Das Erbe Der Loge: Roman
Fachkenntnisse.«
»Es sieht aber aus wie meins«, versuchte ich mich zu rechtfertigen und durch gleichzeitiges tiefes Durchatmen meinen Blutdruck unter Kontrolle zu bringen. »Und außerdem muss man an meine SIM-Karte kommen, sonst nutzt die ganze Manipulation nichts.«
Sam schüttelte den Kopf. »Sie hätten es aber merken müssen. Spätestens wenn Sie versucht hätten, das Adressbuch aufzurufen. Denn Ihr eigenes kann nicht auf diesem Speicher sein und wer das bewerkstelligt, der kopiert Ihnen jede SIM-Karte der Welt.«
Als habe er den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als sich mit dem Innenleben von elektronischen Geräten zu beschäftigen, setzte er das Gerät wieder zusammen und überprüfte seine Funktionen.
»Es geht wieder«, murmelte er zufrieden und schob es über den Tisch.
Was man in der Atomindustrie als GAU (größten anzunehmenden Unfall) bezeichnete, traf auf mich als GAT (größten anzunehmenden Trottel) unter der Sonne zu. Da mir die Funktionen eines Handys nie einleuchten wollten, hatte ich gar kein Adressbuch angelegt. Ich hatte mich lieber auf meinen Rufnummernspeicher im Gehirn verlassen und die Nummern dem Gerät jeweils über meine Finger mitgeteilt. Also nach guter alter Art eingetippt. Natürlich mit Ortsvorwahl. So viel hatte ich begriffen.
»Was war das für ein Ton?« Der Rabbi löste sich aus seiner Starre und lehnte sich erschöpft an den Tisch.
Sam trennte die beiden Computer voneinander und klappte seinen Laptop zu. »Rabbi, Ihrer geht jetzt zwar wieder. Aber Sie müssen täglich das Anti-Viren-Programm updaten, wenn Sie wissen, was das ist.«
Der Rabbi nickte und stotterte ein »Dankeschön«.
»Der Pfeifton vorhin«, nahm Sam die Frage auf, »war eine Rückkopplung. Mein Handy ist nämlich andersherum präpariert. Ich kann damit nach versteckten Wanzen suchen. Werden, wie vorhin, zufällig beide Geräte aktiviert, kommt es auf kurzer Distanz zur Überlagerung der Frequenzschwingungen und zu diesem Pfeifen. So spürt man aktive versteckte Mikros auf.«
Mich plagte nun ein ganz anderes Problem, als mich mit technischen Spitzfindigkeiten zu befassen. Wo und von wem war mein Handy ausgetauscht worden, und vor allem, was hatte der Unbekannte seit wann alles mitgehört?
»Funktioniert die Wanze auch, wenn der Akku leer ist?«, versuchte ich den Zeitrahmen abzustecken.
»Natürlich«, nickte Sam. »Der Akku hat immer noch eine Restspannung, die zwar nicht mehr für das Handy, aber für das Mikrofon durchaus reicht.«
Das war genau das, was ich nicht hatte hören wollen. Verdächtig waren jetzt alle, die mich in den letzten Tagen ständig ermahnt hatten, das Gerät funktionstüchtig bei mir zu tragen.
Kögel und Joshua hatten sich bei jeder Gelegenheit darüber beschwert, dass ich nicht erreichbar gewesen war. Aber auch ... Ich musste mit Sam sprechen. Sofort.
Der schien den gleichen Gedanken zu haben. Er sackte den Laptop in die Schutztasche und reichte dem Rabbi die Hand.
»Wir müssen leider gehen. Vielen Dank für die Bewirtung. Peter, wo haben Sie Ihren Wagen stehen?«
»Rabbi, gibt es einen nicht einsehbaren Ausgang, an dem uns ein Taxi aufnehmen kann?«, umging ich Sams Frage. Es war mir peinlich zu gestehen, dass ich vor lauter Wanzen bald einen Kammerjäger beschäftigen konnte.
»Natürlich«, nickte der Gottesmann. Er wirkte erleichtert, dass wir seine Gastfreundschaft aus freien Stücken nicht überstrapazierten. »Ich rufe Ihnen sofort eins. Kommen Sie!«
»Moment«, stoppte Sam den Drang des Rabbis, uns loszuwerden. »Warum rufen Sie nicht zuerst das Taxi und führen uns dann hinaus?«
»O ja, natürlich«, stotterte der Rabbi. »Ich bin ganz durcheinander. Solch eine Aufregung ist nichts für mich.«
Er griff zum Telefon und wählte eine gespeicherte Nummer. »Ein Taxi zum Lieferanteneingang der Synagoge bitte ... Das Taxi ist in zwei Minuten hier. Folgen Sie mir bitte«, lächelte er mühsam, nachdem er die Bestätigung der Taxizentrale erhalten zu haben schien.
Ich hatte Sam bisher für einen etwas verspielten jungen Mann gehalten, der eigentlich nichts ernst nahm. Alles, was er tat, sah so leicht aus, dass mir manchmal Zweifel gekommen waren, ob er ein wirkliches Interesse am Verlagswesen hatte. Er war lustig, zu jedem Scherz aufgelegt und hatte mehr als einmal die gedrückte Stimmung in der Redaktion mit kleinen Kunststücken aufgeheitert.
Heute Abend schien er ein anderer Mensch zu sein. Er war professionell, ohne Flausen und wirkte wie ein mit
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