Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
− Gaeriel Captison, ehemalige Premierministerin von Bakura, hatte ihr Leben geopfert, um die sacorianische Triade aufzuhalten, während Pter Thanas vor ein paar Jahren an der Knowt’schen Krankheit gestorben war −, war ihr Patenonkel Luke Skywalker wahrscheinlich das Letzte, was ihr an familiärer Geborgenheit geblieben war. Wie konnte Jaina ihr das verweigern?
»Ich wünschte, wir hätten uns unter besseren Umständen kennen lernen können«, sagte sie und trat näher. Sie zeigte auf die Pritsche. »Darf ich?«
»Du hast dir eine komische Besuchszeit ausgesucht«, sagte Malinza und rutschte beiseite, damit Jaina sich setzen konnte.
»Willst du mit mir über das reden, was passiert ist?«
Malinza betrachtete Jaina mit einem Ausdruck von Reife, der nicht zu ihrem Alter passen wollte. Ihr Blick war durchdringend, was noch mehr auffiel, weil ihre Augen unterschiedliche Farben hatten. Ihre linke Iris war grün, ihre rechte grau.
Genau wie bei ihrer Mutter, dachte Jaina.
Längere Zeit schien es, als wollte Malinza nicht auf Jainas Frage antworten.
»Du weißt, wieso ich hier drin bin«, sagte sie nach einer Weile.
»Man bezichtigt dich, den Premierminister entführt zu haben.«
»Tatsächlich lautet die offizielle Anklage ›Störung der öffentlichen Ordnung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung‹.«
»Läuft das nicht auf das Gleiche hinaus?«
Malinza schüttelte den Kopf. »Der Unterschied ist tatsächlich recht wichtig.«
»Warum? Jetzt, da Cundertol zurückgekehrt ist …«
»Ich hatte nichts mit seiner Entführung zu tun«, unterbrach Malinza sie. »Aber der Rest stimmt durchaus.«
»Tut mir leid, aber es fällt mir schwer, mir dich als Terroristin vorzustellen.«
Malinza lächelte dünn über Jainas Bemerkung, dann streckte sie die Arme aus und zeigte die blauen Flecken dort. »Sieh mich an«, sagte sie. »Wenn sie mich hätten schlagen wollen, hätte es Möglichkeiten gegeben, das ohne Spuren zu tun. Die hier habe ich mir verdient, weil ich mich der Verhaftung widersetzte. Sie haben drei Mann und zwei Droiden gebraucht, um mich zu überwältigen.«
Auf ihren Zügen zeichnete sich glühender Stolz ab, aber auch das konnte nicht diese schreckliche Müdigkeit verbergen, die Jaina nur zu gut kannte. Ihr war nach Anakins Tod so zumute gewesen: das Gefühl, nichts mehr zu verlieren zu haben, Verzweiflung, Trostlosigkeit. Es war so leicht, die Zeichen von Selbstzerstörung für Kampfesnarben zu halten.
»Wofür kämpfst du?«, fragte Jaina.
»Das ist das Seltsamste. Vor einer Woche habe ich noch überhaupt nicht gekämpft.« Malinzas Trotz löste sich vollkommen auf und wich ehrlichem Staunen. »Du hast keine Ahnung, wo ihr hier gelandet seid. Ich sage dir, es ist einfach verrückt.«
»In welcher Weise, Malinza?« Jaina beugte sich näher, um sie zur Vertraulichkeit zu ermutigen.
Das Mädchen kicherte. »Dass ich auch nur daran denke, es dir zu sagen, ist vielleicht das Verrückteste daran«, sagte sie und ließ sich gegen die Wand sacken. »Wenn hier überhaupt jemand der Feind ist, dann seid ihr das.«
Jaina verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Es hatte keinen Sinn, Malinza noch mehr zu bedrängen. Es würde entweder herauskommen oder nicht.
Nach über einem Dutzend Herzschlägen seufzte das Mädchen. »Was soll’s? Es ist schließlich nicht so, als hätte ich nicht schon versucht, es allen hier zu sagen.«
»Sie glauben dir nicht?«
»Wieso sonst sollte ich hier drin sein?« Das Mädchen zeigte auf eine Sicherheitscam an der Wand. »Es wird ihnen wahrscheinlich nicht wehtun, es noch einmal zu hören. Und wer weiß, vielleicht hören sie diesmal ja zu.«
»Und selbst wenn sie das nicht tun«, sagte Jaina, »kannst du sicher sein, dass ich es tun werde.«
Malinza lächelte und nickte. »Also gut«, sagte sie und beugte sich wieder vor, um mit ihrer Geschichte zu beginnen. »Vor etwa einem Monat war ich einfach nur die Anführerin einer Zelle von Aktivisten und nutzte den Ruf meiner Eltern, um unsere Botschaft zu verbreiten. Es gab insgesamt sechzehn von uns. Zuerst organisierten wir nur Proteste und verbreiteten unsere Botschaft − aber im Lauf der Zeit ist es viel umfassender geworden. Wir nennen uns Freiheit .« Sie verdrehte die Augen. »Ich weiß, das klingt ziemlich lahm, aber es trifft den Punkt.«
»Und welcher Punkt ist das?«
»Selbstverständlich, dass wir genug davon haben, uns imperialen Doktrinen zu unterwerfen. Es ist Zeit, unsere Fesseln abzuwerfen
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