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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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wie Du spüren wirst, sobald das Alter naht.
    Es betet für Dich,
    Dein Dich liebender Bruder
    Wilhelm
 
    Ich lasse den Brief sinken und schaue meinen Gesandten einigermaßen ratlos an. »Ich hoffe inständig, dass Ihr schon einmal solche Arbeit getan habt, dass Ihr Botschafter an einem anderen Hofe gewesen seid.«
    Ich fürchte nämlich, dass mein Bruder den Fehler begangen hat, einen schlichten lutheranischen Prediger für diese schwierige Aufgabe auszuwählen.
    »Ich habe Eurem Vater am Hofe von Toledo und Madrid gedient«, erwidert Dr. Harst mit einiger Würde. »Doch niemals bin ich für meine Dienste entlohnt worden.«
    »Der Staatshaushalt meines Bruders ist ein wenig angespannt«, sage ich. »Zumindest könnt Ihr hier bei Hofe umsonst leben.«
    Er nickt. »Er deutete an, Ihr würdet mir ein Gehalt zahlen?«
    Ich schüttele den Kopf. »Das nicht. Der König bezahlt für meinen Haushalt und meine Hofdamen und meine Kleider, aber Geld habe ich noch nicht bekommen«, erkläre ich. »Dies könnte eines der Probleme sein, auf die Ihr ihn ansprechen solltet.«
    »Aber als gekrönte Königin Englands ...«
    »Ich bin zwar mit dem König verheiratet, aber noch nicht gekrönt worden«, stelle ich klar. »Statt einer Krönung wurde mir im Februar ein formaler Empfang in London zuteil, und jetzt erwarte ich, dass die Krönung nach Ostern stattfinden wird. Ich habe mein Taschengeld noch nicht bekommen. Ich habe kein Geld.«
    Er sieht ein wenig besorgt aus. »Aber ich verstehe doch recht, dass es keine weiteren Verzögerungen gibt? Die Krönung wird stattfinden?«
    »Ja, vorausgesetzt, Ihr habt die Papiere mitgebracht, die der König benötigt.«
    »Welche Papiere?«
    Allmählich überkommt mich Zorn. »Die Dokumente, die beweisen, dass meine frühere Verlobung annulliert wurde. Der König hat sie eingefordert, und die Grafen Oberstein und Olisleger haben geschworen, sie zu senden. Sie haben es bei ihrer Ehre geschworen. Ihr müsst die Papiere dabeihaben!«
    Entsetzt starrt er mich an. »Nichts habe ich dabei! Von solchen Dokumenten hat mir niemand etwas gesagt!«
    Vor Verzweiflung fange ich an, in meiner Muttersprache zu stammeln: »Aber ... etwas Wichtigeres ... gibt es nicht! Meine Hochzeit wurde verschoben, weil man den Hinderungsgrund einer früheren Verbindung fürchtete. Die Emissäre von Kleve schworen, sie würden gleich nach der Heimkehr nach Kleve den Beweis des Gegenteils senden. Sie haben sich hier sogar als Geiseln zur Verfügung stellen müssen! Das haben sie doch gewiss berichtet? Ihr müsst die Papiere dabeihaben! Sie selbst hatten sich als Sicherheit angeboten!«
    »Sie haben mir nichts gesagt, kein Wort«, wiederholt er. »Und Euer Bruder, der Herzog, hat noch darauf bestanden, dass ich meine Reise verschiebe, nur um die Emissäre zu sprechen. Könnten sie denn so etwas Wichtiges vergessen haben?«
    Als er meinen Bruder erwähnt, erlischt mein Kampfesmut. »Nein«, sage ich müde. »Mein Bruder hat dieser Heirat zugestimmt, aber er hat nichts unternommen, um mich zu unterstützen. Meine Schande scheint ihn nicht zu kümmern. Manchmal fürchte ich, er hat mich nur in dieses Land geschickt, um mich zu demütigen.«
    Mein Botschafter ist entsetzt. »Aber warum?«
    Ich überlege gut, bevor ich etwas Unüberlegtes sage. »Ach, wer weiß? Es geschehen Dinge in der Kinderstube, die niemals vergessen oder vergeben werden. Ihr müsst ihm sofort schreiben, dass ich Beweise in die Hand bekommen muss, dass meine frühere Verlobung aufgehoben wurde. Ihr müsst es sehr dringlich machen, damit er die Dokumente schickt. Schreibt ihm, dass ich ohne sie gar nichts tun kann, dass ich keinerlei Einfluss auf den König habe. Schreibt ihm, dass es ohne diese Papiere so aussieht, als würden wir ein doppeltes Spiel betreiben. Wenn der König uns dessen verdächtigen würde, wäre er im Recht. Fragt meinen Bruder, ob es in seinem Interesse liegt, dass meine Ehe in Frage gestellt wird. Fragt ihn, ob er will, dass ich mit Schande bedeckt nach Hause geschickt werde? Ob er will, dass diese Ehe für ungültig erklärt wird? Oder liegt ihm doch daran, dass ich die Krone von England trage? Mit jedem Tag, den wir untätig verstreichen lassen, nähren wir des Königs Verdacht.«
    »Der König würde nie ...«, setzt er an. »Jeder muss doch wissen ...«
    »Der König tut das, was ihm beliebt«, antworte ich grimmig. »Das ist die erste Lektion, die an diesem Hofe zu lernen ist. Der König ist der König, das Oberhaupt der Kirche, er

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