Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
retten. Sicher, so fing es an − das war es, was ich geplant hatte −, aber als du mich auf der Stock-Insel erreichtest, war das Retten von Leben das Allerletzte in meinem Kopf. Ich wollte nur noch eine Keule, die groß genug war, um die Yuuzhan Vong vollkommen aus dieser Galaxis hinauszuschmettern. Ich wollte ihnen einfach nur wehtun.«
Sie blinzelte. »Und das ist falsch?«
»Für mich schon. Das ist die Dunkle Seite. Es ist ein Bilderbuchbeispiel für die Dunkle Seite. Davor hast du mich gerettet.«
»Ich habe dir das Leben gerettet, Jacen Solo. Das ist alles. Deine Moral ist deine Sache.«
Jacen schüttelte den Kopf. Seine. Familiengeschichte stellte das ultimative Argument dafür dar, dass die Dunkle Seite jedermanns Sache war, aber damit würde er jetzt nicht anfangen. »Du scheinst das nicht zu verstehen.«
»Mag sein«, stimmte sie ihm fröhlich zu. »Es klingt, als wolltest du mir sagen, dass es irrelevant ist, was du tust; dass nur zählt, warum du es tust.«
»Nein, so ist es ganz bestimmt nicht …«
»Nein? Dann verrate mir eins, Jacen Solo: Wenn du das edle Ziel verfolgt hättest, das Leben von Tausenden von Sklaven zu retten, wie es sich für einen wahren Jedi gehört, was hättest du anders gemacht? Oder würdest du dich dann wegen deiner Taten nur anders fühlen?«
Jacen runzelte die Stirn. »Das meinte ich nicht …«
»Wenn du ein Dhuryam für ein edles Ziel tötest, ist es dann weniger tot? Glaubst du, es interessiert diese toten Dhuryams, ob du sie in einem Wutanfall umgebracht hast oder mit kalter, ruhiger Jedi-Distanziertheit?«
»Es zählt für mich «, erklärte Jacen entschlossen.
»Ah, ich verstehe. Du kannst also tun, was du willst, solange du dabei deine Jedi-Ruhe bewahrst? Solange du dir sagen kannst, dass Leben für dich einen Wert hat? Du kannst töten und töten und töten, solange du bloß nicht die Nerven verlierst?« Sie schüttelte erstaunt blinzelnd den Kopf. »Ist das nicht ein bisschen pervers?«
»Keine dieser Fragen ist neu, Vergere. Jedi haben sie sich seit dem Sturz des Imperiums gestellt.«
»Länger als das. Glaube mir.«
»Wir haben keine besonders gute Antwort …«
»Ihr werdet nie eine Antwort finden, Jacen Solo.« Sie beugte sich zu ihm und legte die Hand auf seine Schulter. Ihre Berührung war warm und freundlich, aber ihre Augen hätten auch Sichtluken in den unendlichen Raum sein können. »Aber du kannst eine Antwort sein .«
Er verzog das Gesicht. »Das ergibt keinen Sinn.«
Sie drehte die Handflächen in einer Geste hilfloser Niederlage nach oben. »Was ergibt schon Sinn?«
»Nun ja«, seufzte er, »das habe ich mich auch schon gefragt.«
»Sieh dich um«, sagte sie. »Sieh dir diese Welt an: die Muster des Farnwalds, den rauen Verlauf des Geländes, die geflochtenen Farben der Ringe über uns. Es ist sehr schön, nicht wahr?«
»Ich habe so etwas noch nie gesehen«, antwortete Jacen wahrheitsgemäß.
»Das ist doch eine Art von ›Sinn‹, oder?«
»Ja. Ja, das stimmt. Manchmal, wenn ich zu den Sternen hinaufschaue oder eine wilde Landschaft sehe, habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich einen Sinn ergibt − nein, mehr, wie du es gesagt hast: dass es ein Sinn ist. Als wäre es sein eigener Grund.«
»Weißt du, was ich sehe, wenn ich diese Welt betrachte? Ich sehe dich.«
Jacen erstarrte. »Mich?«
»Was du hier rings um dich siehst, ist die Frucht deines Zorns, Jacen Solo. Du hast dafür gesorgt, dass all dies geschehen konnte.«
»Das ist doch lächerlich.«
»Du hast den Gestaltern des Saatschiffs die Entscheidung des Tizo’pil Yun’tchilat abgenommen. Du warst es, der das Dhuryam auswählte, das zum Pazhic Yuuzhan’tar A1’tirrna wurde: zum Gehirn der Welt. Du hast seine Rivalen vernichtet. Du hast ihm die Oberherrschaft über diesen Planeten gegeben. Dieser Planet bezieht seine Gestalt aus den Absichten deines Dhuryam-Freundes, aus seiner Persönlichkeit − und seine Persönlichkeit wurde durch eure Freundschaft geformt. All diese Schönheit existiert in dieser Form, weil du bist, wer du bist.«
Er schüttelte den Kopf. »Das war nicht, was ich geplant hatte …«
»Aber es ist, was du getan hast. Ich dachte, wir wären übereingekommen, dass es nur Jedi interessiert, warum du es getan hast.«
»Ich … du drehst mir immer das Wort im Mund herum«, sagte er. »Du machst es erheblich komplizierter, als es wirklich ist.«
»Im Gegenteil: Ich mache es einfacher. Was du rings um dich her siehst, Jacen Solo, ist eine
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