Das Erbe der Pandora
Richtung fuhr, wurde langsamer, als es sich Iris
näherte. Es rutschte über die leere Straße, als es eine Drehung um 180 Grad
machte, fuhr auf den Bürgersteig und hielt fast vor ihr an. Es war ein grüner
Range Rover. Die Beifahrertür wurde aufgestoßen. Evan lehnte sich über den Sitz
und rief: »Steigen Sie ein!«
Iris sah zu ihm, dann zu Slade Slayer,
der erneut auf sie zielte, und stieg genau in dem Moment ein, als eine Kugel in
die offene Beifahrertür traf. Bevor sie die Tür zumachen konnte, raste Evan vom
Bürgersteig herunter, wobei die Reifen auf der nassen Straße durchdrehten. Iris
klammerte sich wie verrückt an die offene Tür und versuchte, sie zuzuschlagen,
ohne hinauszufallen. Dann nahm Evan eine enge Kurve, und die Tür knallte von
allein zu und warf Iris auf ihn.
Iris atmete nicht erleichtert auf.
»Was gucken Sie so?« fuhr er sie an.
»Ich hab’ sie nicht umgebracht. Ich bin weggefahren, um etwas zu essen zu
holen, kam zurück und hab’ sie so vorgefunden.«
»Wo ist Brianna?«
»Ist sie nicht bei Ihnen?« Evan klang
wirklich überrascht.
»Sie und Summer haben sie nicht
entführt?«
»Nein!«
»Bringen Sie mich zu einer
Polizeiwache.«
Evan antwortete nicht und fuhr einfach
weiter, zu schnell auf den regennassen Straßen.
»Warum fuhren Sie gerade in dem Moment
vorbei?« fragte Iris.
»Hab’ ich doch gesagt: Ich wollte
Zigaretten holen. Ich entdeckte Summer mausetot und hab’ schnell den Abgang
gemacht. Mein Wagen stand hinten. Ich bin vorne vorbeigefahren, das ist alles.«
»Sie haben gesagt, Sie wollten etwas
zu essen holen.«
»Zigaretten. Ich wollte Zigaretten
holen.«
Er war vom Sunset Boulevard in die
Hügel oberhalb von Hollywood abgebogen. Auf der anderen Seite der Hügel
befanden sich kaum bewohnte Canyons. Ein beliebter Ort, um Leichen abzuladen.
»Wohin fahren wir?« wollte sie wissen.
Er sagte nichts und sah sie auch nicht
an. Aber sie entdeckte einen zufriedenen Zug um seine Lippen.
»Man wird denken, daß Sie Summer
ermordet haben, wissen Sie das?« meinte sie vorsichtig. »Sie haben wegen
fahrlässiger Tötung gesessen. Sie haben den Tatort dieses Mordes verlassen. Was
sonst sollte die Polizei denken?« Sie sah sich um und versuchte zu erkennen, wo
sie waren. »Sie wissen hoffentlich, daß ich heute morgen nicht wirklich auf Sie
geschossen hätte«, kicherte sie nervös.
Evan antwortete nicht, sondern langte
in eine Tasche an der Fahrertür und holte eine neue Schachtel Zigaretten
heraus. Er öffnete sie, lenkte den Wagen währenddessen mit den Unterarmen,
steckte sich eine zwischen die Lippen und tastete dann seine Brusttaschen ab.
»Sie haben Ihr Feuerzeug in Summers
Bungalow gelassen. Ich hab’s genau neben der Tür liegen gesehen.«
»Scheiße!« fluchte er.
Iris sah, wie seine Gedanken rasten.
Sie half ihm. »Haben Sie in dem Zimmer geschlafen?«
»Nein.«
»Hatten Sie Sex?«
»Gestern, aber das Zimmermädchen hat
danach schon die Laken gewechselt.«
»Trotzdem wird es wahrscheinlich
Spuren geben. Ihr Feuerzeug ist natürlich etwas mehr als nur eine Spur,
besonders wenn Ihre Fingerabdrücke darauf sind. Und die Zigarettenkippen... die
liefern sicher Ihren genetischen Fingerabdruck. Oh, Mann. Noch schlimmer.« Iris
wurde offenkundig nachdenklich. »An Ihrer Stelle würde ich nicht so unbedacht
solchen Kram an dem Tatort eines Mordes hinterlassen.«
»Glauben Sie, daß die Polizei bereits
dort ist?«
»Das bezweifle ich. Bei diesem Regen
und der Dunkelheit würde es mich überraschen, wenn irgend jemand etwas gehört
oder gesehen hat, das einen Anruf bei der Polizei rechtfertigt.«
Evan hielt den Wagen mitten auf der
Straße an, wendete und fuhr zurück.
Iris atmete kaum — aus Angst, einen
Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Sie zwang sich, nicht herumzuzappeln.
Endlich war das Château Bordeaux in Sicht.
»Sie haben Glück, Evan. Scheint so,
als seien noch keine...« Als er langsamer wurde, um zu parken, sprang Iris aus
dem noch fahrenden Range Rover und fiel auf die Straße. Evan hielt quietschend
ein paar Meter weiter an, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr auf sie zu. Sie
sprang in den Triumph und schloß von innen ab. Die Schlüssel steckten noch im
Zündschloß, wo sie sie zurückgelassen hatte. Sie drehte den Schlüssel herum.
»Komm schon, Baby.«
Es klickte. Sie versuchte es immer
wieder, und es klickte weiterhin. Evan hatte den Range Rover verlassen und
stand neben dem Triumph. Er rüttelte an der verschlossenen Tür.
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