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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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sich ›X‹ an Bord der Schiffes aufhält«, dachte Tregonsee. »Vielleicht handelt es sich sogar um eine Falle. Trotzdem werden wir die üblichen Vorbereitungen treffen und den Raumer abfangen.«
    Cam nickte, und die Kommunikationsoffiziere aktivierten ihre Hyperfunkgeräte. Nach einiger Zeit tauchte vor dem fliehenden Piratenschiff eine kleine Flotte schneller Patrouillenboote auf und bildete eine riesige Auffangformation, in die der Boskonier direkt hineinflog. Mehrere Stunden vergingen, und Tregonsees schneller Raumer holte langsam auf.
    Das fremde Schiff änderte seinen Kurs nicht, sondern steuerte direkt in die Formation hinein. Als es von den Traktor- und Preßstrahlen ergriffen wurde, wehrte es sich nicht. Weder ging es in den trägen Flug über, noch umgab es sich mit Verteidigungsschirmen, noch feuerte es einen einzigen Schuß ab. Es reagierte auf kein Signal. Spionstrahlen durchkämmten es von Bug bis Heck, doch es schien unbemannt zu sein. Die Patrouille hatte ein automatisches Schiff gekapert.
    Camillas Wangen färbten sich rot, und mit blitzenden Augen wandte sie sich an den Rigellianer. »Man hat uns hereingelegt, Onkel Trig!« rief sie wütend. Mit einem solchen Fiasko hatte sie nicht gerechnet.
    »Eins zu Null für ›X‹«, erwiderte Tregonsee unbewegt. »Wir werden umkehren und die Spur an der Stelle wieder aufnehmen, an der wir sie verloren haben.«
    Danach sprachen sie nicht mehr über die Angelegenheit. Sie wußten, auf welche Weise ihnen ›X‹ entwischt war. Der Boskonier hatte offensichtlich mit zwei Schiffen gearbeitet, von denen das eine unortbar und gegen Gedanken aller Art abgeschirmt war. Und in diesem Schiff hatte er sie Flucht ergriffen, während sie einem Phantom nachgejagt waren. Wo sich der unbekannte Boskonier jetzt befand, wußten sie nicht.

7
    Zufrieden summend betrat Kathryn Kinnison den Frühstücksraum. Vor einem großen Spiegel blieb sie einen Augenblick stehen, betrachtete ihre schlanke, in einen schwarzen Umhang gekleidete Gestalt und rückte ihre Kappe zurecht, die auf der roten Lockenpracht saß. Dann vollführte sie, die Hände in die sanft gerundeten Hüften gestützt, einige Tanzschritte vor dem Spiegel. Sie schien sich ihres Lebens zu freuen.
    »Kathryn ...«, sagte Clarissa Kinnison tadelnd. »Du schaust mir zuviel in den Spiegel, Liebes.«
    »Warum? Es macht Spaß.« Die hochgewachsene Kathryn küßte ihre Mutter auf die Wange. »Du bist lieb, Mama, weißt du das? Du bist ... ah, Eier und Speck! Köstlich!«
    Clarissa beobachtete nicht ohne Neid, wie ihre älteste Tochter das Frühstück verzehrte, ohne sich wegen ihrer Figur Sorgen machen zu müssen. Sie hatte ihre Kinder im Grunde nie verstanden – und war damit der sprichwörtlichen Henne vergleichbar, die aus Versehen eine Schar kleiner Enten ausgebrütet hat und damit nicht zurechtkommt. Nur war dieser Vergleich eigentlich zutreffender, als das bei Vergleichen normalerweise der Fall ist. Sie begann zu ahnen, daß sie ihre Kinder wahrscheinlich auch in Zukunft nicht begreifen würde.
    Sie hatte sich nicht offen gegen die Strenge gewandt, mit der ihr Sohn Christopher seit seiner Geburt erzogen wurde. Da Kit ein Lens-Träger werden sollte, woran sie nicht zweifelte, war so etwas unumgänglich, denn für einen Lens-Träger gab es nichts anderes. Sie war jedoch sehr froh, daß ihre anderen Kinder Mädchen waren, die sich nicht mit den Problemen der Lens abzugeben brauchten. Dafür würde sie schon sorgen. Immerhin wußte sie sehr gut, was es bedeutete, eine Lens-Trägerin zu sein. Aus diesem Grunde hatte sie mit allen Mitteln versucht, in ihren Töchtern die fraulichen Eigenschaften zu wecken, die sie selbst im Übermaß besaß. Doch dieser Versuch war fehlgeschlagen.
    Von Anfang an hatten die vier wenig Neigung gezeigt, mit Puppen oder anderen kleinen Mädchen zu spielen. Es machte ihnen mehr Spaß, sich an Lens-Träger »anzuhängen« – wie sie es nannten –, vorzugsweise an Lens-Träger Zweiter Ordnung, wenn das möglich war. Ihre Spielzeuge waren Atomgeräte und Gleiter, später Schnellboote und Raumschiffe. Sie lasen keine Unterhaltungsromane, sondern Galaktische Enzyklopädien. Sie waren zu Hause, wann und wie lange es ihnen paßte. Clarissa wußte nie, was sie von ihren Kindern zu erwarten hatte.
    Dabei waren sie keineswegs unloyal. Sie liebten ihre Mutter aus vollem Herzen und versuchten, sie immer wieder davon abzubringen, sich Sorgen zu machen. Sie hielten die Verbindung aufrecht, wo immer sie sich

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