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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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schon neun Uhr morgens. Für Frühstück und eine ausgiebige Morgentoilette blieb keine Zeit mehr. Hastig zog ich mich an, entfernte die Türbarrikade und stürmte die Treppe hinunter.
    Die Stimme des Hausmeisters von unten bremste meinen Lauf im ersten Stock.
    Vorsichtig beugte ich mich über das Geländer.
    Diese menschliche Ratte redete auf die beiden alten Frauen ein, die links und rechts von mir wohnten und auch nicht gerade als nette Zeitgenossinnen zu bezeichnen waren. Die einzige Gemeinsamkeit, welche die beiden alten Weiber verband, war, sich lautstark über die Hausbewohner die Mäuler zu zerreißen und ihre Gehbehinderung. Keine schaffte es ohne die Hilfe der anderen, vom vierten Stock auf die Straße zu kommen, damit dort ihre beiden Köter die ständig wechselnden geparkten Autos markieren konnten.
    »...ich habe es mir gleich gedacht...«, hörte ich die eine sagen.
    »... ich kann es nicht glauben. Dieser Journalist soll was sein ...?«, sagte die andere.
    »Doch. Es stimmt. Der Stösser ist ein ganz Linker. Ich habe ihm doch unwissentlich die Bombe hinaufgebracht...«, dröhnte der Hausmeister. »Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können. Aber ich habe die Polizei informiert. Seitdem wird er regelmäßig von zwei Leuten überwacht.«
    »Mein Gott«, stöhnte die eine. »Warum entfernt man solch einen Kommunisten nicht einfach?«
    »Ich dachte, der sei schon ausgezogen ...«, jammerte die andere.
    »Da waren doch die Leute, die Kartons aus seiner Wohnung geschleppt haben.«
    »Das war der Staatsschutz ...«, prahlte der Hausmeister.
    Es wurde Zeit, dass ich weiterkam und mir jetzt ernsthaft Gedanken darüber machte, wo ich demnächst meine Ruhe finden würde.
    »Guten Morgen, die Damen. Guten Morgen, Herr Blockwart. Passen Sie gut auf. Ich erwarte noch ein paar Bomben. Legen Sie mir die einfach vor die Tür«, stürmte ich an den Dreien vorbei.
 
    Die nächste Prüfung meiner Nerven stand an. Nach knapp einer Stunde erreichte ich das Haupttor der Bayer-Werke.
    Zu der Prozedur, die ein uniformierter Pförtner über mich ausschüttete, fiel mir kein besserer Vergleich ein als die Einweisung in den Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses.
    »Darf ich die Schuhe wenigstens anbehalten?«, murrte ich, nachdem ich den Inhalt meiner Taschen in einen Kasten geleert hatte und dieser akribisch auf irgendwelche Feuer entfachende Gegenstände untersucht worden war.
    »Anmelden«, klatschte der Aufseher einen Formularblock auf den Tresen und schob mir den gefilzten Kasten wieder zu. »Das ist ein Fotohandy. Das bleibt hier. Fotografieren verboten.«
    Mir kam Hannahs Spruch in den Sinn, und ich konnte mich nicht zurückhalten.
    »Gibt es Sie auch in freundlich? Oder lacht bei Ihnen nur Ihre Frau, wenn sie Sie in der Unterhose sieht?«
    Aber außer einem strafenden Blick erntete ich keine weitere Reaktion.
    »Da fehlt Ihre Autonummer«, wies er mich mit gleich bleibender Unfreundlichkeit zurecht.
    Es hatte keinen Sinn, ihm erklären zu wollen, dass ich nicht auf dem Firmengelände parkte. Die Zeile auf dem Formular fragte danach, also hatte sie gefälligst auch ausgefüllt zu werden.
    »Sie werden abgeholt«, grunzte er und donnerte den Einlassstempel auf das Papier.
    Im Gegensatz zu den Problemen, überhaupt für jemand eine Zutrittserlaubnis zu erhalten, klappte der weitere Ablauf deutschperfekt.
    Der Zubringerbus wartete schon, als ich die Pförtnerei verließ.
    »Zu Graf Odilo von Schweinitz. Stimmt's?«, fragte der Fahrer überfreundlich, demaskierte sich aber im gleichen Atemzug: »Bitte anschnallen. Rauchen nur in den ausgewiesenen Räumen, und Fotografieren nicht erlaubt.«
    Irgendwie schien hier einer von den Vorschriften des anderen nichts zu wissen. Umso bemerkenswerter war es, wie es solche menschlichen Roboter geschafft hatten, solch ein Konglomerat von Gebäuden und Produktionsanlagen miteinander zu verknüpfen und seit mehr als hundert Jahren zu einem weltweit führenden Betrieb auszubauen.
    Ich lehnte mich seufzend zurück. In diesem Land musste es wohl immer und überall »Hausmeister« geben.
 
    Die vom Senator erwähnten Mikropunkte versprachen die Lösung zu sein, und außer meinem alten Schulfreund Graf von Schweinitz kannte ich niemand, der sich mit dieser Materie auskannte.
    Da es mir zu riskant war, die »Beute« mit mir herumzuschleppen, hatte ich sie auf der Rückfahrt vom Schloss bei seiner Frau mit den nötigen Anweisungen deponiert.
    Odilo von Schweinitz - ein großer Name,

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