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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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mich freilassen wird, sobald ich ihm vergeben habe.
    »Euer Gnaden«, sagt er mit gedämpfter Stimme. »Es hat mich sehr bekümmert zu erfahren, dass Ihr diesen Mann Francis Dereham in Euren Haushalt aufgenommen habt.«
    Für einen Augenblick bin ich so erstaunt, dass mir die Worte fehlen. Was für eine Neuigkeit soll das denn sein! Francis hat einiges Aufsehen bei Hofe erregt, nicht zuletzt durch sein loses Mundwerk. Und der Erzbischof weiß das angeblich erst seit gestern? »Nun, ja«, antworte ich. »Wie jeder weiß.«
    Der fromme Mann schlägt die Augen nieder und faltet die Hände vor seinem Bauch. »Wir wissen, dass Ihr Beziehungen zu Dereham unterhalten habt, als Ihr im Hause Eurer Großmutter lebtet«, sagt er. »Er hat es gestanden.«
    Oh! Dieser Narr. Nun kann ich es nicht mehr leugnen. Warum musste er auch so etwas sagen? Warum ist er nur so ein Maulheld?
    »Es spricht doch alles dafür, dass Ihr Eurem Liebhaber diese Vorzugsstellung nicht umsonst verschafft habt, nicht wahr?«, sagt er. »Eine Stellung ganz in Eurer Nähe, damit Ihr Euch jeden Tag sehen könnt? Ohne dass Eure Damen anwesend sein müssen? Er kann Euch sogar unangekündigt aufsuchen?«
    »Nun, dafür spricht gar nichts«, erkläre ich schlankweg. »Und er ist ohnehin nicht mein Liebhaber. Wo ist der König? Ich muss ihn sofort sprechen.«
    »Ihr wart in Lambeth Derehams Geliebte. Ihr wart keine Jungfrau mehr, als Ihr den König geheiratet habt, und Ihr wart auch nach der Eheschließung Derehams Geliebte«, sagt der Erzbischof. »Ihr seid eine Ehebrecherin.«
    »Nein!«, rufe ich. Die Wahrheit ist unentwirrbar mit einer Lüge versponnen, und außerdem weiß ich nicht genau, wie viel sie wirklich wissen. Warum nur weiß Francis nicht, wann man den Mund zu halten hat! »Wo ist der König? Ich bestehe darauf, ihn zu sprechen!«
    »Der König persönlich hat mir aufgetragen, Euer Verhalten zu untersuchen«, sagt der Erzbischof. »Ihr könnt ihn nicht sprechen, bevor Ihr nicht meine Fragen beantwortet habt und Euer Name von jedem Makel gereinigt ist.«
    »Ich muss ihn sprechen!« Nun springe ich auf. »Ihr werdet mich nicht von meinem Ehemann fernhalten. Das verstößt gegen das Gesetz!«
    »Er ist ohnehin nicht mehr da, er ist abgereist.«
    »Abgereist?« Einen Moment lang schwankt der Boden unter meinen Füßen, wie beim Tanz auf einer Barke. »Abgereist? Wohin?« Er kann doch nicht einfach fortgegangen sein. Wir sollten bis Weihnachten hierbleiben und dann nach Whitehall umziehen. Wohin sonst? Er kann mich doch nicht einfach hierlassen! »Wo ist er?«
    »Im Oatlands-Palast.«
    »In Oatlands?« Auf diesem Schloss sind wir getraut worden. Nie würde er ohne mich hinfahren. »Das ist eine Lüge! Wohin ist er gefahren? Das kann doch nicht wahr sein?!«
    »Ich musste ihm zu meinem größten Bedauern mitteilen, dass Ihr Derehams Geliebte wart, und wie ich befürchtete, noch seid«, sagt Cranmer. »Gott weiß, wie gern ich ihm dies erspart hätte. Er weinte herzzerreißend, als würde er vor Trauer den Verstand verlieren. Ich glaube, Ihr habt ihm das Herz gebrochen. Und dann reiste er sofort nach Oatlands ab, nur von wenigen Dienern seines Haushalts begleitet. Er will niemanden sehen. Ihr habt ihm das Herz gebrochen und Euch selbst zugrunde gerichtet.«
    »Lieber Himmel, nein«, sage ich matt. »Ach du lieber Himmel, nein.« Das ist nun wirklich schlimm. Aber wenn er Thomas mitgenommen hat, dann ist zumindest mein Liebster in Sicherheit, und auf uns beide kann kein Verdacht fallen. »Ohne mich wird er einsam sein«, sage ich in der Hoffnung, dass der Erzbischof mir die Namen seiner Begleiter nennt.
    »Er wird eher vor Trauer wahnsinnig werden«, erklärt Cranmer kategorisch.
    »Oje.« Was soll ich sonst sagen? Der König war schon vorher so verrückt wie ein Märzhase, und das kann man wirklich nicht mir zur Last legen.
    »In der Tat, ja«, sagt er. »Und Euch bleibt nur noch, zu gestehen.«
    »Aber ich habe doch nichts getan!«, rufe ich aus.
    »Ihr habt Dereham in Euren Haushalt aufgenommen.«
    »Um der Bitte meiner Großmutter zu entsprechen. Und er ist nie mit mir allein gewesen, er hat nicht einmal meine Hand berührt.« Ich gewinne wieder an Zuversicht, weil ich in dieser Sache ja tatsächlich unschuldig bin. »Erzbischof, es ist unrecht gewesen, den König so aufzuregen. Ihr wisst ja nicht, wie er ist, wenn er sich aufregt.«
    »Ich sagte es bereits: Euch bleibt nur noch, zu gestehen.«
    Die erbarmungslose Endgültigkeit dieses Satzes erinnert

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