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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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sollte es? Ein klitzekleiner Triumph des journalistischen Proletariats, und ich war im Urlaub. Mehr durfte ich heute - oder war es schon morgen - nicht erwarten.
    Der Hausmeister besaß die Freundlichkeit, mir das Schlüssellochsuchen zu ersparen, indem er die Tür von innen aufriss, um mich bis zum ersten Stock mit Drohungen zu verfolgen, dass man — wer war »man«? — mich nicht länger in diesem Haus dulden würde, da es nur Probleme mit mir gäbe.
    Ab dem zweiten Stock wurden seine Tiraden schon unverständlicher. Wahrscheinlich war er wieder mal besoffen. Ab dem dritten Stock hörte ich nur noch mein Keuchen und den Wunsch in mir Gestalt annehmen, meine Etage zu erreichen.
    Vorletzter Treppenabsatz. Nur noch zehn Stufen, und das Delirium begann. Ich sah eine dicke fette Katze, die mir um die Beine strich, und vernahm ein Grunzen über mir.
    »Sind Sie es, Stösser? Wird aber auch Zeit. Kommen Sie. Ich helfen Ihnen.«
    Jemand zog mich über die letzten Stufen hoch, dann setzte mein Filmprojektor aus.
 
    Es war schon hell, aber der Albtraum des letzten Treppenabsatzes war immer noch da und lag in Gestalt der fetten Katze auf meiner Bettdecke.
    »Wünschen der Herr seine Kopfschmerztablette in Wasser, Kaffee oder Bier aufgelöst?«
    Die Stimme kam mir bekannt vor, und die Umrisse der Figur, die im Türrahmen lehnte, nahmen langsam Kontur an.
    »Was machen Sie denn hier?«, seufzte ich und zog mir die Bettdecke über den Kopf.
    »Mich entschuldigen«, klang es gedämpft.
    »Dann nehmen Sie diesen verdammten Kater aus meinem Bett.«
    Kögel lachte in einer Lautstärke, die mir wie der Start eines Flugzeuges vorkam.
    »Der Kater riecht Ihren Kater und will nur mit ihm spielen. Aber jetzt machen Sie mal, dass Sie auf die Beine kommen. Wir haben zu tun. Ich bringe gleich ein Bier.«
    »Wir? Kann wohl nicht sein. Ich habe Urlaub«, knurrte ich unter der Decke hervor.
    »Das ist mir bekannt«, kam es aus der Küche, »aber wir beide haben ein ernsthaftes Problem.«
    Ein Ruck, und er hatte mir die Bettdecke weggezogen.
    »Los, trinken Sie das und dann sehen Sie zu, dass Sie zu sich kommen! Ihre jüdische Mieze ist nämlich abgereist.«
    »Sie ist keine jüdische Mieze«, stöhnte ich unter dem Kissen als letzten Halt der Bettwärme hervor. »Nicht jeder Deutsche ist automatisch ein Katholik oder Christdemokrat. Sie ist Israelin. Geht das nicht in Ihren verdammten Dickschädel?«
    »Von mir aus ist sie Israelin«, zog er mir auch noch den letzten Rest meiner alkoholisierten Geborgenheit vom Kopf. »Und jetzt schwingen Sie Ihren Arsch unter die Dusche. Es reicht mir. Sie stinken wie ein Penner.«
    Langsam, ganz langsam stemmte ich meinen Oberkörper hoch und schaute in ein ähnlich zerknitterte Gesicht von Kögel, wie meins gleich im Spiegel aussehen würde.
    »Haben Sie hier etwa genächtigt?«
    »Wo denn sonst? Ich mache jetzt Frühstück.«
    »Ich habe nicht um nächtlichen Polizeischutz gebeten«, murrte ich über diese Zwangswohngemeinschaft.
    »Ist es auch nicht«, kam es aus der Küche zurück. »Ist mehr so 'ne Art Notgemeinschaft. Meine Frau meinte, dass einer zu viel im Bett sei. Da gab eben ein Wort das andere. Naja, Sie kennen das ja. Nach vierzig Jahren Ehe kommt da schon einiges zusammen.«
    »Was verschafft mir die Ehre Ihrer Entschuldigung?«
    Ich versuchte das Mistvieh von Kater zu verscheuchen, das an mir schnupperte und nieste.
    »Der Tarot-Mörder ist jetzt in aller Munde und hat die Leute sensibilisiert. Erzähle ich Ihnen, wenn Sie wieder wie ein Mensch aussehen. Ich hasse einen schlampigen Anblick beim Frühstück. Den kann ich auch zu Hause haben.«
 
    Kögel hatte sich angestrengt. Was er zum Frühstück auffuhr, hatte er bestimmt nicht in meinem Kühlschrank gefunden. Selbst die Tageszeitung lag an meinem Platz.
    So viel Zuvorkommenheit machte mich misstrauisch. Das war nicht der Kögel, den ich kannte.
    »Was ist mit Hannah?«
    »Gestern zusammen mit dem Riesenbaby abgereist«, mümmelte er, während er mit einem Zahnstocher zwischen den Zähnen pulte. »Wussten Sie, dass diese Hannah Motzkin einen Diplomatenpass hat?«
    Woher sollte ich das wissen? Diese Frau war für jede Überraschung gut, und ich würde mich nicht wundern, wenn sie auch noch Geheimdienstchefin wäre. Mir war viel wichtiger, wo jetzt die Unterlagen waren, die ich bei ihr deponiert hatte.
    »Die Garage ist übrigens leer. Sie wissen nicht zufällig, wo die ganzen Zeitungen und Dokumente hingekommen sind?«, setzte er genau

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