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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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war – was dann? Die Mädchen wußten, wie es dazu hatte kommen können und daß es keine Entschuldigung für ihn gab. Seine Schwestern würden ihn nicht verachten, aber es konnte sein, daß sie ihn bemitleideten, was noch viel schlimmer war. Und wie würde er sich dann vorkommen? Nein – es blieb ihm nichts anderes übrig, als bei seinem Plan zu bleiben. Die Eddorier konnten ihn nur einmal umbringen.
    Vorsichtig setzte er zur Landung an. Dabei merkte er, daß er wieder normal reagierte, daß seine Hände nicht mehr zitterten und seine Handflächen nicht feucht waren. Die Furcht war zwar noch nicht völlig gewichen, aber sie lähmte ihn nicht mehr.
    Vorsichtig ließ er seinen Wahrnehmungssinn wandern und war im nächsten Augenblick derart fasziniert, daß er seine Sorgen völlig vergaß. Es gab so viele interessante Dinge hier ... er konnte nur hoffen, daß ihm genügend Zeit blieb!
    Leider wurde er fast sofort entdeckt. Die Störung, die sein Schiff verursachte, wurde geortet und von einem Eddorier überprüft. Kit konzentrierte sämtliche Kräfte auf einen geistigen Angriff von unglaublicher Heftigkeit, und in dem kurzen Augenblick vor dem Tod des überraschten Eddoriers erfuhr der junge Lens-Träger mehr über Eddore und das Boskonische Imperium, als sämtliche Arisier in den langen Äonen ihrer Geschichte zusammengetragen hatten. Der Augenblick der engsten Verschmelzung, der nur Sekundenbruchteile dauerte, vermittelte ihm ein fast vollständiges Wissen über die Geschichte, die Kultur und die Verhaltensweisen seiner Gegner. Er kannte die Ideale und Ideologien, von denen sie beherrscht wurden. Er wußte Bescheid über die Geheimnisse der boskonischen Organisation und der angewandten Offensiv- und Defensiv-Systeme. Er kannte die Stärken und, was noch wichtiger war, die Schwächen der Eddorier. Und er erfuhr, wie die Galaktischen Zivilisation ihren Todfeind besiegen konnte.
    Kit, der bereits an seinen Kontrolltafeln saß, schaltete seine Gedankenschirme ein, die ihn vor dem bevorstehenden Angriff nur wenig schützen konnten, denn kein mechanischer Schirm vermag einem Impuls zu widerstehen, der von einem Geist Dritter Ordnung ausgestrahlt wird. Dann raste er in seinem kleinen Schiff mit Höchstbeschleunigung auf die Stelle in der eddorischen Verteidigung zu, an der er nicht von Projektoren und Bomben belästigt werden konnte – auf das Gebiet über der Festung, deren Beobachter er beeinflußt hatte. Eine direkte Verfolgung fürchtete er nicht, da sein Schiff allen anderen Einheiten an Geschwindigkeit überlegen war.
    In der ersten Sekunde passierte nichts. Dann schaltete sich ein zweiter Eddorier ein, der noch einen wilden Hilferuf ausschickte, ehe er Kinnisons geistigem Angriff erlag. Und obwohl es für die Eddorier eine Ungeheuerlichkeit sein mußte, daß ein Fremder ihre Verteidigung durchbrochen hatte, reagierten sie schnell und heftig.
    Als Kit an der eddorischen Festung vorbeiraste, kam er kaum noch gegen die Übermacht der Eddorier an, die laufend Verstärkung erhielten. Als er den vierten Schirm erreichte, war es noch schlimmer, während es an der dritten Barriere überhaupt nicht mehr weiterzugehen schien. Doch Kit erlahmte nicht. Aus dem Reservoir seines Geistes schöpfte er neue Kräfte, die es ihm ermöglichten, die entsetzliche Belastung noch einen Augenblick länger zu ertragen.
    Weiter, Kit – weiter! Nur noch zwei Schirme trennen dich von der Freiheit – vielleicht ist die Kontrolle der Schirme inzwischen von Eddoriern übernommen worden, aber wenn deine Vision zutrifft, sind die Arisier bereits unterwegs, um dir zu helfen! Vielleicht haben sie den ersten Schirm schon überwunden und kommen dir entgegen. Weiter Kit, nicht aufgeben!
    Christopher Kinnison, der älteste Erbe der Lens, kämpfte um sein Leben.

23
    Wenn es dem Verfasser dieser Chronik gelungen ist, die Charaktereigenschaften und Fähigkeiten der handelnden Persönlichkeiten einigermaßen zutreffend zu schildern, ist es nicht erforderlich, auf Kits Leistung näher einzugehen. Es mag die Feststellung genügen, daß der junge Lens-Träger unter Aufbietung aller Kräfte lange genug durchhielt und den Durchbruch schließlich schaffte.
    Dabei traten die Arisier gerade zur rechten Zeit in Aktion. Die eddorischen Wächter hatten kaum den ersten Schirm übernommen, als er bereits von einer überwältigenden arisischen Gedankenwoge überrollt wurde. Da die Arisier nicht zum erstenmal auf diese Weise gegen die Heimat ihrer Erzfeinde vorgingen,

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