ein Lächeln abzuringen; Jacen, der Jedi-Schüler, geboren für die Macht, aber immer noch voller Ehrfurcht, nicht nur vor seinem legendären Onkel Luke, sondern vor der Kraft, die die Belehrungen seines Onkels in ihm wecken konnte; Jacen, der Teenager, der unter dem strengen Blick seiner Mutter in sich zusammensank, aber seinem Vater und seiner Schwester spitzbübisch zuzwinkerte, sobald Mutter ihnen den Rücken kehrte.
Ich habe so viel Zeit damit verbracht, mir zu wünschen, erwachsen zu werden. Damit zu versuchen, erwachsen zu werden. Zu versuchen, wie ein Erwachsener zu handeln … Jetzt will ich nur noch wieder ein Junge sein. Nur eine kleine Weile. Nur einen Tag.
Nur eine Stunde.
Verbittert dachte Jacen, dass ein großer Teil des Erwachsenwerdens offenbar darin bestand, zu sehen, wie sich alles veränderte, und zu entdecken, dass diese Veränderungen permanent waren. Dass sich nie etwas zurückverwandelte.
Dass es keinen Weg zurück nach Hause gab.
Dies war es, was die fremdartige Schönheit von Yuuzhan’tar ununterbrochen in seinem Hinterkopf flüsterte: Nichts bleibt für immer. Das einzig Dauerhafte ist der Tod.
Brütend saß er da, während die Nacht ihren langen, trägen Lauf nahm.
Unbekannte Zeit später − nach dem Stand der Sterne, der Sternbilder, die über dieser bitterlich fremden Landschaft immer noch spöttisch vertraut wirkten, waren viele Stunden vergangen − fragte er: »Was jetzt?«
Vergere antwortete ihm aus der Dunkelheit der Farnlaube. Obwohl sie seit dem abendlichen Zwielicht nicht mehr miteinander gesprochen hatten, klang ihre Stimme glockenklar und frisch wie immer. »Das habe ich mich auch schon gefragt.«
Jacen schüttelte den Kopf. »Schläfst du eigentlich nie?«
»Vielleicht, wenn du schläfst.«
Er nickte. Er war daran gewöhnt, solche Antworten zu erhalten. Er schwang die Beine wieder auf das Sims, zog die Knie an die Brust und schlang die Arme darum. »Also, was geschieht jetzt?«
»Sag du es mir.«
»Keine Spielchen, Vergere. Es reicht. Und keine Schattenmottengeschichten, ja?«
»Ist das, was geschehen ist, wirklich ein solches Rätsel für dich?«
»Ich bin kein Idiot. Du bildest mich aus.« Er machte eine gereizte Geste, als würde er etwas Ekelhaftes wegwerfen. »Das hast du von Anfang an getan. Ich lerne mehr Tricks als eine Affeneidechse. Ich weiß nur nicht, wozu du mich ausbildest.«
»Es steht dir frei, zu tun und zu lassen, was du willst. Verstehst du den Unterschied zwischen Training und Belehrung? Ob du lernst, etwas zu tun, oder lernst, etwas zu sein ?«
»Wir sind also doch wieder bei der Schattenmottengeschichte.«
»Gibt es eine andere Geschichte, die dir besser gefällt?«
»Ich möchte einfach nur wissen, was du willst. Was du von mir willst. Ich möchte wissen, was ich zu erwarten habe.«
»Ich will nichts von dir. Ich will es nur für dich. ›Erwarten‹ ist Ablenkung. Achte auf das Jetzt.«
»Warum kannst du nicht einfach erklären, was du versuchst, mir beizubringen?«
»Ist es, was der Lehrer lehrt …« Die Dunkelheit selbst schien zu lächeln. »… oder was der Schüler lernt?«
Er erinnerte sich an das erste Mal, als sie ihn das gefragt hatte. Er erinnerte sich daran, wie die Schmerzen ihn gebrochen hatten. Er erinnerte sich daran, wie Vergere ihn zu einem geistigen Zustand geführt hatte, in dem er sich selbst heilen konnte − und wie ein geheilter Knochen war er jetzt an dieser Bruchstelle stärker.
Er nickte bedächtig, mehr für sich als für sie. Er stand auf und ging zu der moosbedeckten Couch am Rand der schwarzen Schatten, die die Trümmerwände und der Schirm sanft wehender Farne warfen. Er griff nach der ordentlich gefalteten Gewandhaut, sah sie lange Zeit an, dann zuckte er die Schultern und zog sie über den Kopf. »Wie lange, bis die Yuuzhan Vong eintreffen?«
»Sieh dich um. Sie sind bereits hier.«
»Ich meine, wie lange, bis etwas passiert? Wie lange können wir hier bleiben?«
»Das hängt von vielen Dingen ab.« Ein leises Lachen erklang in der Dunkelheit. »Wie durstig bist du?«
»Das verstehe ich
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