Das Erbe der Pandora
gemerkt, daß er dort war. Sie legte die Hände über dem Kopf
zusammen und sprang ein-, zwei-, dreimal auf dem Brett hoch, kam mit jedem
Sprung höher und schleuderte sich dann mit einem Platschen ins blaue Wasser.
Stetson, ihr Schäferhund, döste auf
dem kühlen Beton vor sich hin. Er hob schläfrig den Kopf von seinen Pfoten und
spitzte die Ohren, als ein Wassertropfen auf seinen Rücken fiel.
Kip beobachtete, wie Bridget tauchte,
bis sie die Mauer an dem seichten Ende des Pools erreichte. Ohne an die
Oberfläche zu kommen, machte sie kehrt und schwamm zurück zum tiefen Ende. Ihr
Körper wurde beleuchtet, als sie sich dem Unterwasserlicht des Pools näherte.
Er hielt zusammen mit ihr den Atem an, ohne sich dessen bewußt zu sein. An der
Mauer machte sie wieder kehrt und drückte sich kraftvoll ab, so daß sie fast
die Mitte des Beckens erreichte, bevor sie mit den Schwimmbewegungen einsetzte.
Als sie wieder am seichten Ende
angekommen war, kam sie schließlich nach Luft schnappend und lächelnd an die
Oberfläche. Sie war stolz auf sich. »Nicht schlecht für so ein altes
Frauenzimmer, oder?«
Bei ihrem Lächeln wurde ihm ganz warm
ums Herz. »Ich liebe dich.«
Während sie versuchte, wieder zu Atem
zu kommen, schwamm sie anmutig auf der Seite durch das Becken und hielt dabei
den Kopf über Wasser. Sie bewunderte ihr Haus, während sie schwamm. Es hatte
ein schräges Dach mit türkisfarbenen Ziegeln, weißem Außenputz und Fenstern mit
passenden Fensterläden. Die Holzverzierungen waren türkisblau gestrichen. Eine
Glastür nahm fast eine ganze Wand ein und führte in einen großen Raum. Er war
als Familienzimmer konzipiert, aber Kip hatte es in einen Arbeitsraum
umfunktioniert. Er hatte einen der beiden Türflügel offengelassen, der jetzt im
Wind klapperte. In einer Ecke der Veranda in der Nähe der Glastür war die Hundehütte
von Stetson. Sie war aus Holz, hatte ein spitzes Dach und war groß genug, um
dem Hund einen bequemen Unterschlupf zu bieten.
Die bezaubernde, blonde Filmschönheit
aus den dreißiger Jahren, die die Villa gebaut hatte, war in der Garage
ermordet worden — mit einem Kopfschuß. Man hat ihren Mörder nie gefunden.
Obwohl der Mord vor langer Zeit geschehen war, hatte Bridget das Haus deswegen
nicht kaufen wollen, aber aufgrund dieser Geschichte liebte Kip das Haus nur
noch mehr. Er hatte schon immer eine morbide Ader gehabt. Das konnte Bridget
ihm nicht übelnehmen. Es war einer der Gründe für ihren Erfolg.
Bridget erreichte das Ende des Beckens
und fing an, in die andere Richtung zu schwimmen, wobei sie nun über die
Veranda und zu den Sternen hinauf schaute. Jenseits der Veranda fiel ihr
Grundstück steil ab und war dicht mit Eiskraut bepflanzt, um eine zu starke
Erosion zu verhindern. Am Rande des Grundstücks war eine stützende Mauer aus
Schlackensteinen bis zu der unterhalb verlaufenden Straße gebaut worden. Auf
der anderen Seite jener Straße drängten sich kleinere Häuser auf dem so
wertvollen Land an der Küste. Das Haus von Kip und Bridget war das einzige auf
dem Gipfel des Hügels.
»Du bist die Liebe meines Lebens«,
sagte Kip. »Das weißt du doch, oder?«
Bridget machte kehrt und schwamm in
die andere Richtung, wobei sie nun ihren Mann beobachtete. »Das weiß ich.«
Kip nickte, während er um das Becken
herumging und sich an den Rand der Veranda stellte. Der Hund erhob sich und
folgte ihm. Kip sah zum schwarzen Ozean hinaus und kraulte den Hund am Kopf.
»Es tut mir so leid, daß ich dir wehgetan habe.«
Bridget schwamm zum seichten Ende des
Pools und stieg die Stufen hinauf. Sie nahm ein Handtuch von einem Liegestuhl
und tupfte sich damit ab. »Ich weiß.«
Kip fuhr mit der Hand auf dem Rücken
des Hundes hin und her. Der Hund duckte sich genüßlich. »Jetzt, da ich alles
ins reine gebracht und versprochen habe, dir nicht mehr wehzutun, könntest du
doch vielleicht auch das gleiche für mich tun.«
Bridget wickelte sich in das Handtuch
ein, ging zu dem Blumenbeet am Rande des Gartens jenseits des seichten
Beckenendes und hob die leere Aluminiumdose auf, die dorthin gerollt war. Sie
zerdrückte die Dose mit der Hand, ging zu der Reihe von Mülltonnen am anderen
Ende des Gartens und warf sie in die Tonne mit der Aufschrift Dosen und Flaschen. »Was meinst
du damit?«
»Du willst mit Pandora an die Börse
gehen, um mir eins auszuwischen, nicht wahr?«
Bridget starrte ihn ungläubig an.
»Kip, wir haben das hunderte Male besprochen.«
Kip lief rot an. Er
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