Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
einem Knicks. Der König steht auf und ruft »Bravo! Bravo!«, und ich lächele und versuche, einigermaßen beglückt auszusehen. Dann kommt er zu uns und nimmt die Hand der Prinzessin und küsst sie auf beide Wangen und sagt, dass er hocherfreut ist.
Ich halte mich ein wenig zurück, bescheiden wie eine kleine Blume, aber grün vor Neid wie ein Grashalm, weil alles Lob auf dieses langweilige Geschöpf niederprasselt ..., aber dann wendet sich der König mir zu und beugt sich herab, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. »Und Ihr, mein Liebchen, tanzt wie ein kleiner Engel. Jeder Partner würde an Eurer Seite gut aussehen. Wollt Ihr auch einmal für mich tanzen, was meint Ihr? Nur Ihr allein, zu meinem Vergnügen?«
Und ich schaue zu ihm auf, senke die Wimpern, als wäre ich überwältigt, und hauche: »Oh, Euer Gnaden! Ich würde ja meine Tanzschritte vergessen, wenn ich für Euch tanzte. Man würde mich führen müssen ... Ihr würdet mich führen müssen, wohin Ihr wollt.«
Und er darauf leise: »Hübsches kleines Ding, ich weiß schon, wohin ich dich führen würde, wenn ich könnte.«
Ach ja?, denke ich. Du böser alter Mann. Kannst bei deiner Ehefrau keinen Salut abfeuern und musst mir schöne Augen machen?
Der König führt Prinzessin Maria zur Königin, die Musiker stimmen ein neues Lied an, und nun treten die jungen Höflinge vor, um ihre Partnerinnen zu erwählen. Auch ich spüre, wie meine Hand ergriffen wird, und drehe mich mit niedergeschlagenen Augen um, als machte es mich verlegen, aufgefordert zu werden. »Brauchst kein Getue zu machen«, höre ich die kühle Stimme meines Onkels Howard, »ich möchte dich kurz sprechen.«
Ziemlich erschrocken, weil es nicht der hübsche junge Thomas Culpepper ist, lasse ich mich von ihm zur anderen Seite des Zimmers geleiten, und da ist Lady Rochford, als habe sie uns erwartet - natürlich hat sie das! -, und ich stehe zwischen den beiden, und das Herz sinkt mir bis in meine kleinen Tanzschuhe; ich bin sicher, ich bin ganz sicher, dass sie mich jetzt nach Hause schicken werden, weil ich mit dem König geflirtet habe.
»Was glaubt Ihr?«, fragt er Lady Rochford über meinen Kopf hinweg.
»Onkel, ich bin unschuldig«, sage ich, aber sie achten nicht darauf.
»Möglich«, erwidert sie.
»Ich würde sagen: sicher«, gibt er zurück.
Beide schauen mich an, als wäre ich ein junger Schwan, bereit zum Tranchieren.
»Katherine, du bist dem König ins Auge gestochen«, sagt mein Onkel.
»Ich habe nichts getan«, flehe ich. »Onkel, ich schwöre, dass ich unschuldig bin.« Als ich mich selbst höre, muss ich vor Schreck nach Luft schnappen. Denn mir ist eingefallen, dass Anne Boleyn einst genau die gleichen Worte zu ihm sagte und keine Gnade fand. »Bitte ...«, flüstere ich. »Bitte, ich flehe Euch an ... Ich habe wahrhaftig nichts getan ...«
»Sprich leiser«, zischt Lady Rochford und schaut sich argwöhnisch um. Aber niemand beachtet uns, niemand wird mich von den beiden erlösen.
»Er hat einen Narren an dir gefressen. Nun musst du auch sein Herz gewinnen«, fährt mein Onkel fort, als hätte ich nichts gesagt. »Bis jetzt hast du dich wunderbar verhalten, aber er ist ein Mann eines gewissen Alters und hat kein Interesse mehr an einer kleinen Schlampe, die auf seinen Knien sitzt. Nein, er möchte sich verlieben, und er liebt die Jagd mehr als den Fang. Er möchte glauben, dass er ein Mädchen mit untadeligem Ruf umwirbt.«
»Das bin ich! Wirklich! Untadelig!«
»Du musst ihn weiter verlocken und aufstacheln und dich dennoch zurückhalten.«
Ich warte, ich habe keine Ahnung, wohin das führen soll.
»Kurz gesagt, er soll dich nicht nur begehren, er soll sich in dich verlieben.«
»Aber warum?«, frage ich. »Damit er mir einen guten Ehemann verschafft?«
Mein Onkel beugt sich vor, sodass sein Mund an meinem Ohr ruht. »Hör zu, du Närrchen! Er soll sich in dich verlieben, damit er dich zu seiner Frau macht, zu seiner Gemahlin, der nächsten Königin von England.«
Mein überraschter Ausruf wird von Lady Rochford erstickt, die meinen Handrücken zwickt. »Au!«
»Hör deinem Onkel zu«, mahnt sie. »Aber leise!«
»Aber er ist doch mit der Königin verheiratet«, murmele ich.
»Er kann sich dennoch in dich verlieben«, macht mein Onkel geltend. »Es ist schon Seltsameres geschehen. Und er muss glauben, dass du unberührt bist, eine kleine Rose, ein braves Mädchen, das es verdient, Königin von England zu werden.«
Ich schaue zu der Frau, die
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