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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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von Politikern, Bankdirektoren, Konzernchefs und anderen wichtigen Persönlichkeiten. Mehr als einmal wurde er praktisch hinausgeworfen oder gar nicht erst vorgelassen. Aber in den meisten Fällen erfuhr er, was er wissen wollte.
    Um seiner Rolle gerecht zu werden, schrieb er sogar einen Roman, der später als eines der besseren Werke Sybly Whytes bezeichnet wurde.
    »Der Mercotaner Quagdop glitt um die Heckrundung des Transschiffes, krallte eine gewaltige Klaue in die meterdicke Panzerung aus reinem Neutronium und senkte seine furchterregende, an einen Xmex erinnernde Schnauze herab. Seine zymolose Zunge kam zum Vorschein und knirschte über das Metall, und mit jeder Schleckbewegung vertiefte sich die Rinne in der Hülle des Schiffes. Diese Narren! Glaubten sie wirklich, daß sich Quagdop durch das Vakuum und die unvorstellbare Kälte des Raumes aufhalten ließ? Hinter dieser dünnen Wand wartete das Erdenmädchen Cynthia in hilflosem Entsetzen ...« Wortgewandt strebte Kinnison dem Höhepunkt seines Werkes entgegen.
    Da trat ein Ereignis ein, das seine Vermutungen mit einem Schlag bestätigte. An seinem Visiphon leuchtete ein gelbes Licht auf, und ein Gong kündigte eine wichtige Durchsage an, die auf dem ganzen Planeten verbreitet wurde. Kinnison-Whyte legte den Hebel um, und auf dem Bildschirm erschien das ernste Gesicht des Provost-Marschalls.
    »Achtung!« tönte der Lautsprecher. »Die Bürger von Radelix werden gebeten, nach dem Ursprung der gefährlichen Propagandaliteratur zu forschen, die in mehreren Städten unseres Planeten aufgetaucht ist. Die Polizei kann nicht überall gleichzeitig sein – wir bitten Sie daher dringend um Ihre Mithilfe. Wir hoffen, daß wir die Bedrohung des Friedens und der Sicherheit unseres Planeten mit Ihrer Unterstützung abwenden können, ehe es zu ernsthaften Zwischenfällen kommt, und daß wir die Verhängung des Ausnahmezustandes vermeiden können.«
    Diese Nachricht wurde von den wenigsten Radeligianern in ihrer vollen Tragweite erfaßt; doch für Kinnison bedeutete sie die Bestätigung einer langen Kette von Vermutungen und Assoziationen. Er hatte recht gehabt. Er wußte, was jetzt geschehen würde, er wußte, daß weder die offiziellen Stellen, noch die Bevölkerung in der Lage waren, die Lawine aufzuhalten. Vielleicht hätte eine Abteilung Lens-Träger eine Chance gehabt, aber damit wäre nichts erreicht, wenn die Hauptverantwortlichen nicht gefangen wurden. Es nützte nichts, wenn man die Boskonier unnötig aufschreckte.
    Ob er vor dem Höhepunkt etwas unternehmen konnte, war von einer Reihe von Faktoren abhängig. Vor allem mußte er wissen, wie dieser Höhepunkt aussehen sollte, wer der Bedrohte sein würde und ob die betreffende Person tatsächlich ein Boskonier war. Es waren also einige Nachforschungen erforderlich.
    Wenn der Gegner seine Methode nicht änderte, war anzunehmen, daß er sich den Präsidenten des Planeten als Opfer aussuchte. Wenn er, Kinnison, nicht rechtzeitig an die verantwortlichen Boskonier herankam, blieb ihm nichts anders übrig, als den Ereignissen ihren Lauf zu lassen – jedenfalls bis zu dem Augenblick des Verschwindens. Dabei durfte Whyte im entscheidenden Augenblick nicht einfach zur Stelle sein – das wäre doch etwas seltsam gewesen. Er mußte sich vielmehr schon jetzt so oft wie möglich am voraussichtlichen Ort des Geschehens zeigen.
    Aus diesem Grunde bezog er in unmittelbarer Nachbarschaft des Präsidentensitzes ein Haus und machte sich offen und mit großer Begeisterung daran, die Geschehnisse um Quagdop und die schöne, aber nicht sehr intelligente Cynthia zu einem befriedigenden Ende zu bringen.

4
    Um die auf diesen Seiten beschriebenen Ereignisse besser zu verstehen, ist es erforderlich, einmal kurz in die Vergangenheit zurückzublenden – in die Zeit vor zwanzig Jahren, als Kandron noch über Onlo herrschte und sein boskonischer Vorgesetzter Alcon Thrale regierte. Damals unterhielten sie sich oft über gefährliche Umtriebe des gefürchteten Lens-Trägers Star A.
    »Wollen Sie etwa sagen, daß er vielleicht schon hier eingedrungen ist?« fragte Alcon eines Tages entsetzt.
    »Gewiß«, erwiderte Kandron kalt. »Ich glaube zwar nicht, daß das wirklich der Fall ist, aber die Möglichkeit besteht. Wir haben getan, was wir tun konnten, aber jede Wissenschaft hat ihre Grenzen. Auf jeden Fall wird sich die Patrouille zunächst weniger für Onlo als für Sie und Ihren Planeten interessieren.«
    »Sie haben wahrscheinlich recht.

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