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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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mitgenommen hatte.
    »Das hier«, sagte ich und zog das Buch hervor.
    Der Rabbi begutachtete es und begann zu blättern.
    »So wie es aussieht, scheint es das gleiche zu sein, was vorhin auf meinem Tisch lag. Hannah sagte mir, dass es nur ein Exemplar davon gibt. Und jetzt...?«
    Er schüttelte den Kopf und begann die Stellen zu markieren und die Buchstaben zu zählen.
    Die Namen, die sich ergaben, schrieb er mit Bleistift an den Rand der jeweiligen Seiten.
    »Es ist genau das gleiche Buch. Es birgt dieselben einunddreißig Namen, mit denen ich aber nichts anzufangen weiß. Was wollen Sie und Hannah damit?«
    Einen Moment zögerte ich. Was sollte ich ihm sagen, wenn es Hannah offensichtlich auch nicht getan hatte? Durfte ich ihm etwas sagen und wenn, was?
    Ich musste meine Situation neu definieren, durfte mich nicht mehr als höriger Kettenhund einer begehrenswerten Frau benehmen. Ich war Journalist, und meine Aufgabe war klar umrissen. Informationen zu sammeln und zu verwerten, wo immer sich die Möglichkeit bot.
    Seine braunen Augen sahen mein Ringen um eine Entscheidung. Er klappte das Buch zu und schob es über den Tisch.
    »Soll ich Ihnen sagen, was ich davon halte?«, rettete er mich aus der Zwickmühle der Gedanken. »Es hat mit diesem Kasten zu tun, über den Sie geschrieben haben. Stimmt's? Sie sind es doch mit dem Kürzel P.S. und haben heute einen neuen Artikel in Ihrem Blatt, der sich indirekt damit befasst. Sie sind sehr mutig.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Weil Sie sich mit etwas befassen, dessen Hintergrund Sie nicht kennen.«
    Was wusste ein Rabbi, der mindestens zehn Jahre jünger war als ich, von Hintergründen?
    Er hatte sich überhaupt verwandelt, seit Hannah nicht mehr anwesend war. In ihrem Beisein hatte er sich wie ein devoter Clown verhalten, der Männchen machte, um dafür bezahlt zu werden. Nun strahlte er die natürliche Souveränität eines Geistlichen aus.
    »Welche Hintergründe?«, wurde ich jetzt neugierig.
    Er deutete wortlos auf das Dreieck auf dem Bucheinband.
    »Und was bedeutet das Dreieck?«
    Ich hatte das Gefühl, dass es doch eine Fügung gab. Natürlich war es das Dreieck, das meine erste Aufmerksamkeit erregt hatte, aber in dem Trubel der Ereignisse war es bei mir in Vergessenheit geraten.
    Der Rabbi lehnte sich zurück und schaute an die kahle Decke, als stünde dort ein Text, den man ablesen konnte. Genauso begann er zu sprechen, ohne den Blick zu senken. Wie ein Medium, das den Bezug zu seiner Umwelt verloren hatte.
    »Das war das Zeichen einer mächtigen Loge im Rheinland. Diese Loge der Chesed«, er deutete auf das Dreieck, »das bedeutet im Hebräischen ›vier‹, wurde von vier Bankhäusern in Köln, Frankfurt, Wien und Zürich getragen.«
    Es entstand eine lange Pause, die nur vom Geklapper der Küchenhilfe unterbrochen wurde, die das Geschirr abräumte.
    »Viel anderes als dieses Geschäft blieb uns Juden ja nach der spanischen Inquisition von 1478 nicht übrig.
    Die Logenbrüder waren zu jener Zeit hoch geachtete Leute, die sich gerade in der Weltwirtschaftskrise stark sozial engagierten. Genau das war den Nazis dann ein Dorn im Auge. 1936 wurden alle Logen gezwungen, sich aufzulösen, und ihre Mittel wurden beschlagnahmt. Wer bis dahin nicht das Land verlassen hatte, landete im Lager.
    Nichtjüdische Logenmitglieder standen unter ständiger Beobachtung und wurden mit Verhören und Verhaftungen drangsaliert. So muss es auch mit der Chesed geschehen sein, von der man nie wieder etwas gehört hat.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«, versuchte ich mir einen Reim aus der Diskrepanz zwischen den verschiedenen Meinungen zu machen, die ich bisher gehört hatte.
    Sein braunen Augen suchten Blickkontakt, als versuchten sie, in meiner Retina zu lesen.
    »Ich weiß nicht. Hier läuft etwas, das Unheil über unsere Gemeinde bringt. Man bezahlt mich für meinen Dienst. Das ist gut, denn wir sind eine arme Gemeinde. Aber ich werde es nicht dulden, dass wir missbraucht werden. Erzählen Sie mir, um was es geht, und ich werde Sie mit einem Mann zusammenbringen, der Zeitzeuge ist.«

16

    Es war schon dunkel, als ich mich entschloss, mal wieder nach Hause zu gehen, um mindestens die Kleider zu wechseln. Alles roch nach dem, was sich so an Gerüchen in den vergangenen achtundvierzig Stunden an mir festgesetzt hatte.
    Die Treppe fiel mir heute besonders schwer, da sich aufgrund meines Artikels jeder in meiner Stammkneipe verpflichtet gefühlt hatte, mir einen auszugeben.
    Aber was

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