Das Erbe Der Loge: Roman
Sie haben einen wirklich klugen Hausmeister. Der wusste das schon vor mir. Stimmt's, Herr Major Motzkin vom Geheimdienst?«
Joshua grinste noch breiter zurück, zog sich ruhig seine Jacke an, nickte kurz und hielt mir seine Hand hin.
»Vielen Dank für die Einladung. Wir sehen uns.«
»Wie kommen Sie dazu, ohne mein Wissen Kontakt zu diesem Walross aufzunehmen?«, polterte Kögel los, als das Knarren des Treppenhauses unter den schweren Schritten Joshuas nachließ. »Wissen Sie, dass der Kerl ein hohes Tier beim Mossad ist und seine Schwester vermutlich unter diplomatischer Immunität eine Spezialabteilung für das Auffinden jüdischen Eigentums leitet?«
Ich saß immer noch wie vom Blitz getroffen mit der Bierflasche in der Hand am Tisch.
»Mal ganz langsam«, versuchte ich Zeit zu gewinnen, um meine Gedanken wieder einzufangen, die sich vor Schreck in alle Richtungen verflüchtigt hatten, »ich will Ihnen etwas zeigen.«
Langsam legte ich meinen Arm um seine Schulter und führte ihn unter sanftem Druck zum Ausgang.
»Sehen Sie das?« Ich deutete auf die immer noch halb offene Tür. »Da werden Sie jetzt ganz ruhig hinausgehen, die Tür von außen schließen und erst wiederkommen, wenn ich Sie rufe oder Sie eine gerichtliche Verfügung vorweisen können. Gute Nacht.«
Damit schob ich ihn, jetzt mit Gewalt, in den Hausflur und schlug die Tür hinter ihm zu.
Einen Augenblick herrschte draußen Stille, dann hörte ich ihn brummen, dass ich noch einmal froh sein würde, einen Freund wie ihn zu haben.
»Freunde stelle ich mir anders vor«, schimpfte ich und verbarrikadierte die Tür mit zwei Essstühlen, die bei einem erneuten Eindringen von wem auch immer genügend Widerstand bieten würden. Hoffte ich. Dann schloss ich zweimal ab und ließ den Schlüssel so stecken, dass er von außen nicht aus dem Zylinder gedrückt werden konnte.
Zufrieden mit meiner Burg zog ich mich aufs Sofa zurück und legte die Beine hoch.
»Freunde ...«, wiederholte ich in Gedanken und ließ mir den Tag durch den Kopf gehen.
Darin fand ich nur Hinweise, dass ich weder den grobschlächtigen Kögel noch diesen dubiosen Israeli zu meinen Freunden zählen konnte. Beide nutzten mich aus einem mir nicht ersichtlichen Grund nur für sich. Beide verstanden es geschickt, meine Stärken und Schwächen durch Schmeichelei und Drohungen auszunutzen.
Joshuas Informationen hatten mich zwar irritiert, aber mir gleichzeitig bestätigt, dass mein gesunder Menschenverstand auch alleine in der Lage war, Zusammenhänge zu definieren.
Jemand tötete auf raffinierte Weise Menschen, die nicht in Zusammenhang zu bringen waren, und stellte gerade deshalb einen Zusammenhang durch die Tarotkarten her, mit dem aber auch nur Kenner der Materie in der Lage waren, ein Losungswort zu entziffern. Und was sollten wir mit dem Namen eines alten Mannes, den man offensichtlich auch noch vor meinen Augen beseitigt hatte, bevor er alles sagen konnte?
Das hoffte ich morgen herauszufinden. Dann war das meine Story, und die Kögels mit oder ohne Kater und die Motzkins mit oder ohne menschliche Katze konnten mir gestohlen bleiben.
Meinen Wissensvorsprung würden ich mit niemand teilen, ihn einfach erst einmal kommentarlos auf der Titelseite veröffentlichen und der Dinge harren, die sich automatisch zu weiteren spannenden Reportagen entwickeln mussten.
Zufrieden mit mir überprüfte ich noch mal die Barrikade, schaute nach, ob das Handy am Ladekabel angeschlossen war, räumte die Gläser in die Spüle und ging zu Bett.
19
Es wurde eine unruhige Nacht.
Mein Unterbewusstsein führte einen regen Krieg mit dem Gehirn, indem es den Denkapparat davon zu überzeugen versuchte, dass meine Situation nicht so positiv war, wie ich sie im Wachzustand haben wollte. Dabei scheuten sich die Kampfhähne nicht, mich plastisch zwischen zwei rivalisierende Raubkatzenrudel zu transferieren, mit nichts anderem bewaffnet als einer Unterhose.
Meine verzweifelten Versuche, mich als unangreifbaren Schatten darzustellen, zu fliehen, scheiterten. Je mehr ich unternahm, umso mehr konzentrierten sich die Meuten auf mich und zogen den Kreis enger und enger.
Ich schlug mit den Armen. Aber der Traum vom Fliegen stand heute Nacht wohl nicht auf dem Programm ...
Schweißgebadet schreckte ich hoch und tastete die Bettdecke ab, ob noch irgendwelche Raubtiere auf ihr lagen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis mir bewusst wurde, dass ich es nur mit einem Albtraum zu tun und verschlafen hatte.
Es war
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