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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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ihrem Entstehen erkennen lassen. So auch die Entwicklung von Atlantis, um ein Beispiel zu nennen. Ich hatte damals persönlich damit zu tun und konnte seinen Untergang nicht verhindern.« In Mentors Gedanken lag plötzlich so etwas wie Mitgefühl – eine Tatsache, die Kathryn sehr überraschte.
    »Im Grunde hatte ich gar nicht erwartet, die Katastrophe zum Guten wenden zu können«, fuhr er fort. »Denn wir wußten seit unzähligen Zeitzyklen, daß die feindliche Macht nur geschlagen werden konnte, wenn wir eine uns in jeder Beziehung überlegene Rasse schaffen konnten.
    In den vier stärksten Rassen dieser Galaxis wurden daher bestimmte genetische Programme begonnen, die die Ausschaltung sämtlicher negativer Eigenschaften und die Förderung der positiven Züge zum Ziel hatten. Sie wissen genug von der Vererbungslehre, um sich die Problematik dieser Aufgabe vorzustellen. – und es würde zuviel Zeit kosten, jetzt auf Einzelheiten einzugehen. Ihr Vater und Ihre Mutter waren jedenfalls die Endpunkte dieser sehr langen Entwicklung auf der Erde – ihre Chromosomen waren so beschaffen, daß bei ihrer Vereinigung praktisch alle negativen Wesensmerkmale der menschlichen Rasse zugunsten der positiven Wesenszüge unterdrückt wurden. In diesem Sinne sind Sie zwar äußerlich ein Mensch – aber was die inneren Werte angeht, sind Sie fast noch weniger menschlich als ich.«
    »Und wie menschlich ist das?« fragte Kathryn wütend. Wieder rannte sie vergeblich gegen den Gedankenschirm des Arisiers an.
    »Das werden Sie später erfahren, meine Tochter. Diese Erkenntnis ist dem Abschluß Ihres Trainings vorbehalten.«
    »Das habe ich befürchtet.« Hoffnungslos starrte sie ihr Gegenüber an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, obwohl sie verzweifelt dagegen ankämpfte. »Sie sind ein Ungeheuer, und ich ... ich bin ... werde ... ein noch schlimmeres Ungeheuer ... Und ich muß eine Million Jahre leben ... allein ... warum?
Warum
haben Sie mir das angetan, Mentor?«
    »Beruhigen Sie sich, meine Tochter. Der Schock wird bald abklingen. Sie haben nichts verloren, sondern viel hinzugewonnen.«
    »Gewonnen? Bah!« erwiderte das Mädchen verächtlich. »Ich habe meine Eltern verloren. Ich werde noch ein Mädchen sein, wenn sie schon gestorben sind. Ich habe die Chance verspielt, jemals richtig zu leben. Ich möchte Liebe ... und einen Mann ... Kinder ... Und das alles ist mir jetzt auf ewig verwehrt. Ich werde niemals ... Mentor, ich will nicht eine Million Jahre leben – vor allem nicht allein!« Ihr Gedanke war ein Verzweiflungsschrei.
    »Es wird Zeit, daß Sie diese kindische Verwirrung überwinden«, sagte Mentor mahnend. »Eine solche Reaktion ist ganz natürlich, aber Ihre Rückschlüsse sind völlig falsch. Ich hoffe, ich kann Ihnen deutlich machen, daß Sie im Augenblick gar nicht das physische, intellektuelle, seelische und körperliche Bedürfnis nach einem Partner verspüren. Es wird die Zeit kommen, da Sie einen Mann mit einer Stärke und Intensität lieben, die Sie im Augenblick nicht begreifen könnten. Und Ihr Gefühl wird erwidert werden.«
    »Aber damit ist das Problem meiner Eltern nicht aus der Welt geschafft. Ich kann zwar älter werden ... aber ich liebe sie wirklich, und es würde Mama das Herz brechen, wenn ihre Töchter ausnahmslos als alte Jungfern enden würden – jedenfalls muß das der Eindruck sein, den sie erhält.«
    »Auch in diesem Punkt kann ich Sie beruhigen. Ich habe mich schon darum gekümmert. Kimball und Clarissa wissen, ohne sich der Quelle dieses Wissens bewußt zu sein, daß der Lebenszyklus Ihrer Kinder außergewöhnlich lang ist. Beide wissen, daß sie ihre Enkel nicht mehr zu Gesicht bekommen werden. Ich kann Ihnen versichern, daß, wenn Ihre Eltern in die nächste Existenzebene hinüberwechseln, sie in dem Bewußtsein von uns gehen werden, daß mit ihrer Familie alles in Ordnung ist – auch wenn sie nach außen hin mit den fünf Kinnison-Kindern zu enden scheint.«
    »Mit uns enden? Was soll das heißen?«
    »Das Schicksal hat Ihnen eine Aufgabe zugedacht, die Ihr Geist im Augenblick noch nicht begreifen könnte. Man wird Sie zu gegebener Zeit rechtzeitig informieren. Im Augenblick brauchen Sie nur zu wissen, daß Ihnen die nächsten fünfzig Jahre nur wie eine kurze Stunde Ihres langen Lebens vorkommen werden. Trotzdem drängt die Zeit. Sie haben sich wieder gesammelt, und wir müssen unser gemeinsames Abschlußtraining fortführen, das Sie in die Lage versetzen wird, den vollen

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