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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihn halten? (Und glaubt mir, sie werden ihre hübschen Töchter dutzendweise an den Hof schicken.) Wenn des Königs Gesundheit sich weiter verschlechtert, wenn er kein Kind zeugen kann, wird er ihr dann gestehen, dass es das Versagen eines alten Mannes ist, und sie um Verzeihung bitten? Nein, das wird er nicht tun. Und wenn er ihr die Schuld an seinem Unvermögen gibt, wer wird sie verteidigen? Wer wird Katherine Howards Freund und Beschützer sein, wenn der König sich gegen sie wendet?

 
 
K ÖNIGIN K ATHERINE , O ATLANDS -P ALAST , 28. J ULI 1540
 
    Nun, ich muss sagen, es ist ja ganz nett, verheiratet zu sein, aber meine Hochzeit war nicht halb so prächtig wie ihre. Es gab keinen Empfang für mich in Greenwich, und ich durfte nicht auf einem schönen Ross geritten kommen, damit er mich im Beisein aller Adeligen Englands willkommen hieß. Ich durfte keine Bootsfahrt über die Themse machen, damit die Bürger Londons mir zujubeln konnten. Wer also glaubt, es sei eine fröhliche Sache, einen König zu heiraten, lasse sich gesagt sein, dass meine Hochzeit - rundheraus gesprochen - eine ziemlich unrühmliche Angelegenheit war. Da! Jetzt hab ich's gesagt ..., und jeder, der anders darüber denkt, war nicht dabei. Und das trifft wohl auf die meisten zu, denn es war so gut wie niemand von Bedeutung da.
    Am Tag vorher sagte ich noch zu Lady Rochford: »Bitte, fragt doch den Kammerherrn oder den Herrn Oberhofmeister oder sonst wen, wie das Zeremoniell vor sich geht. Wo ich stehen soll und was ich sagen soll und was ich tun soll.« Ich wollte doch üben! Ich übe gern, bevor ich vor vielen Leuten auftrete und weiß, dass alle mich beobachten. Ihre Erwiderung aber hätte mir eine Warnung sein sollen.
    »Da gibt es nicht viel zu üben«, sagte sie verdrießlich. »Euer Bräutigam ist noch vom letzten Mal gut in Übung. Ihr werdet lediglich das Gelübde wiederholen müssen. Und Publikum wird kaum vorhanden sein.«
    Und sie lag vollkommen richtig! Anwesend waren der Bischof von London, der die Trauung vollzog (kein richtiger Erzbischof für mich, danke schön!), der König, der ein altes, schäbiges Wams trug - war das nicht schon fast eine Beleidigung? -, und ich im schönsten Kleid, das ich in der kurzen Zeit von zwei Wochen auftreiben konnte. Und ich hatte nicht einmal eine Krone!
    Er schenkte mir zwar schönen Schmuck (den ich sogleich zum Goldschmied schickte, um ihn schätzen zu lassen, und er ist wirklich wertvoll), aber manche der Stücke wurden von Katharina von Aragon aus Spanien mitgebracht, das weiß ich genau - und wer möchte schon Schmuck haben, der einst einer Freundin deiner Großmutter gehörte? Ich zweifle nicht daran, dass ich noch meinen Zobel bekommen werde, so wertvoll wie der von Königin Anna, und ich habe bereits die Schneiderinnen angewiesen, mir neue Kleider zu nähen, und es werden wohl noch Geschenke aus aller Welt kommen, sobald es alle wissen.
    Aber es ist nicht zu leugnen, dass es keine so prächtige Hochzeit war, wie ich erwartet hatte, und nichts im Vergleich zu ihrer Hochzeit. Ich hatte geglaubt, die Vorbereitungen würden Monate in Anspruch nehmen und es würde Festzüge geben und einen würdevollen Einzug in London. Dort hätte ich eine Nacht im Tower verbracht und wäre dann durch goldbrokatgeschmückte Straßen zur Westminster-Abtei gezogen, und die Menschen hätten mir zu Ehren Lieder gesungen, vielleicht »Schönste Katherine« oder »Rose von England«.
    Aber nein, hier sind nur ein schnöder Bischof, der König und ich, ich in einem bezaubernden Kleid aus graugrüner Seide, das die Farbe ändert, wenn ich mich bewege, und einer neuen Haube und seinen geschenkten Perlen - immerhin -, und als Zeugen sind mein Onkel und meine Großmutter anwesend und ein paar Höflinge. Und dann begeben wir uns zum Frühstück, und dann ... sprechen sie die ganze Zeit nur darüber, dass Thomas Cromwell enthauptet worden ist!
    Bei einem Hochzeitsfrühstück! Ist das vielleicht ein Thema, das eine Braut an ihrem Hochzeitstag zu hören wünscht? Weder trinken sie mir zu, noch werden Reden gehalten, und eine festliche Stimmung will auch nicht aufkommen. Niemand macht mir Komplimente, es wird nicht getanzt und nicht geflirtet. Sie können von nichts anderem reden als von Thomas Cromwell, weil der heute geköpft worden ist. An meinem Hochzeitstag! Feiert der König etwa so seine Hochzeit? Mit dem Tod seines Ersten Beraters und besten Freundes? Kein sehr nettes Geschenk für ein Mädchen an seinem

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