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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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ist tatsächlich einer... nur nicht so, wie wir uns das anfangs vorgestellt hatten.«
    Der Rabbi schlug das Buch auf und hielt uns die Seiten hin, auf denen er hebräische Wörter grün angemarkert hatte, die, sogar für mich erkennbar, an verschiedenen Stellen mit deutschen Umlautmarkierungen versehen waren.
    Er legte das Buch so vor sich auf den Schreibtisch, dass wir es im Blickfeld behalten konnten.
    »Der Code ist so einfach, dass es mir peinlich ist zuzugeben, dass ich die halbe Fachwelt per Internet verrückt machen musste, um dahinter zu kommen. Es gibt wohl jetzt keinen Schriftgelehrten des Hebräischen mehr, der nun nicht über mich lacht«, fügte er fast traurig hinzu.
    Ein paar Wimpernschläge lang versank er in Schweigen und schüttelte den Kopf.
    »Die einfachsten Codierungen sind meist die genialsten und schwer zu knacken, da wir zu kompliziert denken.«
    Ich schaute irritiert in die Richtung, aus der diese Erklärung kam. Es war der erste zusammenhängende Satz, den ich in akzentfreiem Deutsch von Joshua gehört hatte. Mein fragender Blick suchte eine Reaktion in Hannahs Gesicht, die zwischen uns saß.
    Sie zuckte nur mit den Schultern und machte eine hilflose Handbewegung.
    »So ist mein kleiner Bruder eben. Er versteht es, Dinge auf den Punkt zu bringen.«
    Hatte sie »kleiner Bruder« gesagt?
    Ich beugte mich vor und besah mir an ihr vorbei dieses Exemplar von Bruder. Die zierliche Hannah und dieser Riese sollten miteinander verwandt sein? Das bedurfte einer Klärung.
    Ein Lächeln huschte um die Mundwinkel des Rabbi.
    »Danke, Joshua, dass gerade du mich tröstest. Aber lasst mich bitte für unseren Meister des deutschen Wortes kurz erklären, was es mit der Grundsätzlichkeit unserer Sprache auf sich hat.«
    »Meister des deutschen Wortes«, das hörte sich aus dem Mund eines Rabbis wie ein Ritterschlag an. Nie zuvor hatte jemand meinen Beruf mit einer solchen Erhabenheit umschrieben, und ich genoss es, dass Hannahs Hand anerkennend meinen Schenkel tätschelte. Oder war es als Beruhigung gedacht, dass der Rabbi es schelmisch gemeint hatte?
 
    »Sehen Sie, Peter, die hebräische Schrift hat ein Alphabet. Sie ist aber eine Konsonantenschrift. Da diese Sprache schon sehr alt ist und in großen Teilen nur durch Sprechen überliefert wurde, verblasste die korrekte Aussprache des reinen Konsonantentextes mehr und mehr. Es fügten sich je nach Region Halbvokale und Vollvokale beim Sprechen ein, für die es keine Schriftzeichen gab.
    Ab etwa dem 6. Jahrhundert drohten die schriftlich überlieferten Texte ihr Verständnis zu verlieren. In der Folge mühten sich die Gelehrten, das Geschriebene zu bewahren und mit der Vokale nutzenden Sprache in Einklang zu bringen, ohne dass man die heiligen biblischen Urschriften verändern musste. Seit dem 8. Jahrhundert gibt es ein allgemein gültiges Vokalisationssystem. Die gesprochenen Vokale — das heißt einige, aber bei weitem nicht alle — werden entweder durch eigene Buchstaben bezeichnet oder durch diakritische Zeichen dem vorangehenden Konsonanten zugeordnet - meist darunter, ganz gelegentlich auch daneben oder darüber. Es ist so kompliziert, wie es sich anhört.«
    Er setzte die Brille ab und schaute mich prüfend an.
    »Rabbi, bitte ...«, drängte Hannah und deutete auf ihre Uhr. »Was haben Sie herausgefunden?«
    Der Rabbi rollte mit den Augen und setzte die Brille wieder auf.
    »Dass ihr jungen Leute es immer so eilig habt! Ich möchte nur, dass ein Journalist, der mit der deutschen Sprache jonglieren kann, wissen muss, dass dieses Hebräisch nicht mehr unserer heutigen Umgangssprache, dem Ivrith ...«
    »Rabbi Menachem ...«, drohte Hannah jetzt mit stark anschwellender Stimmlage und schob etwas Umgangssprachliches nach, das ich nicht verstand, was aber den Boden der reinen Höflichkeit verlassen zu haben schien.
    »Na schön«, brummte der Rabbi und verzog kurz missmutig das Gesicht. Er schlug in dem vor uns liegenden Buch zwei mit Papierstreifen gekennzeichnete Seiten auf.
    »In diesem Buch wird in stark geraffter Form auf das erste Buch Mose Bezug genommen. Doch an verschiedenen Stellen, wo eigentlich in der Urschrift die Vokalzeichen stehen sollten, stehen zwei Punkte wie bei deutschen Umlauten. Nur gibt es dergleichen in der hebräischen Schrift nicht.«
    Hannah rollte mit den Augen und verzog das Gesicht, auf dem ich förmlich ablesen konnte, was sie dachte: Mann, sei nicht so um ständlich. Das habe ich schon selbst festgestellt.
    Aber sie

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