Das Erbe der Lens
Verdacht, der schließlich zur Gewißheit wurde – sein Gegner war mit dem Onlonianer Kandron identisch.
Als Kit zu seiner ersten Mission startete und sich Kinnison mit Nadreck in Verbindung setzte, brach der zurückhaltende Palainianer sein Schweigen und berichtete dem Freien Lens-Träger von seinen Vermutungen.
»Kandron von Onlo!« rief Kinnison überrascht. »Bei Klono! Und du sitzt bequem auf deinen Tentakeln und erzählst mir, daß dir Kandron vor dreiundzwanzig Jahren entkommen ist? Obwohl du die ganze Zeit davon gewußt hast, informierst du mich erst jetzt?«
»Natürlich! Warum hätte ich dir früher berichten sollen? Wir hätten doch nichts unternehmen können.« Nadreck ließ sich durch Kinnisons Ausbruch nicht beeindrucken. »Meine Fähigkeiten haben ihre Grenzen, und mein Geist ist nur schwach. Aber selbst ich konnte erkennen, daß Kandron damals nicht wichtig war. Meine Aufgabe beschränkte sich darauf, Onlo zu Fall zu bringen. Das habe ich getan. Dabei war es unerheblich, ob sich Kandron auf dem Planeten befand oder nicht, denn er hat sich erst später zu einem eigenen Problem entwickelt!«
Kinnison fluchte, nahm sich jedoch zusammen, denn es hatte keinen Sinn, Nadreck nach menschlichen oder menschenähnlichen Maßstäben zu beurteilen. »Schon gut!« knurrte er. »Lassen wir das.«
»In den letzten Jahren hat mich Kandron sehr behindert, und da du dich ebenfalls für ihn zu interessieren beginnst, ist er nun als ein Faktor anzusehen, den man nicht außer acht lassen darf«, fuhr Nadreck unbeirrbar fort. Er konnte Kinnisons Standpunkt ebensowenig verstehen, wie der Erdbewohner ihn verstand. »Mit deiner Erlaubnis werde ich den Onlonianer aufspüren und vernichten.«
»Ich habe nichts dagegen, mein Freund«, gab Kinnison ironisch zurück. »Raum-ho.«
Zur gleichen Zeit lag Kandron in einem bitterkalten, stockdunklen Raum seines Hauptquartiers und freute sich über die Schwierigkeiten, die er Nadreck von Palain VII bereitete. Es machte ihm Spaß, seinen Gegner auf diese Weise zu beschäftigen – einen Gegner, bei dem es sich vermutlich um den gefürchteten Star A der Galaktische Patrouille handelte. Er hatte im übrigen die Absicht, Nadreck erst umzubringen, wenn er sich einmal richtig mit ihm beschäftigen konnte. Bis dahin stellte der Palainianer keine wirkliche Gefahr dar, denn ein Gegner, den man kennt und versteht, ist harmlos. Zunächst gab es dringenderes zu erledigen.
Kandron setzte sich mit seinen Untergebenen in Verbindung und erkundigte sich nach dem Stand der Nachforschungen.
»Es tut mit sehr leid, Euer Ehren, aber wir sind nicht sehr erfolgreich gewesen. Unsere Falle auf Antigan IV war genau auf den Mann zugeschnitten, dessen Mentalität Sie uns vorgezeichnet hatten. Vielleicht war unsere Maßnahme zu plump, Euer Ehren. Vielleicht auch nicht plump genug. Die dritte Möglichkeit ist, daß er einfach nicht rechtzeitig genug davon erfahren hat. Sollten wir bei unserem nächsten Versuch anders vorgehen?«
»Der Plan war einwandfrei«, erwiderte Kandron. »Ich nehme an, daß er – wie Sie vermuten – nichts davon gewußt hat. Da wir es hier mit einem Meister seines Fachs zu tun haben, der sich immer erst zu erkennen gibt, wenn er zugeschlagen hat, müssen wir ihn zu uns heranlocken. Das heißt, daß wir unsere Bemühungen fortsetzen, bis er uns ins Netz gegangen ist. Dabei ist es unerheblich, ob wir ihn jetzt oder in fünf Jahren fangen. Im Augenblick ist unser Vorgehen auf verschiedenen Planeten der Zivilisation eine ausgezeichnete Gelegenheit, ihm eine Falle zu stellen.
Wir setzen unsere Aktionen also plangemäß fort, wobei es mir gleichgültig ist, ob wir uns wiederholen. Wenn uns der Lens-Träger für einfallslos hält – um so besser! Sie werden mir regelmäßig berichten. Vergessen Sie nicht, daß wir ihn lebend brauchen. Wir müssen ihn befragen. Es gibt noch zu viele Geheimnisse, die wir bisher nicht lösen konnten.«
Kandron unterbrach die Verbindung und setzte seine Arbeit fort. Er hätte sich gern persönlich an der Jagd auf Nadreck beteiligt und sich gern selbst der angenehmen Aufgabe gewidmet, das gehaßte Wesen aufzuspüren und zu vernichten. Andererseits hätte er sich auch gern an die Verfolgung des geheimnisvollen menschlichen Lens-Trägers gemacht, der ebenfalls mit dem gefürchteten Star A zu tun hatte. Auch diese Aufgabe hätte ihm großes Vergnügen bereitet. Aber es gab dringendere Probleme. Im Grunde waren Nadreck und seine Verbündeten von
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