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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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war, wusste ich nicht. Dazu fehlte die Zeit, auf die Uhr zu schauen. Was ich hier verrichtete war Fließbandarbeit der anstrengendsten Art.
    Person von Othello ausrichten lassen, Bildausschnitt, Blitz. Ausrichten, Blitz...
    Bisher hatte ich keinen Gedanken darauf verschwendet, ob mir jemand durch den Sucher bekannt vorkam. Die schlafende Figur musste erkennbar sein. Mehr nicht.
    Othello nahm der Nummer XVI die Kapuze ab und legte sie ihr über die Schulter. Es war die Frau und die achtzehnte der zweiundzwanzig. Sie kam mir bekannt vor. Nicht weil sie eine schlafende Schönheit war, die sich ihr blondes Haar zu einem Zopf geflochten hatte, oder weil sie die einzige Frau in dieser Männergesellschaft zu sein schien. Nein. Ich hatte sie schon irgendwo gesehen.
    »Mach weiter«, stieß mich Sam an, »wenn du fertig bist, dann verschwinde mit Othello. Wir hängen in der Zeit. Das kann Probleme geben. Da können wir euch beide nicht gebrauchen. Hier ist dein Autoschlüssel. Wir treffen uns bei Kitty.«
    Raus hier. Ganz schnell. Das beflügelte mich. Noch viermal zwei Fotos und ich konnte diese verfluchte Maske abnehmen, in der mir das Wasser langsam bis zur Unterlippe stand.
 
    Othello und ich nahmen die Treppe, wie es uns Joshua geraten hatte. Die Masken sollten wir erst außerhalb des Schlosses abnehmen. Als wir gingen, waren die beiden erst dabei, Nummer sechzehn die Fingerabdrücke zu nehmen. Die verbliebene Zeit würde nie reichen. Es waren nur noch fünf Minuten.
    Auf der Treppe zum ersten Stock lag der Mann, der mich zum Logenraum begleitet hatte. Sein Kopf war seltsam verdreht.
    »Genickbruch«, kommentierte Othello fachmännisch hinter seiner Libelle. Sein Atem rasselte genauso wie meiner. In der Lobby bemerkte ich im Vorbeihasten zwei Körper, die ausgestreckt in den Besuchersesseln hingen. Der Portier hatte seinen Kopf auf das Kreuzworträtsel gelegt.
    Wir rissen uns die Atemschutzgummis vom Gesicht und atmeten tief durch. Dass sich ein Schwall Schweiß in mein teuerstes Hemd und über meine einzige Krawatte ergoss, war mir egal. Nur weg hier.

26

    Die Borduhr zeigte bereits 2.30 Uhr, als das Autobahnschild Kreuz Hilden im Licht auftauchte. Othello war gleich, nachdem er sich angeschnallt hatte, in tiefen Schlaf gefallen und seitdem nicht mehr ansprechbar gewesen. Ich konnte nicht unterscheiden, wer von uns beiden diesen penetranten Schweißgeruch im Wagen verbreitete, und hatte das Fahrerfenster die Fahrt über offen gelassen. Die kühle Nachtluft half mir, wach zu bleiben und mich mehr meinen Gedanken als dem ohnehin spärlichen Verkehr zu widmen.
    Was ich die letzten Stunden erlebt hatte, war für mich insgesamt noch nicht greifbar. Es kam mir vor wie eine Polenta, die nur unter ständigem Rühren gedieh und quoll und dabei durch gelegentliches Blubbern ihre kleinen Geheimnisse freigab.
    Was mir klarer denn je war, dass meine werte Familie, vor allem Joshua und Sam, Leute waren, die ich total unterschätzt hatte. Der Coup heute war von langer Hand vorbereitet gewesen. Beide hatten nur auf den richtigen Moment gewartet, bis ich für sie in der richtigen Position gewesen war, um widerspruchslos ihren Ködern zu folgen. Wahrscheinlich hatten sie noch kräftig daran gedreht, dass ich so und nicht anders reagierte. Beide waren eiskalte Killer, hoch professionell im Umgang mit allerlei Gerätschaften, die es dem Gegner schwer machten zu überleben. Vielleicht hatten sie uns weggeschickt, um den zweiundzwanzig Menschen im Logenraum gleich danach die Kehlen durchzuschneiden. »Du hast die Digitalkamera«, meldete sich mein müder Kopf. Das stimmte, und ich brauchte dringend einen Computer, um diese Fotos für mich zu sichern. Aber welchen? Wem konnte ich nach dieser Erfahrung noch trauen? Ich ging alle Möglichkeiten durch. Da war niemand mehr. Hannah? Die war auf der Seite ihres Clans. Susanne? Die würde kein Wort verstehen und stand außerdem unter Sams Kontrolle. Kögel ? Bloß nicht. Odilo? Dem hatte ich schon genug Ärger bereitet, außerdem war er ein Wissenschaftler und Bürokrat. Mich selbst? Keine Chance. Ich war im Visier von allen. Kitty? Vielleicht, denn mehr fiel mir nicht ein.
    Die Reifen knirschten über den Kiesweg, der um die Villa herum zu einem Stahltor auf der Rückseite führte. Kitty hatte hier zwischen hohen, mit Kameras abgesicherten Mauern eine Art Nudistenfreilauf eingerichtet. Gleichzeitig war dies der Personal- und Lieferanteneingang.
    »Othello, wach werden. Der Mohr hat seine

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