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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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eingeschworenen Feinde sind, und dann endlich lassen sie Erfrischungen bringen, und die Königin lässt den König benachrichtigen, dass seine Töchter an den Hof gekommen sind und sich in ihren Gemächern aufhalten.
    Nun wird es immer besser, denn der König wird angekündigt, begleitet von seinem Hofstaat, den Männern. Ich mache einen tiefen Knicks, doch er geht grußlos an mir vorüber, hat nur Augen für seine Töchter.
    Er mag sie anscheinend sehr, denn er hat ein paar Zuckerpflaumen in der Tasche für die kleine Lady Elisabeth, und er spricht freundlich und sanft mit Prinzessin Maria. Er sitzt neben der Königin, und sie legt ihre Hand auf seine und sagt ihm leise etwas ins Ohr, und sie sind wirklich eine frohe kleine Familie - was auch ganz hübsch wäre, wenn er ein weiser, alter Großvater wäre und die drei seine hübschen Enkelinnen.
    Ich bin ein wenig gereizt und mürrisch, weil niemand mir die geringste Aufmerksamkeit schenkt - und da kommt Thomas Culpepper (dem ich im Übrigen nicht vergeben habe) auf mich zu und küsst meine Hand und sagt grüßend: »Cousine«.
    »Ach, Master Culpepper ...« Ich tue überrascht. »Seid Ihr auch da?«
    »Wo sonst sollte ich sein? Gibt es irgendwo ein hübscheres Mädchen als in diesem Zimmer?«
    »Ich weiß nicht«, sage ich vage. »Prinzessin Maria ist eine schöne junge Dame.«
    Er zieht ein Gesicht. »Ich meine ein Mädchen, das einem Mann den Kopf verdrehen kann.«
    »Ich wüsste nicht, welches Mädchen das könnte, da ich kein Mädchen kenne, das Euch dazu bringen kann, eine Verabredung einzuhalten«, sage ich mit einiger Schärfe.
    »Wie, seid Ihr mir immer noch böse?«, staunt er, als sei dies ein großes Wunder. »Ein Mädchen wie Ihr, das mit einem Fingerschnippen jeden Mann haben kann, den es will. Wie könnt Ihr einem Unbedeutenden böse sein, der von Eurer Seite hinwegbeordert wurde, obwohl ihm das Herz dabei brach?«
    Ich stoße ein leises, kehliges Lachen aus und schlage mir, als die Königin herüberschaut, rasch die Hand vor den Mund. »Euer Herz ist nie gebrochen«, sage ich. »Ihr habt gar keins.«
    »Doch, es brach«, beharrt er. »Es ist in zwei Teile zerbrochen. Aber was hätte ich tun können? Der König bestand darauf, dass ich ihm aufwarte, mein Herz aber war bei Euch. Ich musste doch meine Pflicht tun - und Ihr wollt mir immer noch nicht verzeihen.«
    »Ich verzeihe Euch nicht, weil ich kein Wort davon glaube«, sage ich heiter. Wieder schaue ich zur Königin und sehe, dass der König uns beobachtet. Ich trete einen kleinen Schritt zurück. Es sieht nicht gut aus, wenn ich zu eifrig mit Culpepper rede. Ich schaue unter meinen Wimpern hervor und stelle fest, dass des Königs Auge tatsächlich auf mir ruht. Er winkt mich mit gekrümmtem Zeigefinger zu sich, und ich trete zum königlichen Stuhl vor.
    »Euer Gnaden?«
    »Ich sagte gerade, dass doch ein wenig Tanz ganz hübsch wäre. Würdet Ihr mit der Prinzessin Maria tanzen? Die Königin hat mir gesagt, dass Ihr die beste ihrer Tänzerinnen seid.«
    Ich laufe tiefrot an vor Stolz und wünsche von ganzem Herzen, Großmutter könnte mich jetzt sehen.
    »Mit größtem Vergnügen, Euer Gnaden.« Ich schlage die Augen nieder und mache einen wunderschönen Knicks, dann reiche ich Prinzessin Maria meine Hand zum Tanz. Sie wirkt nicht gerade darauf erpicht, mit mir zu tanzen, und das kränkt mich. Dann schreiten wir in die Mitte des Zimmers, um das erste Paar zu bilden, und ich rufe die anderen Mädchen auf, hinter uns die Formation zu stellen. Die Musiker fangen an zu spielen, und wir beginnen mit dem Tanz.
    Und wer hätte das gedacht? Sie ist eine ziemlich gute Tänzerin! Sie bewegt sich mit Anmut und hoch erhobenem Kopf. Leichtfüßig vollführt sie die Schritte, sie muss ein paar hervorragende Tanzlehrer gehabt haben. Ich schwenke ein wenig die Hüften, damit der König und alle anderen Männer im Zimmer mich ja nicht aus den Augen lassen, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass es verlorene Liebesmüh ist. Die meisten von ihnen schauen auf die Prinzessin, die leicht errötet ist und sogar selig lächelt, als wir unter dem Bogen der hoch erhobenen Arme durchschreiten. Ich versuche, über den Erfolg meiner Partnerin Freude zu heucheln, aber ich fürchte, es sieht eher so aus, als hätte ich in eine Zitrone gebissen. Ich kann nicht die Leinwand für die Vorstellung einer anderen abgeben, das geht einfach nicht: Es geht gegen meine Natur, ich gehöre nicht auf den zweiten Platz.
    Wir beenden den Tanz mit

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