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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihr Schicksal.
    Sie meinen, dass ich nun Deutsch lernen müsse und dass es gewiss keinen Ball und keine Lustbarkeiten mehr geben werde. Ich weiß, dass sie lügen. Meine Gebieterin wird einen königlichen Haushalt haben, und wenn sie glanzlos und stumpfsinnig ist, werde ich im Gegensatz zu ihr umso mehr strahlen. Die Mädchen sagen, es sei allgemein bekannt, dass sie sehr zurückgezogen leben wird und dass die Holländer kein Fleisch essen, sondern nur von Käse und Butter leben. Auch das ist nicht wahr - warum haben sie die Gemächer der Königin in Hampton Court frisch gestrichen, wenn sie keine Gäste empfangen sollte? Die Mädchen sagen auch, dass ihre Hofdamen bereits ernannt worden sind. Die Hälfte von ihnen sei bereits nach Calais gereist, um ihre neue Herrin kennenzulernen. Und mein Onkel komme nur, um mir mitzuteilen, dass ich die Gelegenheit verpasst habe.
    Das jagt mir dann doch Angst ein. Ich weiß, dass die Nichten des Königs, Lady Margaret Douglas und die Marquise von Dorset, ihre ersten Hofdamen sein werden und dass es für mich zu spät sein könnte. »Nein«, gebe ich Mary Lascelles unverdrossen zu verstehen, »deswegen kommt er bestimmt nicht. Warum sollte er kommen, nur um mir zu sagen, dass es zu spät ist, dass es keinen Posten mehr für mich gibt?«
    »Und wenn es so ist, dann lass es dir eine Lehre sein«, sagt Mary nachdrücklich. »Lass es dir eine Mahnung zur Besserung sein. Du verdienst es nicht, in den Dienst der Königin berufen zu werden, so schamlos, wie du dich mit Francis Dereham betragen hast. Keine wahre Dame sollte dich in ihren Gemächern dulden, nachdem du bei einem Mann die Dirne gespielt hast.«
    Das ist so gemein, dass ich nach Luft schnappe. Sofort kommen mir die Tränen.
    »Jetzt heul nicht«, sagt sie verdrossen. »Weine nicht, Katherine. Kriegst bloß eine rote Nase davon.«
    Sofort halte ich mir die Nase zu, um die Tränen zu ersticken. »Aber wenn er mir sagt, dass ich hierbleiben muss, dann sterbe ich!«, protestiere ich. »Ich werde dieses Jahr fünfzehn, und dann bin ich bald achtzehn und neunzehn, und eines Tages bin ich zwanzig und zu alt, um noch zu heiraten, und dann werde ich hier im Hause von Großmutter sterben, ohne je irgendwo gewesen zu sein oder jemand von Bedeutung getroffen zu haben, und ich werde nie bei Hofe getanzt haben!«
    »Ach, Unsinn!«, sagt sie gereizt. »Hast du nichts anderes im Kopf als deine Eitelkeit, Katherine? Außerdem sind manche der Meinung, dass du für ein Mädchen von vierzehn Jahren schon so einiges getan hast.«
    »Dichts«, sage ich undeutlich, weil ich mir immer noch die Nase zuhalte. Nun lasse ich sie los und presse meine Hände kühlend auf die Wangen. »Ich habe gar nichts getan.«
    »Selbstverständlich trittst du deinen Posten bei der Königin an!«, sagt sie verächtlich. »Dein Onkel wird sich diese Gelegenheit für ein Familienmitglied nicht entgehen lassen, und wenn du dich noch so schlecht benommen hast.«
    »Die Mädchen haben aber gesagt ...«
    »Die Mädchen sind eifersüchtig, weil du zur Königin darfst, du Dussel. Wäre dem nicht so, dann würden sie dir jetzt Mitleid vorheucheln.«
    Das klingt so einleuchtend, dass selbst ich es verstehe. »Oh ja.«
    »Also, wasch dir das Gesicht und begib dich in Myladys Gemächer. Dein Onkel kann jeden Moment eintreffen.«
    Ich eile fort, so schnell ich kann, und halte nur inne, um Agnes und Joan und Margaret zu sagen, dass ich an meiner Berufung nie den geringsten Zweifel gehegt und ihrer Gehässigkeit keine Sekunde Glauben geschenkt habe ... Und dann höre ich schon die Rufe »Katherine! Katherine! Er ist da!« und eile in das Empfangszimmer meiner Großmutter, und da steht mein Onkel vor dem Kamin und wärmt seinen Rücken.
    Es brauchte schon mehr als ein Feuer, um diesen Mann zu erwärmen. Meine Großmutter sagt immer, er sei der Hammer des Königs. Sobald es eine schwierige und schmutzige Aufgabe zu bewältigen gibt, dann führt mein Onkel die englischen Truppen in den siegreichen Kampf gegen den Feind. Als sich vor zwei Jahren der Norden erhob, um den alten Glauben zu verteidigen - ich war damals noch ein kleines Mädchen -, war es mein Onkel, der die Rebellen wieder zur Besinnung brachte. Zuerst versprach er ihnen Begnadigung, dann brachte er sie an den Galgen. Er rettete des Königs Thron und ersparte dem König die Mühe, seine eigene Schlacht schlagen zu müssen und einen großen Aufstand niederzuwerfen. Großmutter sagt, er kenne kein anderes Argument als den

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