Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
benutzt, um bei Hofe aufzusteigen, um in des Königs innersten Zirkel zu gelangen. Vor allem er hätte verstanden, dass die Wahrheit in schweren Zeiten ein Luxus ist, den sich der Höfling nicht leisten kann.
Ich glaube, George wäre überrascht, wie weit der König gegangen ist, wie leicht er von der Macht zu großer Macht und schließlich zu Allmacht gelangte. George war kein Dummkopf; wenn er noch unter uns weilte, dann würde er uns womöglich warnen, dass dieser König mit seinem zügellosen Willen kein prächtiger Herrscher ist (wie wir ihm stets versichern), sondern ein Ungeheuer. Ich glaube, als George starb, wusste er bereits, dass dieser König die Grenzen zur Tyrannei erreicht hatte und noch weitergehen würde.
Wie es bei den königlichen Hochzeiten zur Gewohnheit zu werden scheint, wird auch diese von einer Reihe Hinrichtungen begleitet. Der König nimmt eine neue Verehelichung zum Anlass, Rechnungen mit alten Feinden und den Freunden seiner letzten Ehefrau zu begleichen. Der Tod des Earl of Hungerford und seines närrischen Wahrsagers scheint das Getuschel um Hexenwerk zum Verstummen zu bringen. Hungerford war jeglicher Art von Geisterbeschwörung und wilder sexueller Ausschweifungen angeklagt worden. Eine ganze Reihe Papisten müssen für ihre Teilnahme an der Lisle-Verschwörung mit ihrem Leben bezahlen, darunter auch Prinzessin Marias Lehrer, was sie sehr betrüben - und ihr eine Warnung sein wird. Die Freundschaft mit Anna von Kleve hat der Prinzessin keinen Schutz verschafft. Wieder einmal steht sie freundlos da, schwebt in Gefahr. Alle Papisten und Sympathisanten von Papisten schweben nun in Gefahr. Die Howards sind wieder an der Macht und unterstützen den König und die Kirche von England, in dieser Reihenfolge. Die Howards sind wieder an der Macht, und der König räumt gründlich mit alten Feinden auf, um sein Glück mit dem neuen Howard-Mädchen herauszustreichen. Auch eine Hand voll Lutheraner lässt er hinrichten: dies als Warnung an Anna von Kleve und jene, die glaubten, sie würde ihn den Reformern zuführen. Wenn sie vor dem Schlafengehen neben ihrem Bett in Schloss Richmond niederkniet, weiß sie, dass sie dem Tod um Haaresbreite entronnen ist. Er wird wollen, dass sie für den Rest ihres Lebens in Angst davor lebt.
Katherine, so fällt mir auf, kniet auch zum Gebet nieder, schließt aber ihre Augen nicht. Ich könnte schwören, dass sie nicht einmal ein Gegrüßet seist du, Maria! beherrscht. Sie faltet ihre langen, weißen Finger, und sie kniet fromm und atmet hörbar, aber an Gott denkt sie gewiss nicht. Wahrscheinlich denkt sie gar nichts, möchte ich meinen. In diesem hübschen Köpfchen hausen nicht allzu viele Gedanken. Wenn sie um irgendetwas betet, dann wahrscheinlich um Zobelpelze, wie sie Königin Anna zur Verlobung bekam.
Natürlich ist sie viel zu jung, um eine gute Königin zu sein. Sie ist zu jung, um etwas anderes zu sein als ein albernes Mädel. Sie hat noch nie etwas von Mildtätigkeit für die Armen gehört, nichts über die Pflichten ihrer hohen Stellung, nichts über die Führung eines großen Haushalts, von der Führung eines Landes gar nicht zu reden. Wenn ich an den Unterschied zu Katharina denke, die England beherrschte, könnte ich laut lachen. Dieses Kind könnte nicht einmal einen Spaniel beherrschen. Aber sie tut alles, um dem König gefällig zu sein. Ihr Onkel, der Herzog, hat sie hervorragend in Gehorsam und Höflichkeit unterrichtet, und meine Pflicht besteht darin, auf die Etikette zu achten. Sie tanzt sehr hübsch für den König und sitzt still neben ihm, während er mit Männern spricht, die ihre Großväter sein könnten. Sie lächelt, wenn er das Wort an sie richtet, und sie erträgt es, dass er sie in die Wange kneift oder ihre Taille umschlingt, ohne eine Miene zu verziehen. Neulich beim Dinner konnte er seine Hände nicht von ihrem Busen lassen, und sie errötete tief, wich aber nicht zurück, als er sie vor aller Augen begrapschte. Sie ist in einer harten Schule aufgewachsen, die Herzoginwitwe ist für ihre schweren Strafen bekannt. Und mein Gebieter, der Herzog, wird ihr mit der Axt gedroht haben, wenn sie dem König nicht in Gedanken und Worten und Taten zu Willen ist. Um ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, muss man zugeben, dass sie ein liebes, freundliches Ding ist, das sich über des Königs Geschenke freut, das sich freut, Königin zu sein. Es fällt ihr leicht, schön auszusehen und ihm zu gefallen. Nach mehr fragt er im Moment
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