Das Erbe der Pandora
gehen?«
»Es wurde Zeit für sie zu gehen«,
sagte Bridget.
Iris ließ die Kupplung zu schnell
kommen und würgte den Triumph ab. »Mist.« Sie drehte den Schlüssel im
Zündschloß. Nur ein Klicken war zu hören. Sie versuchte es noch einmal, und
wieder klickte es.
»Was ist los?« fragte Bridget.
»Der Anlasser spinnt in letzter Zeit.«
Iris versuchte es noch ein paar Mal, bis der Motor endlich ansprang. Sie legte
den ersten Gang ein und fuhr weiter.
»Du solltest das lieber reparieren
lassen, bevor du irgendwo liegenbleibst.«
»Ja, Ma’am.« Iris lehnte sich zu
Bridget hinüber und fragte so leise, daß Brianna es nicht hören konnte: »Also
heißt es hasta la vista, Summer?«
Bridget lehnte sich ebenfalls zur
Seite um zu antworten. »Sie zog heute morgen im Schneckentempo aus. Falls sie
noch nicht weg sein sollte, wenn ich heute abend nach Hause komme, werfe ich
ihre restlichen Klamotten auf die Straße. Du solltest dir mal angucken, wie die
sich aufführt. Des Teufels Zorn ist mit dem eines verschmähten Flittchens nicht
zu vergleichen. Sie ist nicht die einzige, die den Abgang macht. Ich habe Kip
gesagt, daß er Toni Burton feuern soll.«
»Du läßt es ihn machen?«
»Das halte ich für angebracht.«
»Sehe ich da einen kleinen Racheakt?«
Bridget verzog die Lippen zu einem
verschlagenen Lächeln.
Iris bog in die Einfahrt zu einem
winzigen gelben Bungalow ein und stellte den Motor ab.
»Ist das dein neues Haus, Tante Iris?«
Brianna krabbelte aus dem Wagen und schlug dabei mit ihren harten Schuhsohlen
gegen den Lack.
Iris knirschte mit den Zähnen.
Brianna rannte zur Haustür und drückte
auf die Klingel. »Du hast schon Post bekommen, Tante Iris«, rief sie und zog
eine Handvoll Reklame aus dem Briefkasten. Sie rannte zu Iris, um sie ihr zu
geben, und hüpfte dann hinter einem Schmetterling her, der über den Rasen
schwebte.
»Danke, Schatz.« Iris stieg aus dem
Triumph aus.
Bridget stieg ebenfalls aus und dehnte
ihren Rücken. »Nachdem ich endlich herausgefunden hatte, was zwischen Kip und
Toni lief, hat Toni mich daraufhin angesprochen. Sie meinte, es täte ihr sehr
leid, wäre ihr unangenehm und so weiter.«
»Glaubst du ihr?«
Bridget zuckte mit den Schultern. »Sie
meinte, sie hat es getan, weil sie mich so sehr bewundert.«
»Merkwürdige Art, das zu zeigen.«
»Fand ich auch. Auf alle Fälle machte
sie sich darüber Sorgen, ihren Job zu verlieren.«
»Taugt sie etwas?«
»Sie ist fleißig, hat eine Menge
Enthusiasmus, aber sie ist nicht so klug oder talentiert, wie sie denkt. Ich
habe verlauten lassen, daß ich einen Marketingleiter einstellen werde. Sie hat
sich für den Job angeboten, aber ich mußte ihr ehrlich sagen, daß ich der
Meinung bin, sie hätte nicht die nötigen Voraussetzungen. Jedenfalls haben Kip
und Toni geschworen, daß das Verhältnis beendet sei. Aber gestern abend waren
sie einfach so unverschämt süß zueinander, das hat mich angekotzt. Jetzt reicht
es. Aber ich bringe mich in große Schwierigkeiten, indem ich sowohl Toni als
auch Summer an die Luft setze. Ich brauche bei Pandora im Moment jeden
einzelnen, und irgend jemand muß bei Brianna bleiben.«
»Willst du dich immer noch von Kip
scheiden lassen?«
Bridget nickte.
Iris seufzte, während sie Brianna
zusah, die den Schmetterling auf dem Rasen zwischen ihren Händen gefangenhielt.
»Iris, er hat mich gestern abend
geschlagen. Er hat eine Grenze überschritten, und nun gibt es kein Zurück
mehr.«
»Du hast recht«, meinte Iris
resigniert. »Ich kann einfach nicht glauben, daß er dich geschlagen hat... daß
es soweit gekommen ist. Wenn ihr vielleicht mit jemandem reden würdet...«
»Du weißt doch, wie Kip ist. Ich würde
ihn nie mit zu einem Eheberater schleppen können. Wenn man etwas nicht logisch
schwarz auf weiß analysieren kann, dann hält er es für Hexerei. Kip war noch
nie für Veränderungen zu haben. Es ist paradox, denn in Sachen Technologie will
er immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung sein, aber in seinem
Privatleben sehnt er sich nach Stabilität. Ich war seine einzige Freundin,
bevor wir geheiratet haben.«
»Ich glaube, er hätte seine gesamte
College-Zeit über jede Mahlzeit allein eingenommen, wenn du ihn in der Mensa
des Wohnheims nicht angesprochen hättest.« Iris sah zu, wie Brianna den
Schmetterling in die Freiheit entließ. »Du hast an ihm eine Seite entdeckt, die
niemand anderer sah. Und du hattest recht. Er war ausgelassen, witzig — auf
eine
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