Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
nachgab, würde Anakins Albtraum Wirklichkeit werden, und wer würde sich dann gegen die Yuuzhan Vong stellen? Das Leben in der Galaxis würde in einer schleichenden Flut von Dunkelheit versinken, die kein Morgengrauen jemals vertreiben könnte.
Sie schüttelte den Kopf, um klarer denken zu können, und setzte sich im Schneidersitz auf den Steinboden, um auf Goures Rückkehr zu warten. Mit grimmiger Entschlossenheit versetzte sie sich in eine Jedi-Regenerationstrance. Es war lange her, seit sie zum letzten Mal geschlafen hatte, und sie würde ihre Kraft brauchen. Ihr Körper musste stark sein, sagte sie sich, ihre Sinne scharf, ihre Konzentration ein Kristallspeer, der durch die Schichten von Täuschung zu der Wahrheit darunter vordrang …
Aber ein Wurm des Zweifels kroch in ihre Trance, als ihr etwas Beunruhigendes auffiel. Ganz gleich, wohin sie ging, sie konnte nie wieder dieselbe sein. Riina würde immer in ihrem Hinterkopf lauern und darauf warten, nach vorn zu kommen. Und die Frage »Wer bin ich wirklich?« würde all ihre Gedanken begleiten. Wie konnte sie auf diese Weise ihr Leben führen, wie konnte sie auch nur einen einzigen weiteren Tag hinter sich bringen?
Ich bin Tahiri Veila, sagte sie sich erneut. Jedi-Ritter und Kind der Sandleute. Ich werde siegen!
Oder im Kampf um diesen Sieg sterben …
27
Die Audienz verlief nicht gut.
»Yu’shaa, dein Wort verbreitet sich jeden Tag weiter, und immer noch werden wir verhöhnt. Man schlägt uns und tötet uns, wie es immer war. Wie lange noch, bis wir frei sein werden, so zu sein, wie wir sind?«
Nom Anor antwortete: »Wir werden erst frei sein, wenn die Nicht-Beschämten uns als ihresgleichen akzeptieren, als das, was wir in den Augen der Götter bereits sind. Unsere Botschaft − die Philosophie der Jeedai − wird sie schließlich dazu veranlassen, wenn wir sie weit genug verbreiten. Wenn die Botschaft sie nicht überzeugt, dann werden wir sie dazu zwingen, unsere Philosophie − und uns − zu akzeptieren. Erst dann werden wir unser Ziel erreichen.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Es ist ein schwerer Weg, das weiß ich − aber einer, den wir gehen müssen.«
»Aber wenn wir Yun-Yuuzhans Arbeit tun, dann muss sein Wille doch auch dem Feind klar werden. Sie werden doch sicher die Wahrheit, die die Jeedai bringen, erkennen?«
»Man kann einem Blinden etwas tausendmal zeigen, und er wird es immer noch nicht sehen; man kann einer Tauben eine Botschaft zurufen, bis das Universum erkaltet, und sie wird es niemals hören. So ist es auch mit unseren Feinden. Nur jene, die der Wahrheit gegenüber offen sind, werden die Wahrheit akzeptieren, die die Jeedai bringen. Jene, die das nicht tun, jene, die weiter eine pervertierte Philosophie des Schmerzes und des sinnlosen Opfers verbreiten, sind die, die geopfert werden müssen. Nur jemand, der die Fähigkeit hat, erlöst zu werden, kann erlöst werden.«
Die Frau, die die Frage gestellt hatte, nickte nachdenklich und unsicher, als hätte Nom Anors Antwort sie nur zum Teil zufrieden gestellt. Nom Anor sah sie forschend an, suchte nach etwas, das sie vom Rest der Gemeinde unterschied. In die übliche Prozession von Behinderten und Kranken mischten sich inzwischen immer mehr Gesunde und Personen aus höheren Rängen, die alle unzufrieden mit dem Status quo an der Oberfläche waren. Aber obwohl diese Beschämte über die übliche Menge an Narben und versagenden Bioimplantaten verfügte, hatte Nom Anor das Gefühl, dass etwas sie von den anderen unterschied. Sie war in ein schmuckloses Gewand gehüllt und schlank, ohne dünn zu sein. In ihren Augen stand die leidenschaftliche Intelligenz derer, die von Zweifeln verschlungen werden. Sie hatte nicht die gebeugte, geduckte Haltung so vieler Bittsteller.
»Aber Meister«, fuhr die Frau fort, »was, wenn einer der Feinde tatsächlich hinterfragen sollte, was man ihm beigebracht hat? Es ist schwer, gegen ein Leben voller Lügen anzukämpfen − besonders, wenn die Wahrheit vor einem verborgen wird. Der Feind, den du verhöhnst, hört nur, was man ihm sagt, gefiltert durch viele Ohren und Münder. Die Botschaft wird verzerrt, umwölkt von jenen, die in der Tat deine Feinde sind, die dir alle Arten von Ketzerei unterstellen, um dich verdammen zu können. Was ist mit denen, die die Wahrheit hören wollen, die sie aber nicht erreicht? Erkennt Yun-Yuuzhan Unwissen als Erklärung an?«
Nom Anor kniff hinter der Ooglith-Maske die Augen zusammen »Es sollte unser
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