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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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seid?«
 
    Ich lebe sehr zurückgezogen, verlasse meine Gemächer nur, um an meinem Tisch vor den Augen des Hofes zu dinieren. Dann versuche ich, heiter zu erscheinen oder besser noch: unschuldig. Sie verhören Thomas Cromwell und verhaften weitere Männer, die des Hochverrats gegen den König beschuldigt werden. Sie sollen eine Hexe geholt haben, um seine Männlichkeit zu zerstören. Ein ganzes Netz von Verschwörern ist aufgeflogen. Lord Lisle soll angeblich das Zentrum der Verschwörung in Calais gewesen sein, er hat die Papisten und die Familie Pole unterstützt, die schon lange den Thron von den Tudors zurückerobern wollten. Lord Lisles stellvertretender Kommandant von der Feste Calais ist nach Rom geflohen, um unter Kardinal Pole zu dienen, und das wird als neuer Beweis für seine Schuld gewertet. Es heißt, Lord Lisle und seine Partei hätten sich der Dienste einer Hexe versichert, um sicherzustellen, dass die Ehe des Königs mit mir keine Früchte trägt, dass der reformierte Glauben keinen Erben erhält. Doch gleichzeitig wird behauptet, dass Thomas Cromwell die Lutheraner unterstützt habe oder die Reformatoren oder die Evangelikalen. Es wird behauptet, er habe mich als künftige Königin ins Land gebracht und dann einer Hexe aufgetragen, den König im Ehebett versagen zu lassen, damit Cromwell seine eigenen Nachkommen auf den Thron setzen kann. Aber wer ist denn nun diese Hexe?, fragt sich der gesamte Hofstaat. Wer ist diese Hexe, die mit Lord Lisle befreundet war und von Thomas Cromwell nach England gebracht wurde? Wer ist sie?
    Natürlich kommt nur eine Frau infrage.
    Doch niemand hat bis jetzt die Hexe beim Namen genannt, sie sammeln noch Beweise.
    Prinzessin Maria soll nun bald den Hof verlassen. Ich habe nur eine letzte Chance, mit ihr zu sprechen, und begebe mich zum Tor, wo sie auf ihre Pferde wartet.
    »Ihr wisst, ich bin unschuldig an Missetaten«, sage ich zu ihr, überdeckt vom Lärm der eilenden Diener und ihrer Leibwache, die ungeduldig nach den Pferden ruft. »Was Ihr in Zukunft auch hört, bitte glaubt mir: Ich bin unschuldig.«
    »Natürlich«, sagt sie, ohne eine Miene zu verziehen oder mich anzusehen. Sie ist Heinrichs Tochter, sie hat eine lange Lehrzeit hinter sich, in der sie lernte, sich mit keiner Miene zu verraten. »Ich werde jeden Tag für Euch beten. Ich werde beten, dass alle Eure Unschuld erkennen mögen, so wie ich das tue.«
    »Ich bin sicher, auch Lord Lisle ist unschuldig«, wispere ich.
    »Zweifellos«, lautet ihre knappe Antwort.
    »Kann ich retten ihn? Könnt Ihr?«
    »Nein.«
    »Prinzessin Maria, bitte, kann nichts getan werden?«
    Sie riskiert einen Seitenblick. »Liebste Anna, nichts. Ihr könnt nichts tun, als Eure Gedanken für Euch zu behalten und um bessere Zeiten zu beten.«
    »Könnt Ihr mir nicht etwas sagen?«
    Sie schaut sich um und sieht, dass ihre Pferde noch nicht da sind. Da nimmt sie meinen Arm und wir spazieren gemeinsam zum Stallhof, als wollten wir nachschauen, wie lange es noch dauert. »Worüber?«
    »Wer ist die Pole-Familie? Und warum fürchtet der König Papisten, wo er sie doch schon so lange besiegt hat?«
    »Die Poles gehören zur Plantagenet-Familie, zum Hause York. Manche würden sagen, sie sind die wahren Erben des englischen Throns«, erklärt sie. »Lady Margaret Pole war die engste Freundin meiner Mutter und dem Thron absolut treu ergeben. Und nun hat der König sie in den Tower gesteckt, zusammen mit allen Mitgliedern ihrer Familie, deren er habhaft werden konnte. Sie sind des Hochverrats angeklagt, aber alle Welt weiß, dass sie sich nur eines Vergehens schuldig gemacht haben: Sie haben königliches Plantagenet-Blut. Der König fürchtet so um seinen Thron, dass er diese Familie vermutlich nicht am Leben lassen wird. Sogar Lady Margarets Enkel, zwei kleine Jungen, sitzen im Tower. Auch sie werden nicht am Leben bleiben. Und meine liebste Lady Margaret ebenfalls nicht. Andere Mitglieder der Familie Pole leben im Exil, sie können nie mehr heimkehren.«
    »Sie sind Papisten?«, frage ich.
    »Ja«, erwidert sie ruhig. »Das sind sie. Einer von ihnen, Reginald, ist Kardinal. Manche sind der Meinung, sie seien die wahren Könige Englands und die Hüter des wahren Glaubens. Aber so etwas zu sagen, wäre Hochverrat, und darauf steht die Hinrichtung.«
    »Aber warum fürchtet der König Papisten so sehr? Ich dachte, England hätte sich bekehrt zu reformiertem Glauben? Ich glaubte, Papisten wären besiegt?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein.

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