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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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ragten vier stämmige Beine, gewaltige Doppelschultern und Arme. Über allem schwebte ein runder, fast unbeweglicher Kopf. Doch damit erschöpfte sich die Ähnlichkeit bereits. Das Wesen hatte nur einen Kopf, der das Gehirn beherbergte und augenlos war. Außerdem konnte das Ungeheuer weder fressen noch atmen. Und die Haut! So etwas hatte das Mädchen noch nicht gesehen. Die Haut war unglaublich dick, trocken und schmiegsam und war von Zellen durchsetzt, die einen besseren Schutz boten als die Fibern der eigentlichen Haut.
    »R–T–S–L–Q–P ...« In den ersten sechs Stellen gelang Kathryn die Klassifizierung des Fremden mühelos, dann hielt sie jedoch inne und furchte die Stirn. »Die siebente Stelle – die Haut – was könnte das sein? S? Oder R? Oder etwa T? Nein, es sieht mehr nach R aus ...«
    »Ich sehe, daß Sie die nötigen Werkzeuge mitgebracht haben«, wurde sie von dem Wesen begrüßt, als sie die Zentrale des Bootes betrat, das kaum größer als ihr eigenes Raumschiff war. »Ich kann Ihnen sagen, was Sie tun müssen, wenn ...«
    »Ich weiß, was ich tun muß«, sagte sie, nahm eine Schutzhaube ab, arbeitete schweigend mit Klammern, Drähten und Lampen – und hatte den Schaden in zehn Minuten behoben. »Ich verstehe nicht, daß sich ein Wesen von Ihrer Intelligenz, das doch eigentlich Reparaturen dieser Art selbst durchführen müßte, in einem so kleinen Schiff ohne Werkzeuge auf die Reise macht. Mit Kurzschlüssen muß man immer rechnen.«
    »Aber nicht bei den Schiffen der ...« Und der Fremde nannte einen Namen, den Kathryn nicht verstand. Allerdings spürte sie, daß sie ihr Gegenüber irgendwie gekränkt hatte. »Wesen höherer Ordnung verrichten keine Arbeit. Wir denken und lenken. Andere tun die Arbeit und haben nichts zu befürchten, wenn sie gut arbeiten. So etwas passiert mir zum erstenmal – und ich kann Ihnen versichern, daß es das letztemal sein wird. Die Strafe, die der schuldige Techniker erleiden soll, wird schon dafür sorgen. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird sein Leben mir gehören.«
    »Aber ich verstehe nicht ...«, widersprach Kathryn. »Dieser Zwischenfall ist doch keine Sache, von der ein Leben ...«
    »Schweigen Sie!« befahl der Fremde. »Es ist undenkbar, daß ein Wesen niederer Ordnung den Versuch unternimmt ...«
    »Nein, Sie schweigen gefälligst!« gab Kathryn zurück und im Ansturm ihres Gedanken stöhnte das Wesen auf. »Ich habe die schmutzige Arbeit für Sie getan, weil Sie mit Ihrem Problem offensichtlich nicht selbst fertig wurden. Ich habe keine Bemerkungen über die selbstverständliche Art und Weise gemacht, mit der Sie meine Hilfeleistungen annahmen – manche Rassen sind eben so. Aber wenn Sie darauf bestehen, sich fünf Sprossen über mich zu stellen – auf einer Leiter, die ich nicht sehen kann –, dann werde ich sofort vergessen, daß ich eine Dame bin, und werde etwas unternehmen.«
    Der verblüffte Fremde schickte blitzschnell einen Gedankenimpuls aus, einen Tastimpuls, der fünfzig Zentimeter vor dem schimmernden Schutzanzug des Mädchens gestoppt wurde. Er hatte es doch mit einem weiblichen Menschen zu tun – oder etwa nicht? Nein – kein Mensch hatte jemals solche Fähigkeiten besessen. Es hieß vorsichtig zu sein.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie nicht als meinesgleichen willkommen geheißen habe«, erwiderte das Wesen unterwürfig. »Würden Sie mir verzeihen?«
    »Natürlich – wenn Sie Ihre Einstellung ändern. Außerdem gefällt mir der Gedanke an die Pläne nicht, die Sie mit Ihrem Techniker haben. Ihn zu quälen für ein Versehen ...« Sie unterbrach sich und biß sich auf die Lippe. »Vielleicht gibt es eine Lösung. Wohin waren Sie unterwegs, als der Defekt eintrat, und wann wollten Sie Ihr Ziel erreichen?«
    »Ich reise nach Hause«, erwiderte das Wesen und übermittelte ihr die Koordinaten des Planeten. »Ich muß in spätestens zweihundert G-P-Stunden dort eintreffen.«
    »Ich verstehe«, sagte Kathryn und nickte. »Ich werde Ihnen die Einhaltung dieser Frist ermöglichen, wenn Sie mir versprechen, daß dem Techniker kein Leid geschieht. Und Sie dürfen mir glauben, daß ich merke, ob Sie ihr Versprechen ernst meinen oder nicht.«
    »Was ich verspreche, halte ich. Aber wenn ich Ihnen das Versprechen nicht gebe?«
    »Dann werden Sie Ihr Ziel erst in zweitausend G-P-Jahren erreichen, denn ich würde Ihren Bergenholm vernichten, Ihre Luftschleusen zuschmelzen und draußen einen Gedankenschirm-Generator installieren, der

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