Das Erbe der Pandora
andere auswirkt. Es geht immer nur um dich. Dich, dich, dich!«
Joe stand langsam auf und wischte sich
den Dreck von der Kleidung. Kip blieb dort, wo er gefallen war, und sah
verwirrt zu Natalie, die vollkommen ungewohnt vor Wut schäumte.
»Du besitzt die Frechheit,
ausgerechnet sie mit hierher zu bringen.« Natalie zeigte wütend auf
Summer. »Sie ist einer der Gründe dafür, daß du und Bridget Probleme hattet.
Bridget hat sie rausgeworfen. Jetzt ist meine Tochter tot, und die ist immer
noch da.«
»Irgend jemand mußte aufs Haus
aufpassen«, protestierte Kip. »Die ganzen Reporter und die Leute...«
»Siehst du? Merkst du, wie du dich
aufführst? Du denkst nicht nach! Und diese Frau soll weiterhin Briannas
Kindermädchen sein, stimmt’s?«
»Es ist besser für Brianna, wenn sie
mit jemandem wohnt, den sie kennt.« Kip stand schließlich auf. »Ich kann nicht
immer bei ihr bleiben. Ich muß zurück zu Pandora. Ich verliere die Kontrolle
über mein Unternehmen.«
»Brianna liebt mich«, fügte Summer mit
ihrer Kleinmäd-chen-Stimme hinzu. »Brianna hat mehr Zeit mit mir verbracht als
mit Bridget. Es war fast so, als wäre sie mein Kind.«
»Ich habe darüber nachgedacht. Das
habe ich wirklich«, be-harrte Kip gegenüber den entsetzten Tylers. »Es ist die
logischste Lösung.«
Joe ging zu seiner Frau auf die
Veranda. Natalies Tränen waren getrocknet. Jetzt war sie nur noch wütend. »Ich
habe noch nie einen Mann kennengelernt, der so brillant und gleichzeitig so dumm sein konnte. Bei allen Dingen, in denen du gut bist und die dich reich gemacht
haben, du verstehst die Menschen nicht. Die einfachsten Dinge in den
zwischenmenschlichen Beziehungen bleiben dir verborgen. Menschen funktionieren
nicht wie Computer, Kip.«
Kip fuhr sich mit beiden Händen durch
die kurzen Stoppelhaare und verschränkte die Arme vor der Brust. Er legte seine
Stirn in Falten, starrte eingehend auf den Rasen und zupfte dann sanft an den
Härchen einer Augenbraue. Summer ging zu ihm und hob die Hand, so als wollte
sie ihn berühren, zögerte und ließ sie schließlich fallen.
Endlich sah Kip auf und sagte: »In
Ordnung. Brianna kann noch ein paar Tage hier bleiben, aber das ist auch alles.
Kommt nicht auf die Idee, sie behalten zu wollen. Ich war immer ein guter
Vater. In der Hinsicht könnt ihr mir nichts vorwerfen. Okay, ich habe Fehler
gemacht — ich bin der erste, der das zugibt. Aber ich glaube nicht, daß ich
jetzt einen mache. Mir gefällt es nicht, wie ich von allen behandelt werde.«
»Daran hättest du denken sollen, bevor
du...« Joe konnte den Satz nicht zu Ende sprechen.
Kip starrte seinen Schwiegervater
wütend an. Sein Brustkörper und seine Arme verkrampften sich. Eine tiefe Röte
stieg ihm ins Gesicht. Die Adern seines Halses schwollen an. Er ballte die
Fäuste. »Ich habe meine Frau nicht ermordet!« Er atmete tief durch, so als
wollte er sich selbst zur Ruhe zwingen, öffnete seine Hände und wiederholte
klagender: »Ich habe meine Frau nicht ermordet.«
Natalie und Joe klammerten sich auf
der Veranda aneinander, während sie zusahen, wie Kip fortging und Summer ihm
beruhigend über den Rücken strich und ihm ins Ohr flüsterte. Sie stiegen in
Kips Ferrari und fuhren davon.
Toni und Iris waren im Eßraum der
Angestellten von Pandora. Toni machte den Kühlschrank auf. Ein Vorrat an
erstklassigem Wasser, frischem Obst, Eistees mit unterschiedlichem Geschmack
und verschiedenen anderen alkoholfreien Getränken. »Das ist für die
Angestellten umsonst. Wir verkaufen Sandwiches, Joghurt und andere Sachen...«,
sie zeigte auf zwei Automaten an der Wand, »...zum Selbstkostenpreis.«
Eine Sammlung von abgefüllten
Vitaminen stand auf der Theke. Ein Haftzettel klebte an einer Flasche mit dem
Hinweis »Vergeßt euer Vitamin C nicht. Die kalte Jahreszeit ist da!«
»Das ist sehr großzügig«, meinte Iris.
»Das alles trägt dazu bei, die Arbeit
bei Pandora angenehm zu gestalten. Bridget war sich darüber im klaren, wie groß
die Konkurrenz auf dem Markt bei der Suche nach talentierten Programmierern,
Graphikern und Technikern ist. Ein talentierter System-Designer von einer guten
Uni kann sofort nach dem Abschluß ein erstklassiges Gehalt bekommen.«
»Und Aktienoptionen.«
»Genau. Pandora war schon immer in der
Lage, gute Leute anzuziehen. Wir sind stets auf dem neuesten Stand der
Technologie. Kip und Bridget haben ein gewisses, wie sagt man doch gleich...«
»Prestige?«
»Ja, Prestige für die Firma
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