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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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mich an jene armen Seelen, die nach Smithfield trotten und ihre Reisigbündel für den Scheiterhaufen selbst tragen. Vor Entsetzen fange ich an zu kichern. »Also wirklich, Erzbischof, ich habe nichts getan. Ich beichte jeden Tag, das wisst Ihr sehr gut, und ich habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen.«
    »Ihr lacht noch darüber?«, fragt er entsetzt.
    »Oh, das ist nur der Schreck!«, sage ich ungeduldig. »Lasst mich nach Oatlands fahren, Erzbischof, wirklich. Ich muss den König sehen und ihm alles erklären.«
    »Nein, mein Kind, mir müsst Ihr es erklären«, sagt er eindringlich. »Mir müsst Ihr beichten, was Ihr in Lambeth getan habt und was Ihr danach tatet. Ihr müsst ein vollständiges und ehrliches Geständnis ablegen, und vielleicht kann ich Euch dann vor dem Schafott retten.«
    »Das Schafott!«, kreische ich, als hätte ich das Wort nie vorher gehört. »Was meint Ihr mit dem Schafott?«
    »Wenn Ihr den König betrogen habt, dann habt Ihr Hochverrat begangen«, sagt er langsam und deutlich, als wäre ich ein Kind. »Und auf Hochverrat steht der Tod. Das müsst Ihr doch wissen.«
    »Aber ich habe den König nicht betrogen«, stammele ich. »Ich kann es auf die Bibel schwören. Ich kann es bei meinem Leben schwören. Ich habe nie Verrat begangen, ich habe gar nichts getan! Fragt doch, wen Ihr wollt! Fragt doch! Ich bin ein braves Mädchen, das wisst Ihr. Der König nennt mich seine Rose, seine Rose ohne Dornen. Kein anderer Wille als der seine ...«
    »In der Tat, Ihr werdet all dies auf die Bibel schwören müssen«, sagt der Erzbischof. »Und deshalb solltet Ihr bemüht sein, dass kein Wort der Lüge daran ist. Nun erzählt, was sich zwischen Euch und dem jungen Mann in Lambeth begab. Und bedenkt, Gott hört jedes Eurer Worte. Außerdem haben wir bereits sein Geständnis, er hat uns alles erzählt.«
    »Was hat er gestanden?«, frage ich schlau.
    »Tut nichts zu Eurer Sache. Ihr sollt es mir erzählen. Was habt Ihr getan?«
    »Ich war noch sehr jung«, beginne ich. Ich schiele nach oben, um zu sehen, ob er vielleicht Mitleid hat. Und tatsächlich! Er hat Mitleid mit mir. Tränen stehen in seinen Augen. Das ist so ein gutes Zeichen, dass ich wieder Zuversicht gewinne. »Ich war noch so jung, und die Mädchen in meinem Schlafsaal waren nicht gut, fürchte ich. Sie waren schlechte Freundinnen und betrugen sich unziemlich.«
    Er nickt. »Sie gestatteten den jungen Männern des Hauses, in den Schlafsaal zu kommen?«
    »Ja. Und Francis kam auch, um einem anderen Mädchen den Hof zu machen, aber dann fand er mich hübscher.« Ich überlege. »Sie war nicht halb so hübsch wie ich, und dabei hatte ich noch nicht einmal meine schönen Kleider an.«
    Der Erzbischof seufzt. Warum, weiß ich nicht. »Das ist Eitelkeit. Ihr solltet mir doch Eure Sünde mit dem jungen Manne gestehen.«
    »Das tue ich ja! Ich beichte. Francis hat mich so bedrängt. Er bestand darauf. Er schwor, sich in mich verliebt zu haben, und ich glaubte ihm. Er versprach mir die Ehe, ich glaubte, wir wären schon verheiratet. Er drängte mich dazu.«
    »Er kam in Euer Bett?«
    Ich will schon »Nein« sagen. Aber Dereham, dieser Narr, hat wahrscheinlich schon alles gestanden. Ich kann nur noch versuchen, es besser aussehen zu lassen. »Das tat er, ja. Ich hatte ihn nicht dazu eingeladen, aber er bestand darauf. Er hat mich gezwungen.«
    »Er hat Euch vergewaltigt?«
    »Ja, sozusagen.«
    »Aber habt Ihr denn nicht um Hilfe gerufen? Ihr wart doch in einem Schlafsaal mit vielen anderen jungen Damen! Sie hätten Euch doch gehört!«
    »Ich ließ es ihn tun. Aber ich wollte es nicht.«
    »Also hat er bei Euch gelegen?«
    »Ja. Aber er war niemals nackt.«
    »Er war vollständig bekleidet?«
    »Ich meine, er war erst nackt, als er seine Hose herunterzog. Dann war er es.«
    »Was war er dann?«
    »Dann war er nackt.« Das klingt selbst in meinen Ohren dürftig.
    »Und er nahm Euch Eure Unschuld.«
    Ich weiß nicht mehr, wie ich mich hinauswinden soll. »Äh ...«
    »Er war Euer Liebhaber.«
    »Ich glaube nicht ...«
    Der Erzbischof erhebt sich, er macht Anstalten, zu gehen. »Dies gereicht Euch nicht zum Vorteil. Ich kann Euch nicht retten, wenn Ihr mich anlügt.«
    Ich habe solche Angst, er könnte fortgehen, dass ich laut rufe und ihm hinterherlaufe und seinen Arm nehme. »Bitte, Erzbischof. Ich will Euch ja alles sagen. Ich schäme mich nur so, und es tut mir so leid ...« Nun schluchze ich, denn er schaut mich so streng an, und wenn er nicht

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