Das Erbe der Pandora
sind
wegen des Mordes an Bridget und weil Kip — Sie wissen schon —beschuldigt wird
und so.«
»Glauben die Angestellten, daß es Kip
war?«
Toni seufzte und hob die Augenbrauen.
»Ja. Leider glauben das viele von ihnen. Sogar Mick und Today.« Sie lehnte sich
gegen das Geländer vom Steg und sah hinunter auf das Durcheinander von
Stellwänden.
»Was ist mit Ihnen?«
Toni fummelte an einem Holzsplitter
herum. »Ich nehme an, daß Kip es war. Es ist zu dumm, daß Brianna so wenig
gesehen hat. Sie kann der Polizei nicht einmal etwas über die Größe oder den
Körperbau des Mörders sagen.«
»Aber sie ist davon überzeugt, daß es
nicht ihr Vater war.«
»Vielleicht, weil sie nicht will, daß
es ihr Vater war.« Toni riß den Splitter ab und warf ihn übers Geländer. »Ich
frage mich, ob sie sich später an mehr Einzelheiten erinnern wird.«
»Könnte sein. Ich mache mir Sorgen um
sie. So wie ich Kip kenne, ist er sich der Gefahr, in der Brianna sich befinden
könnte, gar nicht bewußt. Sie wissen ja, wie naiv er sein kann.«
Schweigend standen sie eine Weile
nebeneinander. Schließlich sagte Toni: »Werden wir jemals mit Sicherheit sagen
können, wer Bridget getötet hat?«
»Wir müssen es«, sagte Iris
entschieden.
»Sie glauben doch nicht wirklich, daß
es etwas mit den Leuten oder den Gruppierungen zu tun haben könnte, die Pandora
gedroht haben?«
»Ich glaube, wir müssen jede
Möglichkeit in Betracht ziehen. Das ist zumindest mehr, als die Polizei macht.«
»Ich finde Ihre Verschwörungstheorie
etwas weit hergeholt, aber wir dürfen nichts unversucht lassen. Ich möchte
helfen.«
»Wirklich?« Die Neuigkeit ermutigte
Iris.
Toni riß ihre großen Augen auf. »Ich
glaube, wir können die Lösung finden, Iris, wenn wir zusammenarbeiten.«
Tonis Angebot spornte Iris an. »Ich
weiß, daß Sie es für eine verrückte Idee halten, aber wir sollten uns diese
Briefe anschauen, die die Polizei zurückgebracht hat.«
»Ich hab’ sie in den Aktenschrank in
Bridgets Büro gelegt. Gehen wir.«
Gerade als Iris und Toni sich auf den
Weg machen wollten, hörten sie ein Donnern in Todays Büro. Sie sahen sich
fragend an, als die Tür aufflog und Today herausstürmte.
»Schweinehund!« fluchte er und hielt
inne, bevor er sie über den Haufen rennen konnte. Er trug ein gebatiktes
T-Shirt über einer grauen Jogginghose, die in Kniehöhe abgeschnitten war. Ein
hellgelber Kopfhörer hing ihm um den Hals. »Hoppla! Ich wußte nicht, daß Sie
hier sind.«
»Was ist los?« fragte Toni.
»Dieser Kerl, den ich gerade
eingestellt hatte.« Today stampfte auf dem Steg hin und her und fuchtelte wild
mit den Händen herum. »Erstklassiger System-Designer. Hat gekündigt, bevor er
überhaupt angefangen hat. Hat mir ‘ne E-Mail geschrieben, zum Henker. Ist zu
‘ner anderen Game-Company gegangen.« Er schnippte mit den Fingern und winkte.
»Hasta la vista, Baby.« Er stürmte an ihnen vorbei und rannte die Treppe
hinunter. »Diese Klitsche hier ist Geschichte.« Er wirbelte mit den Händen
herum und schüttelte verbittert den Kopf, so als führte er Selbstgespräche.
Iris rief hinter ihm her: »Today,
warum sagen Sie so etwas? Kip ist aus der Haft entlassen. Pandora kann
weitermachen.«
»Kip ist aus der Haft entlassen«,
höhnte Today und sah vom Boden des Hangars drei Meter weiter unten zu ihr
hinauf. »Ja. Da fühle ich mich richtig gut, jetzt neben Kip Cross zu arbeiten.
Richtig übel wird mir bei dem Gedanken daran.« Er ging weiter in Richtung
Eßraum.
»Bitte!« flehte Iris ihn an. »Wir
müssen das klären.«
Zögernd blieb Today stehen. »Hören
Sie, Iris, ich verstehe ja, daß Sie in der Klemme stecken, aber so ist nun mal
die Lage. Das Erfolgsgeheimnis dieser Firma beruhte auf der magischen Kraft,
der Chemie zwischen uns. Der Zauber ist gebrochen. Es fing schon vor dem Mord an
Bridget an. Kip hat die Engine für Trottel fertigbekommen, aber danach
hat er seine Genialität verloren. Normalerweise wäre er jetzt schon dabei, eine
neue Engine auszuprobieren. Er würde uns etwas zeigen, was uns alle vom Hocker
reißen würde. Er hätte irgendein neues Verfahren, was noch nie jemand überhaupt
in Erwägung gezogen hat.«
»Engine?« fragte Iris naiv.
Today schüttelte fassungslos den Kopf.
»Engine! Ein Graphikprogramm. Sie wollen diese Firma leiten und kennen noch
nicht einmal die grundlegenden Dinge?«
Toni flüsterte Iris zu: »Ich hab’
Ihnen doch gesagt, wie ungeduldig er mit Laien ist. Tun Sie
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