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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Familie dabei ist und Ihnen irgendwann Ihre Vernunft sagt, dass sie dabei sein muss? Aber durch einen dummen, hässlichen Zufall befinden Sie sich in dem Land, das der Traum von Millionen von Juden ist, die es niemals erreichen werden. Sie befinden sich mitten in einem seit Moses niemals mehr da gewesenen Freiheitskampf für das Recht auf ein eigenes Land und müssen sich jetzt entscheiden, auf welcher Seite Sie stehen ...
    Wie hätten Sie sich entschieden?«
    Der Propst hatte sich von Frage zu Frage in einen Rausch hineingesteigert. Einen Rausch, der erkennen ließ, dass er kein einseitiger Prediger eines einseitigen, allein selig machenden Glaubens war.
    Und er gab sich zu meinem Glück selbst die Antwort.
    »Jeder von uns hätte sich an diese letzte Möglichkeit geklammert, doch noch einmal etwas aus sich zu machen. Dieses Mal nicht für und in einer Gesellschaft, in der es nach Jahrhunderten ganz plötzlich eine Schande war, anderen Glaubens zu sein.
    Ich hätte mir auch ein hübsches Mädchen gesucht und noch einmal eine Familie gegründet.«
    »Haben das die zweiunddreißig getan?«, versuchte ich ihn langsam wieder auf das Thema zu bringen.
    Der Doktor nickte und goss Cognac nach.
    »Ja, so hat es der damalige Propst aufgezeichnet. Dieser Major scheint ihn sehr beeindruckt zu haben.«
    »Wie kam dann der Kasten in den Turm?«
    »Welcher Kasten?«, kam es zurück, als habe er vergessen, was der Anlass unseres Gespräches gewesen war. »Ach natürlich. Der Kasten!«, schlug er sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Ja, dieser Major stellte sich als wahres Gottesgeschenk heraus. In dem Chaos jener Tage verstand er es, Lebensmittel, Medikamente für die Bedürftigen der Gemeinde zu beschaffen und auch dringend benötigte Baumaterialien, um einige Teile des Domes wenigstens provisorisch vor dem endgültigen Zusammenfall zu sichern.
    Als einzige Gegenleistung erbat er sich, dass dieser Kasten so lange in unzugänglicher Verwahrung des Domes blieb, bis er oder einer seiner ausdrücklich von ihm befugten Brüder, wie er sich ausgedrückt hat, diesen wieder an sich nehmen würde.«
    Mein Herz begann schneller zu schlagen. Der Augenblick der Wahrheit schien zum Greifen nah.
    »Wo wurde dieser Kasten dann ›unzugänglich deponiert?«
    »Wo wohl?«, lachte er, als sei das die dümmste Frage der Welt. »Da, wo ihn Martin gefunden hat. Es war schließlich sein Vater, der ihn dort eingemauert hat.«
    Mein Erstaunen über diese Aussage stand mir wohl deutlich ins Gesicht geschrieben, denn um Martins familiäre Verhältnisse hatte ich mich schon in der Schule nicht gekümmert.
    »Wussten Sie nicht, dass die Familie Hofmann bereits in vierter Generation als Baumeister am Dom beschäftigt war? Sein Urgroßvater war schon am Endausbau der Türme um 1880 beteiligt, und kaum jemand kannte den Dom so wie die Familie Hofmann.«
    Ich überlegte kurz, ob mir dieses Wissen in irgendeiner Form behilflich sein konnte, verwarf das aber. Die Hofmanns schienen integre Mitarbeiter der Dombauhütte gewesen zu sein.
    »Dann wurde der Kasten 1953 an der bekannten Stelle eingemauert. Warum nicht an einer weniger schlecht zugänglichen Stelle, wo war er in der Zwischenzeit, und wer konnte an ihn heran?«
    »Langsam«, hob Dr. Bongartz die Hände. »Wie kommen Sie auf 1953?«
    »Durch die Aussage von Professor Hofmann.«
    Der Propst schüttelte den Kopf und ging zu seinem Schreibtisch, dem er ein rotes Buch entnahm.
    »Hier liegt ein Missverständnis vor. Der Professor hat mich gefragt, wann in diesem Jahrhundert das letzte Mal ein Gerüst an dieser Stelle gestanden hat. Aber der Kasten ist bereits 1947 an seine Stelle verbracht worden. Ohne Gerüst.«
    Mir kamen die Bilder meines jämmerlichen Versuches in den Sinn, mich auf dem Gerüst halbwegs aufrecht zu halten. Wie das ohne solch aufwendige Sicherheitsmaßnahmen hatte praktiziert werden können, war für mich unvorstellbar.
    »Ein Gerüst war zu der Zeit undenkbar. Woher sollten die Materialien dafür kommen?«, fuhr der Propst fort. »Der Dom hatte bereits 1943 einiges abbekommen. Was damals noch an seinem Platz geblieben war, konnte mangels Menschen und Material nicht repariert oder gesichert werden.
    Als langsam die ersten Steinmetze aus dem Krieg zurückkamen, war es vordringlich, das Verbliebene wie Kapitelle, Wasserspeier und anderes zu bergen, um es vor dem Absturz zu bewahren. So wurde mit einfachsten Mitteln — herabgelassene Planken als Arbeitsbühnen, an Seilen gesicherte

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