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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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Papier
zurückgerannt. »Ich hab’ dir ein Bild gemalt, Summer.«
    Die Zeichnung schien die Terrasse der
Cross-Villa darzustellen. Ein großes, hellblaues Rechteck, ohne jeglichen Sinn
für Perspektive gemalt, war der Pool. Umgedrehte Ls stellten die Liegestühle am
Becken dar. Auf einem lag eine Gestalt mit langen blonden Haaren und mit einem
knalligen pinkfarbe-nen Bikini. Eine spindeldürre Seestern-Hand hatte sie
winkend gehoben. Neben dem Liegestuhl befand sich ein einfacher Tisch, auf dem
ein Glas mit braunem Inhalt und einem Strohhalm und daneben ein kleines
pinkfarbenes Viereck zu erkennen war.
    »Das ist deine Cola light«, erklärte
Brianna. »Und das ist dein Nagellack. Siehst du?« Sie zeigte auf die
Fingerspitzen der Gestalt, auf denen jeweils ein kleiner pinkfarbener Klecks zu
sehen war.
    Summer umschlang das Kind und
schluchzte, »Danke, mein Baby.« Sie ließ sie los und nahm das Bild. »Das werde
ich immer aufbewahren.« Sie stand auf und streichelte Brianna übers Haar.
    Die Großnichten von Marge riefen aus
dem hinteren Teil des Hauses nach ihrer neuen Freundin.
    »Ich muß los!« verkündete Brianna
wichtig und raste davon.
    Summer wischte sich mit der Hand übers
Gesicht, als Rose mit einem Taschentuch auftauchte. Iris konnte sich immer
darauf verlassen, daß ihre Mutter einen Vorrat an Taschentüchern parat hatte,
egal in welcher Situation.
    »Danke.« Summer tupfte sich geziert
mit dem Tuch das Gesicht ab. »Ich gehe jetzt wohl lieber. Kann ich sie wieder
besuchen kommen?«
    Iris nickte, obwohl sie eifersüchtig
auf die tiefe Bindung zwischen Summer und Brianna war. »Sicher. Sie sind immer
noch in dem Hotel? Dem Château...«
    »Bordeaux. Bungalow Nummer 5.« Summer
schniefte und lächelte und versuchte, trotz der Tränen tapfer zu wirken.
    Iris fühlte ein Mitgefühl für die Frau
aufkommen, obwohl sie ihr immer noch Verstand einprügeln wollte.
    Summer rannte im Regen zurück zu dem
Range Rover wie eine Darstellerin in einem ausgelassenen Werbespot. Iris sah
Summers wippenden Hintern verschwinden und dachte über ihre Abneigung von
blonden Dummchen nach. Sie war fast instinktiv wie bei einer Schlange und einem
Mungo oder bei zwei Mitgliedern verfeindeter Gangs. Aber sie fragte sich doch,
ob Summer vielleicht nicht so dumm war, wie sie tat.
     
    Iris brauchte ein paar Minuten, um
sich darüber bewußt zu werden, daß sie aus einem bestimmten Grund aufgewacht
war, daß es mehr als ihr zu lautes, unterbewußtes Grübeln war, das sie die
Augen hatte aufmachen und in die Dunkelheit blinzeln lassen. Es war schwer,
andere Geräusche vom Regen zu unterscheiden, aber irgend etwas von dem
Geräusch, das aus Richtung ihrer Haustür kam, war anders. Es war eher eine
innere als eine akustische Wahrnehmung.
    Sie warf die Daunendecke und die
verschiedenen Laken beiseite und kämpfte mit dem verdrehten langen
Flanellnachthemd, bevor sie einen nackten Fuß auf den Boden stellen konnte. Sie
zog die Schlafzimmertür auf, die sie nur angelehnt hatte, und ging den Flur
entlang — vorbei an dem rechts liegenden Zimmer, in dem Brianna schlief. Sie
hätte kurz hineingeschaut, aber etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit. Der
Regen trommelte im Mondschein auf die Veranda vor der Haustür. Aus der
Fensterscheibe daneben war ein Halbkreis herausgeschnitten worden.
    Sie rannte in Briannas Zimmer und
machte das Licht an. Das Bett war leer. Iris kletterte darauf, suchte darin und
darunter, wimmerte mit rasendem Herzklopfen, hoffte, daß sich das Kind irgendwo
versteckte, obwohl sie wußte, daß ihre Hoffnung irrational war — und hoffte
trotzdem. Sie zog die Decke weg und fand eine Puppe und einen Plüschhund, aber
keine Brianna. Auf der Matratze lagen verstreut Stifte, so als hätte Brianna
gemalt, bevor sie eingeschlafen war. Der Zeichenblock war bis ans Fußende
gerutscht. Iris nahm ihn in die Hand. Zu sehen war darauf ein neues Bild von
Slade Slayer in Schwarz mit einem einfach gezeichneten Grinsen und einer Waffe.
Die Figur trug Sandalen wie auf ihren anderen Bildern, aber bei dieser
Darstellung befand sich am Ende jedes einzelnen dünnen Zehs ein knalliger,
pinkfarbener Klecks.

37
     
     
    I ris stolperte in ein paar Klamotten
hinein, während ihre Gedanken und ihr Mund rasten, ohne daß etwas Erhellendes
dabei herauskam.
    »Warum habe ich mir keine Alarmanlage
angeschafft? Ich muß Kip anrufen. Was ist, wenn er sie nicht mitgenommen hat?
Ich muß sie wiederfinden, bevor er es herausfindet. Mein Gott! Ich

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