Das Erbe der Pandora
Eichen auf dem Friedhof. »Ich würde es gern mit Ihnen
besprechen, T. Duke.«
»Wie wär’s mit morgen? Ich komme um
zehn Uhr in Ihr Büro.«
Baines Brustkorb befand sich in
Augenhöhe von Iris. »Ich freue mich darauf.« Sie lächelte der Gruppe zu. Als
sie sich Baines zuwandte, fiel ihr Blick auf seine ungewöhnliche Anstecknadel
am Revers, die mit den roten und weißen Streifen wie bei der U.S. Flagge und
dem winzigen 1x1 auf blauem Grund in der Ecke.
»Seht mal«, sagte Toni, »da sind die
beiden von der Polizei.«
Iris drehte sich um und sah Stubbs und
Ortiz, die gerade eine dunkle Limousine aufschlossen. Sie entschuldigte sich
und ging eilig zu ihnen hinüber. »Detective Stubbs, Detective Ortiz, hallo!
Entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe. Ich bin Iris Thorne, eine Freundin von
Bridget Cross. Sie wollten...«
»Sicher.« Ortiz nickte. »Wir erinnern
uns.«
Die Detectives standen geduldig da und
warteten darauf, daß Iris ihnen erzählte, was sie wollte.
»Mir wurde gesagt, Sie hätten einen
Stapel Briefe und Faxe an sich genommen, die Bridget Cross von verschiedenen
Personen und Gruppierungen erhalten hat, die Pandora kritisch gegenüberstehen.
Haben Sie sie durchgesehen? Haben Sie irgend etwas erfahren, das für den Fall
relevant ist?«
»Ich habe sie gelesen«, sagte
Detective Stubbs. Das helle Sonnenlicht betonte die tiefen Poren ihrer Haut.
»Die Leute von Pandora können sie zurückbekommen. Ich habe nichts von Interesse
entdeckt.«
»Hmm«, meinte Iris. »Ich habe gehört,
daß einige Briefe ziemlich heftig waren.«
»Waren sie«, sagte Stubbs. »Aber es
gab nichts, was die Mühe wert gewesen wäre, es zu überprüfen.«
»Sie wissen, daß Kip Cross glaubt,
jemand wollte ihm den Mord an seiner Frau anhängen.« Iris sah nüchtern von
einem Detective zum anderen.
Ortiz trommelte ungeduldig mit den
Fingernägeln auf das Autodach. Sein Gesichtsausdruck war nahezu unverhohlen
mürrisch.
»Ja, Ma’am, das wissen wir«, sagte
Stubbs ohne ein Lächeln.
»Brianna Cross zufolge trug der Mörder
eine Slade-Slayer-Maske, die den gesamten Kopf verhüllte.«
»Und das hätte Kip Cross nicht getan?«
fragte Stubbs.
»Warum sollte er?«
»Sie wissen nicht, warum sich ein
Verbrecher maskieren sollte?« Stubbs warf Ortiz ein höhnisches Lächeln zu.
Iris blieb hartnäckig. »Wenn er sich
soviel Mühe gegeben hätte, um sein Gesicht zu maskieren, warum sollte Kip dann
blutige Fußspuren mit der Art von Schuhen hinterlassen, von denen jeder weiß,
daß er sie ständig trägt?« Sie atmete entnervt aus. »Was ist mit dem Mord an
Alexa Platt? Haben Sie in Erwägung gezogen, daß es da vielleicht einen
Zusammenhang gibt?«
»Es gibt einen offenkundigen
Zusammenhang. Beide Frauen kannten Kip Cross.«
»Hören Sie, Kips Anwalt, Tommy Preston
denkt, daß der Staatsanwalt Kip — mit Hilfe der Aussage von Brianna Cross als
Augenzeugin — morgen aus Mangel an Beweisen freilassen könnte. Wenn das der
Fall ist, dann hat jemand anderer Bridget ermordet.«
Stubbs hörte ihr mit einem ungläubigen
Gesichtsausdruck zu. »Das sagt Preston also, ja?« Sie fuchtelte mit einem
ziemlich abgeknabberten Fingernagel vor Iris herum. »Kip Cross —und nur er —
hat Bridget Cross umgebracht. Wenn der Staatsanwalt keine Anklage erhebt, dann
nur weil... Der zieht lieber den Schwanz ein, als daß er noch einen
aufsehenerregenden Prozeß verliert. Es ist eine Schande, daß L.A. dafür bekannt
wird, ein hervorragender Ort für reiche, mächtige Männer zu sein, die ihre
Frauen umbringen und ungeschoren davonkommen wollen. Wenn Kip Cross auf freien
Fuß gesetzt wird, dann hat das Auswirkungen weit über diesen Fall hinaus. Damit
würde man den Frauen zu verstehen geben, daß sie lieber bei den Männern, die
sie mißhandeln, bleiben sollten, denn wenn sie gehen und der Kerl hinter ihnen
her ist, dann können sie sich nicht darauf verlassen, daß sie vom Gesetz
beschützt werden.«
»Aber was, wenn Kip seine Frau nicht
ermordet hat? Hat ihre Tochter nicht das Recht, die Wahrheit zu erfahren?«
»Es tut mir leid um das Kind, aber so
ist es nun mal. Auf Wiedersehen.« Stubbs setzte sich hinter das Steuer, und
Ortiz nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Iris ging wieder den Hang hinauf. Sie
kam zu dem Grab, daß oben auf dem Hügel im Schatten einer hohen Eiche lag. Die
Menschen warteten auf den Leichenwagen, gefolgt von den Limousinen mit der
Familie. Als die Autos den Parkplatz der Kapelle verließen, sahen alle zu, wie
sie
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