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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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wie lange noch?
    Dr. Harsts Spitzel berichtet, dass der Gesundheitszustand des Königs sich deutlich gebessert habe und ihm die Aussicht auf die Reise in den Norden sogar Freude mache. Unser Mann ist allerdings nicht mitgereist, sondern in Hampton Court geblieben, um im Zuge der allgemeinen Ausräucherung des Schlosses die königlichen Gemächer zu reinigen. Deshalb bin ich nicht darüber informiert, was sich auf der Sommerreise tut. Ich bekam einen Brief von Lady Rochford, dass es dem König besser gehe und dass er und Katherine ein fröhliches Paar abgäben. Wenn dieses arme Kind nicht bald ein Kind empfängt, dann glaube ich nicht, dass sie noch lange fröhlich sein wird.
    Ich korrespondiere auch mit Prinzessin Maria. Sie ist sehr erleichtert, dass ihre Verheiratung mit einem französischen Fürsten nicht mehr in Frage kommt, da Spanien und Frankreich einander den Krieg erklärt haben und König Heinrich Spanien unterstützt. Seine größte Angst ist die Invasion der Franzosen, und einige der verhassten höheren Steuern werden klug in neue Befestigungen an der Südküste angelegt. Von Prinzessin Marias Standpunkt aus zählt allerdings nur eines: Wenn ihr Vater mit Spanien verbündet ist, dann kann sie nicht an einen französischen Fürsten verschachert werden. Sie ist eine so leidenschaftliche Anhängerin Spaniens, dass sie vermutlich lieber als alte Jungfer sterben würde, als einen Franzosen zu heiraten. Sie hofft, dass der König mir erlauben wird, sie noch vor dem Herbst zu besuchen. Wenn er von der Sommerreise zurückkehrt, werde ich ihm schreiben und ihn fragen, ob ich die Prinzessin zu mir einladen könne. Ich würde gern einige Zeit mit ihr verbringen. Sie lacht immer über uns beide und nennt uns die königlichen alten Jungfern, und das stimmt genau! Zwei nutzlose Frauen, das sind wir. Niemand weiß, ob ich nun eine Herzogin oder eine Königin oder gar nichts bin. Niemand weiß, ob sie eine Prinzessin oder ein königlicher Bastard ist. Die königlichen alten Jungfern. Ich frage mich, wie es uns noch ergehen wird?

 
 
K ATHERINE , K ING'S M ANOR , Y ORK , S EPTEMBER 1541
 
    Ich habe es ja gewusst: Es wird eine grenzenlose Enttäuschung. König Jakob von Schottland ist nicht gekommen, und deshalb findet kein Turnier, finden keine Wettkämpfe zwischen den beiden Höfen statt, und auch sonst gibt es keine Lustbarkeiten. Ich werde meinen liebsten Thomas nicht beim Lanzenstechen sehen, und er wird mich nicht in meiner königlichen Loge mit den neuen Vorhängen bewundern können. Der König sagt, dass Jakob zu viel Angst hat, um sich so weit südlich seiner Grenze zu wagen, und wenn das stimmt, dann kann es nur den einen Grund haben: dass er des Königs Ehrenwort auf einen Waffenstillstand nicht traut. Und mit seiner Angst hat er völlig recht, auch wenn niemand es auszusprechen wagt. Denn der König versprach auch den Anführern der Rebellion im Norden Waffenstillstand und Freundschaft und was sie nur wollten. Er schwor es bei seinem königlichen Namen - und als sie ihm vertrauten, ließ er sie ergreifen und aufhängen. Ihre Köpfe stecken immer noch auf Pfählen auf der Stadtmauer von York, und ich finde diesen Anblick höchst widerwärtig. Ich habe zu Heinrich gesagt, dass Jakob vielleicht auch fürchtet, gehängt zu werden, und da hat er herzhaft gelacht und gesagt, ich sei ein kluges kleines Kätzchen und Jakob habe allen Grund, sich zu fürchten. Aber ehrlich gesagt finde ich es schade, wenn einem die Menschen nicht trauen können. Denn wenn Jakob auf des Königs Wort vertrauen könnte, dann hätten wir alle zusammen eine schöne Zeit gehabt.
    Auch dieses Haus, das sehr schön ist und eigens für uns renoviert wurde, war früher ein Kloster, und ich könnte mir vorstellen, dass die Menschen von York, die eher dem alten Glauben anhängen (vielleicht sogar heimliche Papisten sind), es übel nehmen könnten, dass wir in einem Haus tanzen, in dem früher Mönche fromme Andacht hielten. Solche Überlegungen behalte ich natürlich für mich, ich bin ja nicht dumm. Aber ich kann mir schon vorstellen, wie mir zumute wäre, wenn ich zum Beten an diesen Ort käme und alles verändert fände.
    Am wichtigsten ist aber, dass der König zufrieden ist, und sogar ich trauere dem Turnier gar nicht so sehr nach, wie ich gedacht hatte. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass ich keine gut aussehenden Schotten zu sehen bekomme und dass die Londoner Goldschmiede so weit weg sind, aber all das macht mir erstaunlicherweise wenig

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