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Das Erbe der Pandora

Das Erbe der Pandora

Titel: Das Erbe der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Pugh
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für Brianna
gewesen, aber er hat vor, in dem Haus zu wohnen. Er hat uns erzählt, daß er es
nicht verkaufen will. Das kann für unsere Enkelin nicht gut sein.«
    Iris schüttelte bestürzt den Kopf. Es
sah Kip ähnlich, in so einer Sache seinen Dickschädel durchsetzen zu wollen.
    Natalie füllte Chili aus einem Topf in
einen Plastikbehälter. Die Lippen hatte sie aufeinandergepreßt. »Ich sage es
nur ungern, Iris, aber ich muß. Ich habe Angst um Brianna. Sie hat den Mörder gesehen .«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Der Mörder weiß es auch nicht. Wer
immer Bridget auch umgebracht hat, er wird sich immer fragen, ob Brianna sich
nicht eines Tages an das erinnern wird, was sie gesehen hat. Ich traue Kip
nicht zu, daß er sie ordentlich beschützt. Insbesondere wenn...« Natalie fuhr
mit dem Daumen um den Deckel des Behälters, um ihn zu verschließen. »Du weißt
schon.«
    Iris sagte nichts.
    Natalie packte die Behälter in die
Einkaufstüte, die Iris mitgebracht hatte. »Ich weiß es zu schätzen, daß du im
Zweifelsfall zu Kip hältst. Bridget hätte es sicher auch getan. Aber verdammt
noch mal, wenn Kip meine Tochter nicht umgebracht hat, wer dann?« Sie hielt
Iris die Tüte entgegen.
    Iris nahm ihr die Tasche ab. »Die
Polizei wird es herausfinden«, sagte sie zuversichtlicher, als sie sich fühlte.

10
     
     
    I ris wachte irgendwann mitten in der
Nacht aus einem unruhigen Schlaf auf und suchte sich bei dem wenigen Licht, das
durch die Rollos drang, den Weg ins Badezimmer. Dort schaltete sie die
Deckenlampe ein, die so grell leuchtete, daß sie die Augen zukneifen mußte. Sie
stand am Waschbecken und betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. »Es wird schon
werden«, sagte sie zu dem Abbild mit den harten Konturen. »Du warst eine gute
Freundin. Du hast immer versucht, das Richtige zu tun, und das wirst du jetzt
auch.« Sie redete in einem liebevollen Ton. »Alles wird gut. Mach dir um mich
keine Sorgen. Mir geht’s gut.« Iris merkte, daß sie keine Kontrolle darüber
hatte, was aus ihrem Mund herauskam. Sie versuchte, mit dem Reden aufzuhören,
konnte es aber nicht. Sie starrte auf die sich bewegenden Lippen, hörte kaum
die Worte, die unaufhörlich mit einem beruhigenden Tonfall ausgesprochen
wurden, die Botschaft, die ständig wiederholt wurde, so wie man reden würde, um
ein Kind zu besänftigen. »Mir geht es gut. Kümmere dich um dich selbst und um
Brianna und Kip.«
    Während sie das Gesicht und die sich
bewegenden Lippen anstarrte, wandelte sich das Bild in Bridgets Gesicht. »Es
braucht dir nicht leid zu tun«, murmelte ihre Freundin. »Du brauchst dich nicht
schuldig zu fühlen. Du hättest es nicht verhindern können.« Langsam wurde das
Bild wieder zu Iris’ eigenem Gesicht, und sie redete mit sich selbst im
Spiegel; sie konnte aufhören, wann immer sie wollte. Sie zwinkerte verwirrt und
tat es.
    Iris wachte für ihre Verhältnisse
recht spät auf. Sie erinnerte sich nicht unmittelbar an den Traum. Er kam ihr
plötzlich wieder in den Sinn, als sie hektisch die letzten Vorbereitungen für
das Umzugsunternehmen traf. Sie ging zum Badezimmerspiegel, sah vorsichtig
hinein und versuchte, das Bild von Bridget wieder einzufangen. Sie berührte
sogar das kalte, silberglänzende Glas, so als könnte sie es durchdringen, aber
ihre Freundin war fort.
    Die zweistündige Zeitspanne, für die
das Umzugsunternehmen ihr Kommen angekündigt hatte, ging ihrem Ende entgegen,
und sie waren immer noch nicht eingetroffen. Iris hatte nicht viel, was
transportiert werden mußte. Sie hatte nie die Wohnzimmermöbel ihrer
Eigentumswohnung ersetzt, die durch eine geplatzte Rohrleitung während des
Erdbebens unter Wasser gesetzt worden waren. Die Wohnung in der Stadt, in die
sie anschließend gezogen war, hatte sie mit dem Allernötigsten möbliert, das
sie billig erstanden hatte. Im Wohnzimmer stand ein einfaches Sofa, ein
Fernseher auf einer Plastikkiste und eine Keramik-Lampe, die sie für fünfzehn
Dollar bei Thrifty gekauft hatte. Eine andere Plastikkiste diente als
Couchtisch. Ihr gesamtes Glas und Porzellan war bei dem Erdbeben zerstört
worden, und sie hatte es durch billiges Zeug ersetzt. Sie hatte allerdings ein
Eßzimmer, Schlafzimmermöbel und ein eingerichtetes Büro. Und sie hatte
Klamotten. Jede Menge Klamotten.
    Das Apartment in Bunker Hill, in dem
sie das vergangene Jahr gewohnt hatte, war nur wenige Straßen von ihrem Büro
entfernt. So wie es sich in L.A. gehörte, fuhr sie trotzdem mit dem Auto zur
Arbeit.

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