Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
neigen muss, um die Worte zu verstehen.
»Wenn Ihr es zulasst, dass der Erzbischof sie weiter bearbeitet, wird sie gestehen, was Ihr nur wollt«, warne ich ihn. »Zuerst quält er sie mit Hoffnung, dann erschreckt er sie mit der Drohung ewiger Verdammnis. Sie ist nur ein dummes kleines Mädchen, aber er scheint entschlossen, sie zu brechen. Er wird sie mit seinen Drohungen noch in den Wahnsinn treiben.«
Der Herzog lacht kurz auf, es klingt fast wie ein Stöhnen. »Sie sollte lieber darum beten, wahnsinnig zu werden, es könnte das Einzige sein, was sie noch rettet«, sagt er. »Meine Güte! Zwei Nichten als Königinnen auf dem englischen Thron, und beide enden am Galgen!«
»Was könnte sie retten?«, hake ich nach.
»Wenn sie wahnsinnig ist, kann sie nicht hingerichtet werden«, sagt er zerstreut. »Man kann nicht wegen Hochverrats verurteilt werden, wenn man verrückt ist. In dem Falle müsste man sie ins Kloster schicken. Meine Güte - ist das sie, die da schreit?«
Die schaurigen Schreie von Kitty Howard, ihr Flehen, dass man sie verschonen möge, gellen durch ihre Gemächer. Ihre Damen haben alle Hände voll zu tun, um sie ins Audienzzimmer zu bringen, wo der Erzbischof wartet.
»Was werdet Ihr tun?«, dränge ich. »So kann es nicht weitergehen.«
»Ich werde versuchen, mich herauszuhalten«, erwidert er düster. »Ich hatte gehofft, sie würde heute Vernunft annehmen. Ich wollte ihr raten, sich zur Anklage im Fall Dereham schuldig zu bekennen und jegliche Verbindung mit Culpepper zu leugnen. Dann hätte ihr Fall ähnlich gelegen wie der der Anna von Kleve: Sie hat den König geheiratet, obwohl bereits eine Art Kontrakt bestand. Darauf hätte man eine Begnadigung aufbauen können. Aber wenn sie hysterisch bleibt, dann wird sie sich noch selbst umbringen, bevor der Henker dazu Gelegenheit erhält.«
»Ihr haltet Euch also heraus?«, frage ich. »Und was ist mit mir?«
Sein Gesicht ist wie in Stein gehauen. »Was soll mit Euch sein?«
»Ich nehme den französischen Grafen«, sage ich hastig. »Wie auch immer die Bedingungen des Kontraktes lauten mögen. Ich werde einige Jahre mit ihm in Frankreich leben oder wo immer er wünscht. Ich halte mich bedeckt, bis der König sich von seiner Enttäuschung erholt hat. Ich kann nicht wieder ins Exil gehen, ich kann nicht nach Blickling gehen, das würde ich nicht ertragen. Ich kann das alles nicht noch einmal durchmachen, wirklich nicht. Ich nehme den französischen Grafen sogar ohne Besitzregelung. Auch wenn er alt und hässlich ist, selbst wenn er missgestaltet sein sollte. Ich nehme den französischen Grafen.«
Der Herzog bricht in brüllendes Gelächter aus. Ich weiche vor ihm zurück ..., aber seine Belustigung ist erschreckend echt. Hinter geschlossenen Türen weinen die Hofdamen und reden Katherine gut zu. Sie selbst kreischt und weint, und der Erzbischof predigt mit dröhnender Stimme - aber der Herzog lacht aus vollem Halse. »Ein französischer Graf!«, krakeelt er. »Ein französischer Graf! Seid Ihr jeder Vernunft bar? Seid Ihr nun so wahnsinnig geworden wie meine Nichte?«
»Was?«, frage ich völlig perplex. »Worüber lacht Ihr so? Pst, Mylord. Da gibt es doch nichts zu lachen!«
»Nichts zu lachen?« Er kann sich kaum beruhigen. »Es gab nie einen französischen Comte. Es konnte nie einen geben. Es konnte weder einen französischen Comte geben noch einen englischen Earl oder einen englischen Baron. Auch keinen spanischen Don oder italienischen Principe. Kein Mann auf der Welt würde Euch haben wollen. Seid Ihr so eine Närrin, dass Ihr das nicht wisst?«
»Aber Ihr habt doch gesagt ...«
»Ich habe Euch alles Mögliche versprochen, weil ich Eure Hilfe brauchte, so wie auch Ihr alles Mögliche versprechen würdet, wenn es Euren Zielen dient. Aber ich hätte nie gedacht, dass Ihr es für bare Münze nehmen würdet. Wisst Ihr nicht, was die Männer von Euch halten?«
Meine Beine beginnen zu zittern. Es ist wie damals, als ich wusste, dass ich sie bald verraten würde. Als ich wusste, dass ich lügen würde und diese Lügen vor mir selbst verbergen müsste. »Ich weiß es nicht«, sage ich. »Ich will es nicht wissen.«
Seine harten Hände senken sich auf meine Schultern, und er zerrt mich vor einen der teuren, goldgefassten Spiegel der Königin. Im weichen, silbernen Widerschein sehe ich meine weit aufgerissenen Augen und sein Gesicht dahinter, grausam wie das Antlitz des Todes. »Schaut«, sagt er. »Schaut Euch an und wisset, wer Ihr seid:
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