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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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sicher.«
    Ich zögere. »Will er mich denn zur Frau?«
    Sie lächelt und berührt meine Hand. »Natürlich will er das. Dies ist nur ein kleiner Aufschub. Die Gesandten werden Schritte unternehmen, um das Dokument vorzulegen, und die Hochzeit wird stattfinden. Wenn Ihr sicher seid, dass das Dokument auch vorhanden ist?«
    »Es ist vorhanden«, sage ich, und das ist die reine Wahrheit. »Das kann ich beschwören.«

 
 
K ATHERINE , G REENWICH , D IENSTAG , 6. J ANUAR 1540
 
    Ich soll der Königin beim Ankleiden für die Hochzeit behilflich sein und muss furchtbar früh aufstehen, um alles vorzubereiten. Ich würde ja lieber liegen bleiben, aber es ist toll, dass mir die Ehre vor anderen Ehrenjungfern zuteilwird, die faul im Bett bleiben. Eigentlich ist es schlimm, dass sie noch faul im Bett liegen, während einige von uns auf sind und fleißig für Lady Anna arbeiten. Alle außer mir sind furchtbar faul.
    Während sie sich im Kabinett wäscht, lege ich ihr Kleid zurecht. Catherine Carey hilft mir, den Rock und das Unterkleid auf der Truhe auszubreiten, während Mary Norris ihren Schmuck holt. Der Rock ist gewaltig, er sieht aus wie ein großer, dicker Kreisel. Ich würde lieber sterben, als in so einem Kleid getraut zu werden - die schönste Frau der Welt würde darin aussehen wie ein Pudding. Es lohnt doch kaum, Königin zu sein, wenn man dafür in so einem Zelt herumlaufen muss, finde ich. Der Stoff aber ist exquisit - Goldbrokat - und mit den wunderbarsten Perlen bestickt, außerdem trägt sie ein Diadem. Mary hat es vor den Spiegel gestellt, und wenn niemand im Zimmer wäre, würde ich es aufsetzen, aber obwohl es so früh ist, sind schon ein Dutzend von uns hier: Zofen und Ehrenjungfrauen und Hofdamen. Also muss ich mich damit begnügen, das Diadem zu polieren. Es ist fein ziseliert. Sie hat es aus Kleve mitgebracht und mir erzählt, dass die dornenartigen Spitzen Rosmarin darstellen sollen, den ihre eigene Schwester bei ihrer Trauung frisch im Haar trug. Ich sage, es sehe aus wie eine Dornenkrone, und ihre Dolmetscherin sieht mich scharf an und übersetzt das nicht. Besser so.
    Sie wird das Haar offen tragen, und als sie aus dem Bad kommt, setzt sie sich kurz vor ihren silbernen Spiegel, und Catherine bürstet ihr das Haar mit langen sanften Strichen, wie man einen Pferdeschwanz bürsten würde. Sie hat blonde Haare, fast golden, das muss man ihr lassen. Und wie sie so dasitzt im Badelaken und glühend vom Bad, sieht sie sogar gut aus. Sie ist ein wenig blass, aber sie lächelt uns alle freundlich an und scheint ganz glücklich zu sein. Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich tanzen vor Freude, Königin von England zu werden. Aber ich schätze, sie tanzt nicht so gern.
    Und dann geht es los zur Trauung, und wir alle folgen ihr strikt nach Rang geordnet, und ich bin so weit hinten, dass niemand mein neues Kleid sieht, das mit Silbergarn bestickt ist: das kostbarste Gewand, das ich je besessen habe. Es ist blassgrau und blau und passt zu meinen Augen. Nie habe ich besser ausgesehen; aber dies ist nicht meine Hochzeit, und niemand schenkt mir Beachtung.
    Erzbischof Cranmer vollzieht die Trauung und leiert seine Sprüche herunter. Er fragt das Brautpaar, ob irgendwelche Gründe bestünden, weshalb die Trauung nicht vollzogen werden könne, und er fragt uns, die Gemeinde, ob wir einen Hinderungsgrund wüssten, und wir verneinen frohen Herzens ... Nur ich bin dumm genug, um mich zu fragen, was wohl passieren würde, wenn jemand sagte: »Hört auf damit, der König hatte schon drei Ehefrauen, und keine von ihnen ist eines natürlichen Todes gestorben!« Aber das tut natürlich niemand.
    Wenn sie einen Funken Vernunft besäße, wäre sie auf der Hut. Seine vergangenen Ehen sind doch kaum dazu angetan, einen zu beruhigen. Natürlich ist er ein mächtiger Mann, natürlich ist sein Wille der Wille Gottes, aber er hat drei Frauen gehabt, und alle drei sind tot. Keine besonders guten Aussichten für die frisch gebackene Braut, sollte man denken. Aber ich glaube nicht, dass sie so denkt. Vielleicht denkt niemand darüber nach, es sei denn, er ist so dumm wie ich.
    Nun sind sie verheiratet und ziehen sich in die Privatgemächer des Königs zurück, um den Gottesdienst zu hören, und wir Übrigen stehen tatenlos herum, was, wie ich allmählich merke, eine der Hauptbeschäftigungen bei Hofe ist. Auch ein sehr gut aussehender junger Mann ist dabei, der, wie ich weiß, John Beresby heißt. Er drängt sich langsam durch die

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