Das Erbe der Pandora
hinzu.
»Hat er einen großen, dunkelhaarigen,
schönen Unbekannten dabei?« fragte Liz freudig.
Louise sah Liz argwöhnisch an. »Woher
wissen Sie das?«
Liz klatschte in die Hände. »Prima!
Das finde ich toll!«
»Was findest du toll?« fragte Iris.
»Genau das hat mir mein Telefon-Medium
neulich gesagt. Ein großer, dunkelhaariger Schönling wird Teil meines
Arbeitsfeldes. Heute ist es soweit.«
»Ist das positiv oder nicht?« fragte
Iris vorsichtig.
Liz kniff die Augen geheimnisvoll
zusammen. »Sie meinte, es wäre sehr komplex. Dann meinte sie, daß es die
nächsten fünf Minuten drei Dollar und neunundfünfzig Cents pro Minute kosten
würde, und da hab’ ich aufgelegt. Ozzie kriegt einen Anfall, wenn ich so viel
Geld für diese Talklines am Telefon ausgebe.«
»Dann werde ich mal sehen, was die
Sterne uns bringen.« Iris folgte Louise aus der Kantine und durch die
Wertpapierabteilung. Sie drehte sich zu Liz um, die dicht hinter ihr ging.
»Kommst du etwa ganz mit bis in mein Büro?«
Liz hob herausfordernd den Kopf
angesichts der Andeutung, daß es vielleicht einen anderen Ort gäbe, an dem sie
sein sollte. »Ach, komm, Iris! Ich muß ihn sehen. Ich komm’ einfach herein, um
mir etwas auszuleihen.«
Iris gab nach. »Aber nur ein kurzer
Blick, in Ordnung?« Sie betrat ihr Büro bereits mit ausgestreckter Hand. »Sam,
schön, Sie zu sehen!«
Sam Eastman erhob sich vom Sofa und
umschloß eifrig Iris’ Hand mit seinen beiden. Dies war eine für ihn
ungewöhnlich herzliche Geste, die Iris unmittelbar in Alarmbereitschaft
versetzte. »Iris! Wie geht es Ihnen?«
»Einfach großartig, Sam. Sie erinnern
sich an Liz Martini?«
Sowohl Iris als auch Liz wurden
abgelenkt, als sich der Mann, der bis zu dem Zeitpunkt aus dem Fenster geschaut
hatte, umdrehte. Er war genau so, wie Liz ihn vorhergesagt hatte: groß,
dunkelhaarig und gutaussehend. Er hatte scharfgeschnittene Gesichtszüge, eine
hohe Stirn, verführerisch durchdringende, tiefliegende dunkelbraune Augen und
dichtes Haar, das er sehr kurz trug und das vom Scheitel nach vorne und an den
Seiten gerade nach unten gekämmt war. Sein einziger Schmuck war eine goldene
Rolex. Sein Anzug war betont schlicht und sah teuer aus ebenso wie seine Schuhe.
Unter seinem steifen, weißen Baumwollhemd zeichnete sich ein V-förmiger
Oberkörper ab. Er schien Ende Zwanzig zu sein.
Mit einem schwungvollen Gang, der
zweifellos anmaßend war, schritt Sam durch Iris’ Büro, um Liz zu begrüßen.
»Unser Star am Brokerhimmel. Sie sind in dieser Stadt praktisch eine Legende«,
schwärmte er, während er eifrig Liz’ Hand schüttelte.
Liz riß sich vom Anblick des
Unbekannten los, um Sam zu antworten. »Oh! Wie alt ich mich dabei fühle!«
Immer noch mit einem Grinsen im Gesicht
winkte Sam ihr zu, als wäre sie ein richtiger Witzbold. Er trug seinen braunen
Anzug. Er hat fünf verschiedene Anzüge — für jeden Arbeitstag einen. Sie waren
alle mindestens zehn Jahre alt.
Iris nahm eine Ausgabe der Zeitschrift Wired von ihrem Tisch — eine der vielen High-Tech-Publikationen, die sie
sich aufgebürdet hatte, seit sie mehr mit Pandora zu tun hatte. Auf ihrem Tisch
lag auch eine Mappe mit der Aufschrift 3-D Dimensions, die Darcy aus der
Abteilung Recherchen ihr dorthin gelegt haben mußte. »Liz, hier ist die
Zeitschrift, die du haben wolltest.«
Liz nahm sie zögernd. »Danke.« Sie
beäugte den Neuen auf eine so offensichtliche Art und Weise, daß Iris innerlich
zusammenzuckte, aber ihn schien es nicht zu stören. Er warf Liz ein kleines,
unehrliches Lächeln und einen bewundernden Blick zu. Er tat dann das gleiche
mit Iris, und sie errötete wider Willen. Er hatte das Selbstvertrauen eines
Mannes, der sich seiner Wirkung auf Frauen vollkommen bewußt war, und die
Wirkung versagte auch bei Iris nicht.
Eine merkwürdige Situation bestand,
während die beiden Frauen, Sam und der Unbekannte von einem zum anderen
schauten. Den jüngeren Mann schien dies außerordentlich zu amüsieren.
Da niemand sonst auf die Idee zu
kommen schien, nahm Iris die Sache in die Hand. »Und wen haben Sie mitgebracht,
Sam?«
»Ach ja!« Er rieb sich die Hände. »Ich
freue mich, Ihnen Evan Finn vorstellen zu können. Evan, dies ist Iris Thorne,
die Geschäftsführerin unserer Niederlassung, und Liz Martini.«
Evan gab Liz einen festen Händedruck
und dann — mit einer leichten Verbeugung — Iris. »Ich bin sehr erfreut, Sie
kennenzulernen, Miss Martini. Und ich habe bereits eine Menge
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