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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Henkersstrick. Sie sagt, er habe Tausende aufgehängt, obwohl er innerlich mit ihnen einer Meinung gewesen sei. Sein eigener Glaube hat ihn dabei nicht gehindert. Nichts wird ihn jemals hindern. Man sieht ihm die Unnachgiebigkeit geradezu an - aber andererseits ist er extra meinetwegen gekommen, und ich werde ihm zeigen, dass ich eine brave Nichte bin.
    Ich versinke in einen tiefen Knicks, den ich so oft mit den Mädchen geübt habe, und beuge mich dabei ein wenig vor, damit Mylord die verlockende Rundung meiner Brüste im Ausschnitt sehen kann. Langsam hebe ich meinen Kopf und schaue ihn an, bevor ich mich wieder erhebe. So sieht er mich fast auf den Knien vor sich liegen und kann einen Augenblick darüber sinnieren, welches Vergnügen ich ihm da unten verschaffen könnte; meine kleine Nase berührt fast seine Hose. »Hoher Herr Onkel«, hauche ich im Aufstehen, als flüsterte ich ihm Liebesworte ins Ohr. »Ich wünsche Euch einen guten Tag, Sir.«
    »Meine Güte«, entfährt es ihm, und meine Großmutter gibt nur ein ironisches »Hoho« von sich.
    »Sie macht Euch ... alle Ehre, Ma'am«, gesteht er, als ich mich langsam wieder erhebe. Ich verschränke meine Hände hinter dem Rücken, um meine Brüste zu betonen, und richte mich hoch auf, damit er meine schmale Taille bewundern kann. Da ich die Augen schamhaft niedergeschlagen habe, könnte ich ein kleines Schulmädchen sein, doch mein Körper und das leise, halb verborgene Lächeln sprechen eine andere Sprache.
    »Sie ist eine Howard durch und durch«, sagt meine Großmutter, die keine hohe Meinung von uns Howard-Mädchen hat, da wir für unsere Schönheit und Dreistigkeit nur allzu bekannt sind.
    »Ich hatte erwartet, ein Kind zu sehen«, sagt mein Onkel, als gefiele es ihm durchaus, dass ich erwachsen bin.
    »Ein sehr wissendes Kind.« Sie wirft mir einen strengen Blick zu, damit ich nicht verrate, was ich alles unter ihrer Obhut gelernt habe. Ich reiße unschuldig meine Augen auf. Mit sieben Jahren sah ich zum ersten Mal, wie eine Zofe mit einem Pagen das Bett teilte. Und ich war elf, als Henry Manox mich zu tätscheln begann. Was hat sie denn erwartet?
    »Sie wird sehr gut in den königlichen Haushalt passen«, sagt er, nachdem er sich wieder gefasst hat. »Katherine, kannst du tanzen und singen und die Laute spielen?«
    »Ja, Mylord.«
    »Lesen und schreiben, in Englisch, Französisch und Latein?«
    Ich werfe meiner Großmutter einen qualvollen Blick zu. Ich bin ungeheuer dumm, das wissen alle. Ich bin so dumm, dass ich nicht einmal weiß, ob ich darüber lügen soll oder nicht.
    »Wozu sollte sie das brauchen?«, fragt meine Großmutter. »Die Königin spricht doch nur Holländisch, nicht wahr?«
    Er nickt. »Deutsch. Aber der König mag gebildete Frauen.«
    Die Herzogin lächelt. »Das war einmal«, entgegnet sie. »Die kleine Seymour war keine große Philosophin. Ich glaube, er findet keinen besonderen Geschmack mehr an Diskussionen mit seinen Frauen. Mögt Ihr gebildete Frauen?«
    Er schnaubt verächtlich. Alle Welt weiß, dass er seit Jahren nicht mehr mit seiner Frau zusammenlebt, so sehr hassen sie einander.
    »Wie dem auch sei - das Wichtigste ist, dass sie der Königin gefällt und dass sie sich am Hofe gut macht«, verfügt mein Onkel. »Katherine, du wirst an den Hof gehen und Ehrenjungfrau bei der neuen Königin werden.«
    Ich strahle ihn an.
    »Freust du dich?«
    »Ja, hoher Herr Onkel. Ich danke Euch sehr«, beeile ich mich anzufügen.
    »Ich habe dir einen solch bedeutenden Posten verschafft, damit du deiner Familie Ehre machst«, sagt er feierlich. »Deine Großmutter hat mir gesagt, dass du ein braves Mädchen bist und dich zu benehmen weißt. Tue dies und enttäusche uns nicht.«
    Ich nicke. Ich wage nicht, meine Großmutter anzusehen, die alles über Henry Manox weiß und die mich einmal im oberen Korridor mit Francis erwischt hat, als meine Hand in seiner Hose steckte und mein Hals ein rotes Mal von seinen Küssen trug. Da schimpfte sie, ich hätte das Zeug zu einer Dirne, ich sei eine dumme Schlampe, und versetzte mir eine Ohrfeige, dass mir der Kopf schwirrte. Zu Weihnachten mahnte sie mich erneut, dass ich von Francis lassen solle.
    »Am Hof gibt es junge Männer, die möglicherweise deine Gunst erringen wollen«, mahnt nun auch der Onkel, als hätte ich niemals zuvor einen jungen Mann gesehen. Ich werfe meiner Großmutter einen Blick zu, aber sie lächelt nur milde. »Bedenke, nichts ist wichtiger als dein guter Ruf. Er muss unbefleckt

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