Das Erbe der Jedi-Ritter 15 - Die Ruinen von Corusant
geworden.
Eine zerlumpte Gestalt mit einer matten Biolumineszenz-Lampe kam um die Ecke gebogen und auf Nom Anors Nische zu. Die Gestalt ging gebückt; sie wirkte ungepflegt, und ihr Gewand flatterte um ihren Körper wie die Flügel eines unkoordinierten Flugtiers. Sie murmelte immer wieder den gleichen Satz vor sich hin:
» Sha grunnik ithhar Yun-Shuno. Sha grunnik ithhar Yun-Shuno .«
Nom Anor erkannte diesen Satz. Es war ein schlichtes Gebet, ein Flehen um Milde, und nicht an einen der Götter gerichtet, an den sich Nom Anors frühere Bekannte gewandt hatten. Dieses Gebet galt Yun-Shuno, der tausendäugigen Gottheit aller, die versagt hatten oder aus der Yuuzhan-Vong-Gesellschaft ausgestoßen worden waren − der Beschämten; wie man sie nannte.
Als er das begriff, machte er sich keine Sorgen mehr, gefangen genommen zu werden. Dieses Geschöpf war ein Beschämter, und Nom Anor hatte nichts von ihm zu befürchten. Shimrra würde niemals einen Beschämten schicken, um die Arbeit eines Kriegers zu tun − und selbst wenn dieser Beschämte ihn erkennen sollte, hätte ein solches Geschöpf keinen Grund, ihn zu verraten.
Nom Anor wartete, bis der Beschämte auf gleicher Höhe mit seinem Versteck war, dann trat er rasch heraus und baute sich bedrohlich vor ihm auf. Sein Erscheinen hatte die gewünschte Wirkung: Der Beschämte − ein Mann mittleren Alters − wich erschrocken zurück, bevor er sich zu Boden warf und wimmernd um Gnade flehte.
»Dieser Ort ist den Kindern Yun-Yuuzhans verboten!«, zischte Nom Anor. »Erkläre deine Anwesenheit!«
»Haben Sie Mitleid, Herr! Ich bin nichts − nicht einmal würdig, von Ihnen verachtet zu werden! Die Götter haben mich abgewiesen, und ich krieche wie ein Wurm durch den Bauch der Welt!«
»Ich weiß, was du tust!«, zischte Nom Anor. »Ich bin nicht blind, du Narr! Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, warum du das tust. Steh auf und sieh mich an.« Das Plaeryn Bol in seiner linken Augenhöhle spannte sich an, bereit, Gift zu spucken, sollte der Beschämte ihn doch erkennen.
Die abgerissene Kreatur erhob sich zu einer geduckten Stellung und hielt die Lampe ergeben nach oben. Sein Gesicht wirkte in dem trüben Licht teigig und verzerrt; seine Augen waren schief, und seine Nase sah aus, als wollte sie jeden Augenblick aus seinem Gesicht rutschen. Das Ergebnis schlechter Zuchtpraktiken, stellte Nom Anor angewidert fest.
»Ich habe mich verirrt, Herr. Das ist alles. Ich schwöre! Ich wurde von meinem Arbeitertrupp getrennt und habe die Orientierung verloren. Ich versuchte, ihren Stimmen zu folgen, aber die Echos haben mich verwirrt. Ich bin wertlos und demütig und unterwerfe mich in allem Ihrem Willen!«
Der Beschämte verbeugte sich tief und murmelte dabei weiterhin seine Entschuldigungen und Unterwürfigkeiten. Nom Anor schob ihn grob mit einem Fuß von sich. Der ehemalige Exekutor erkannte einen Lügner, wenn er einem begegnete. Er fragte sich allerdings, wieso der Beschämte log.
»Wie heißt du?«, fragte er, als der Beschämte schwieg.
»Vuurok I’pan, Herr«, erwiderte das Geschöpf und wagte dabei kaum aufzublicken.
»Wie lange bist du schon hier unten, I’pan?«
»Ich habe kein Zeitgefühl mehr, Herr«, sagte er. »Aber es fühlt sich an wie Stunden.«
»Hast du Wasser dabei?«
»Nein, Herr«, antwortete er und schaute zu Boden. »Es gibt hier unten kein trinkbares Wasser.«
»Tatsächlich?« Nom Anor fuhr mit dem dicken Finger über seine schmerzhaft gerissenen Lippen. »Dann ist es seltsam, dass deine Lippen nicht so trocken sind wie meine.«
Die Augen des Beschämten wurden groß, als er seine Antwort stotterte. »Es fühlt sich an wie Stunden, seit ich mich verirrt habe, Herr. Aber vielleicht war es in Wirklichkeit nicht so lang.«
Nom Anor widersetzte sich dem Drang, triumphierend zu lächeln. Schlechte Lügner stolperten ununterbrochen über ihre Unwahrheiten. »Sag mir«, forderte er und machte einen Schritt auf I’pan zu, »welcher Arbeit warst du zugeteilt? Wer war dein Aufseher? Wenn es noch nicht so lange her ist, seit du dich verirrt hast, sind sie vielleicht noch ganz in der Nähe. Vielleicht können wir sie noch finden.«
Vuurok I’pan wimmerte. Nom Anor trat ihn erneut und legte all seinen Zorn und seine Frustration in den Stoß.
»Dummkopf! Glaubst du tatsächlich, dass du mich belügen kannst? Du hast kein Werkzeug bei dir und bist nicht einmal für die Arbeit hier unten gekleidet!«
»Bitte, Herr! Ich bin niemand. Ich bin
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