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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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erhalten aber die Allianz. Oder wenn es gelingt, sie zu diesem Geständnis zu verleiten - das würde auch reichen. Wenn sie aber hartnäckig dabei bleibt, dass sie frei ist, eine Ehe einzugehen, und wenn sie auf der Ehe besteht, dann muss der König ihrem Wunsch gehorchen. Wir können es uns nicht leisten, ihren Bruder vor den Kopf zu stoßen.«
    »Ob es dem König gefällt oder nicht?«
    »Auch wenn er diese Ehe zähneknirschend eingeht, auch wenn er den Mann hasst, der sie einfädelte, und wenn er sie noch so sehr hasst.«
    Ich überlege einen Augenblick. »Wenn er sie hasst und dennoch heiratet, wird er später Mittel und Wege finden, sich ihrer zu entledigen«, äußere ich.
    Der Herzog sagt nichts darauf, aber seine Lider senken sich schwer über die dunklen Augen. »Ach, aber wer kann schon die Zukunft voraussagen?«
    »Sie wird jeden Tag ihres Lebens in höchster Gefahr schweben«, prophezeie ich. »Wenn der König sie los sein will, wird er bald überzeugt sein, dass es Gottes Wille ist.«
    »Das ist im Allgemeinen die Art, in der sich Gottes Wille manifestiert«, sagt der Herzog mit wölfischem Grinsen.
    »Dann wird er ihr irgendein Vergehen zur Last legen«, sage ich. Das Wort Hochverrat kommt mir nicht über die Lippen.
    »Wenn Euch irgendetwas an ihr liegt, dann solltet Ihr sie überzeugen, dass sie uns jetzt verlässt«, sagt der Herzog leise.
    Langsam gehe ich zurück zu den Gemächern der Königin. Sie wird von mir keinen Rat annehmen, nur von ihren Botschaftern - und was ich wirklich denke, darf ich ihr nicht sagen. Wenn ich ihr wirklich eine Freundin wäre, dann hätte ich ihr gesagt, dass Heinrich kein Mann zum Heiraten ist, wenn er die Braut schon vor der Hochzeit hasst. Seine Bosheit gegenüber Frauen, die ihn verärgern, ist tödlich. Wer sollte das besser wissen als ich?

 
 
A NNA , G REENWICH -P ALAST , 3. J ANUAR 1540
 
    Meine Hofdame Jane Boleyn scheint beunruhigt, und ich sage ihr, dass sie sich zu mir setzen soll, und frage sie auf Englisch, ob es ihr gut gehe.
    Sie winkt meine Dolmetscherin heran und berichtet, dass sie einer heiklen Angelegenheit wegen besorgt sei.
    Ich nehme an, dass es sich um Fragen der Rangfolge bei der Hochzeit handelt - sie machen sich solche Sorgen wegen der zeremoniellen Abfolge - und welchen Schmuck wer tragen darf. Doch ich nicke, als wäre dies ein ernstes Problem, und frage sie, ob ich ihr irgendwie helfen könne.
    »Im Gegenteil - ich bin bestrebt, Euch zu helfen«, sagt sie leise auf Englisch zu Lotte. Diese übersetzt, und ich nicke.
    »Wie ich höre, haben Eure Gesandten vergessen, den Kontrakt mitzubringen, der Euch von einer früheren Verlobung entbindet.«
    »Was?« Ich stoße das Wort so laut hervor, dass sie seine englische Bedeutung errät und nickt. Auch sie wirkt erregt.
    »Sie haben es Euch also nicht gesagt?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nichts«, sage ich auf Englisch. »Sie nichts sagen.«
    »Dann ist es gut, dass ich es Euch sage, bevor Ihr falsche Ratschläge erhaltet.«
    Ich warte, während Lotte übersetzt.
    Lady Boleyn beugt sich vor und nimmt meine Hände. Ihre sind warm, sie schaut mich teilnahmsvoll an. »Wenn sie Euch zu Eurer früheren Verlobung befragen, müsst Ihr ihnen sagen, dass sie annulliert wurde und dass Ihr das Dokument gesehen habt«, sagt sie eindringlich. »Wenn sie Euch fragen, warum Euer Bruder versäumt hat, Euch das Dokument mitzugeben, könnt Ihr sagen, dass Ihr dies nicht wisst, dass es nicht Eure Aufgabe war, diese Papiere mitzubringen - was es ja tatsächlich nicht war.«
    Mir verschlägt es den Atem; sie spricht so beschwörend, dass ich es mit der Angst zu tun bekomme. Ich kann mir keinen Grund denken, warum mein Bruder mit den Papieren so achtlos war ..., doch dann fällt mir wieder sein ständiger Groll gegen mich ein. Aus reiner Missgunst hat er seinen eigenen Plänen zuwidergehandelt: Im allerletzten Moment konnte er es nicht ertragen, dass unser Abschied reibungslos vonstattenging.
    »Ihr seid erschüttert, wie ich sehe«, sagt Lady Rochford. »Liebste Lady Anna, lasst Euch von mir warnen: Gebt ihnen nie, auch nicht für einen Moment, Anlass zu glauben, dass dieses Dokument nicht existiert, dass Eure frühere Verlobung noch gültig sei. Ihr müsst eine überzeugende Lüge erzählen. Ihr müsst ihnen sagen, dass Ihr die Papiere gesehen habt und dass Eure frühere Verlobung rechtskräftig aufgelöst ist.«
    »Aber sie ist«, sage ich langsam und unbeholfen. »Ich habe Dokument gesehen. Es ist nicht Lüge.

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