Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
Schlingel wie sein Vater, ein kräftiger Junge, der Abkömmling eines jungen, starken Mannes.
Sie errät meine Gedanken. »Ihr seid die Königin«, sagt sie energisch. »Jedes Kind, das Ihr in Eurem Leibe tragt, ist des Königs Kind, es ist Gottes Wille. Ihr dürft keinen Moment lang etwas anderes glauben.«
»Aber ...«
»Kein Aber«, sagt sie. »Und Ihr solltet dem König sagen, dass Ihr vielleicht guter Hoffnung seid.«
»Ist es nicht zu früh?«
»Es ist niemals zu früh, ihm Grund zur Hoffnung zu geben«, erwidert sie. »Wir sind doch bemüht, ihn zufriedenzustellen.«
»Ich sage es ihm«, verspreche ich. »Heute Nacht kommt er wieder zu mir. Später könnt Ihr Thomas rufen. Ihm sage ich es auch.«
»Nein«, widerspricht sie sogleich. »Thomas Culpepper darf es nicht erfahren.«
»Aber ich will es ihm sagen!«
»Das würde alles verderben«, erklärt sie. Sie spricht nun sehr schnell, überzeugend. »Wenn er glaubt, dass Ihr in anderen Umständen seid, wird er nicht mehr bei Euch liegen. Er wird Euch abstoßend finden. Er will eine Geliebte, kein Mutterschaf, das seine Kinder austrägt. Ihr dürft Thomas Culpepper kein Wort sagen, aber dem König solltet ihr Hoffnung machen. So werden diese Dinge gehandhabt.«
»Aber er würde sich bestimmt freuen ...«
»Nein.« Energisch schüttelt sie den Kopf. »Er wäre vielleicht erfreut, aber in Euer Bett würde er nicht mehr kommen. Er würde sich eine Geliebte nehmen. Ich habe ihn mit Catherine Carey sprechen sehen. Er würde sich eine Geliebte nehmen, bis Eure Schwangerschaft vorbei ist.«
»Das könnte ich nicht ertragen!«
»Dann sagt ihm kein Wort davon. Macht dem König Hoffnung, aber sagt Thomas nichts.«
»Ich danke Euch, Lady Rochford«, sage ich demütig. Wenn sie mir keine Ratschläge gäbe, wüsste ich nicht, was ich tun sollte.
An diesem Abend kommt der König in meine Gemächer, und sie hieven ihn auf mein Bett. Ich stehe am Kamin, während sie sich abrackern, bis er schließlich daliegt wie ein riesiges Baby, die Decke bis unters Kinn hochgezogen.
»Mein lieber Mann«, hauche ich.
»Komm zu Bett, meine Rose«, sagt er. »Heinrich will seine Rose.«
Ich knirsche mit den Zähnen über seine Einfalt, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. »Ich möchte Euch etwas sagen«, beginne ich. »Ich habe gute Neuigkeiten.«
Er stemmt sich ein wenig hoch, gespannt, was ich zu sagen habe. »Ja?«
»Ich habe meine Regel nicht bekommen«, sage ich. »Ich könnte guter Hoffnung sein.«
»Oh, meine Rose! Meine süßeste Rose!«
»Es ist noch zu früh, um es mit Sicherheit sagen zu können«, warne ich. »Aber ich dachte, Ihr würdet es sofort wissen wollen.«
»Natürlich!«, versichert er. »Liebste, sobald Ihr mir sagt, dass es stimmt, werde ich Euch zur Königin krönen lassen.«
»Aber Eduard wäre immer noch Thronerbe?«, vergewissere ich mich.
»Ja, sicher, aber mir wäre solch eine Last vom Herzen genommen, wenn ich wüsste, dass Eduard einen Bruder hat. Eine Familie mit einem einzigen Sohn kann sich nicht in Sicherheit wiegen, und eine Dynastie braucht männliche Erben. Ein kleiner Unfall, und schon hat man keinen Thronerben mehr - sind aber zwei Jungen vorhanden, dann ist man abgesichert.«
»Und ich bekomme eine prächtige Krönung«, dränge ich ihn. Ich stelle mir die Krone vor und den Schmuck und das Kleid und die Feierlichkeiten und Tausende von Menschen, die mich hochleben lassen, mich, die neue Königin von England.
»Ihr werdet die prächtigste Krönung haben, die England je erlebt hat, denn Ihr seid die größte Königin«, verspricht er. »Und sobald wir nach London zurückkommen, werde ich Euch zu Ehren einen neuen Nationalfeiertag anordnen.«
»Ja?« Das klingt wunderbar: Ein ganzer Tag, nur um zu feiern, dass es mich gibt! Kitty Howard: voilà, in der Tat! »Ein ganzer Tag für mich?«
»Ein Tag, an dem alle zur Kirche gehen und ein Dankgebet sprechen, dass Gott Euch mir geschenkt hat.«
Nur die Kirche also. Ich bringe ein schwaches, enttäuschtes Lächeln zustande.
»Und der Leiter der Hoflustbarkeiten wird am Hofe ein prächtiges Bankett und eine Feier ausrichten«, fährt er fort. »Und jeder soll Euch Geschenke machen.«
Ich strahle. »Das hört sich wunderbar an«, sage ich zufrieden.
»Ihr seid meine süßeste Rose«, sagt er. »Meine Rose ohne Dornen. Kommt nun zu mir ins Bett, Katherine.«
»Ja.« Ich vermeide tunlichst, an Thomas zu denken, während ich auf die gedunsene Gestalt in dem großen Bett
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