Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
Gesicht der Bittstellerin spritzten.
Mit einem harschen Aufschrei fiel die Frau auf den Rücken.
Die Leute im Saal drehten durch. Nom Anor ließ sich gegen den Thron zurücksacken. Seine Muskeln waren wie Gelee. Er hörte Schreie, Verwirrung, Rufe nach Ordnung. Aber er empfand nur Leere. Er war dem Tod so nahe gewesen! Das Plaeryin Bol, das sich dort befand, wo einmal sein linkes Auge gewesen war, hatte ihn gerettet − er hatte immer gewusst, dass es ihn eines Tages retten würde. Aber er wusste auch, dass er sich noch lange nicht sicher fühlen konnte. Man hatte eine Attentäterin geschickt, um ihn umzubringen, und er war dem Tod so nahe gewesen. Andere Attentäter würden folgen; er würde nie wieder sicher sein!
Er zwang sich aufzustehen, zu denken, zu handeln. Kunra und Shoon-mi sorgten dafür, dass die Menge sich beruhigte, und schauten zu ihm hin, weil sie Anweisungen erwarteten. Zu seinen Füßen wand sich die Bittstellerin, als das lähmende Gift sich in ihrem System ausbreitete. Nom Anor kniete sich neben sie, drückte seine Klauen an beide Seiten ihrer Nase und suchte nach dem Druckpunkt, der bewirken würde, dass sich die Ooglith-Maske löste. Es war ihm gleich, ob das Geschöpf dabei die Hälfte des Gesichts der Spionin mitnahm. Er musste wissen, wen Shimrra geschickt hatte; er musste einen Blick auf das Gesicht seiner Möchtegern-Attentäterin werfen.
Die Ooglith-Maske löste sich mit einem grotesken Geräusch, als würde Stoff zerrissen. Darunter lag ein Gesicht, das Nom Anor vertrauter war, als er erwartet hatte. Es gehörte keiner Kriegerin und keiner namenlosen Dienerin. Weit gefehlt.
Die Bittstellerin war Ngaaluh, eine Priesterin von Yun-Harla. Er kannte sie von früher, als ihre Sekte sich an Versuchen, die Ungläubigen zu unterwandern, beteiligt hatte. Er hatte sie mehrmals in Gesellschaft von Harrar gesehen, einem anderen Priester, der an Shimrras Hof aufgestiegen war.
»Sie?« Nom Anor starrte sie ärgerlich an. »Warum Sie ?«
»Ich …« Ngaaluhs Augen waren groß und verängstigt, ihre bläulichen Tränensäcke beinahe unsichtbar. Das Gift ließ Feuer durch ihr Nervensystem rasen und machte ihr das Atmen schwer. Bald würde ihr Herz aufhören zu schlagen, und alles würde vorüber sein. Unter Schmerzen versuchte sie, etwas zu sagen. Sie hob die Hand, aber Nom Anor wich zurück. Dann schaute er noch einmal hin, als etwas aus dem schwächer werdenden dreifingrigen Griff der Priesterin fiel. Es war keine Waffe, wie Nom Anor vermutet hatte. Es war ein lebendes Unrik − ein Brocken Gewebe aus Ngaaluhs Körper, der ein Opfer an ihre Götter darstellte. Unriks wurden durch Biotechnologie am Leben erhalten und stellten ein Symbol der Ergebenheit dar − und sie hatte es Nom Anor anbieten wollen!
»Du Närrin!« Er kniete sich neben Ngaaluh, als die Priesterin zu zittern begann. Es gab ein Gegenmittel gegen das Gift des Plaeryin Bol, aber er hatte nicht erwartet, es jemals anwenden zu müssen. Die Nervenpfade waren eingerostet, und er musste sich konzentrieren, um das tief eingegrabene Biokonstrukt zum Leben zu erwecken. Mit einem hörbaren Klicken schnappte sein Daumen in eine vollkommen gerade Position. Nom Anor verkniff sich einen Schrei über den brennenden Schmerz in dem Gelenk. Eine haarfeine Nadel kam unter der Klaue hervor. Er schob sie in Ngaaluhs Hals, wo die Schlagader immer noch pulsierte. Seine Schmerzen wurden noch größer, als das Gegengift sich in Ngaaluhs Blutstrom ergoss, aber das war nichts verglichen mit dem, was sie empfinden musste. Er drückte die Priesterin fest auf den Boden, als jeder Muskel in ihrem Körper zu zucken begann. Ein klagendes, zischendes Geräusch drang zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor und wurde mit jedem Krampf lauter.
Dann wurde sie plötzlich schlaff. Nom Anor, der das Schlimmste befürchtete, beugte sich über sie.
»Yu’shaa …«
Das Wort war kaum mehr als ein Seufzen, und damit schlossen sich Ngaaluhs Augen. Nom Anor drückte die Hand an die Stelle, wo er das Gegengift injiziert hatte. Obwohl es nach außen hin nicht so aussah, sprach der schwache, aber stetige Pulsschlag der Priesterin dafür, dass sie weiterleben würde.
Er blickte auf. Seine Anhänger starrten ihn erschrocken und staunend an. Wie viel sie von dem, was gerade geschehen war, verstanden, wusste er nicht, aber er bezweifelte, dass sie die Tragweite der Ereignisse auch nur annähernd begreifen konnten. Die Götter hatten Nom Anors Gebete in Gestalt dieser
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