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Das Erbe der Phaetonen

Das Erbe der Phaetonen

Titel: Das Erbe der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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die Hände dicht überm Hals an den Kopf. Offenbar saßen dort ihre Hörorgane, die allem Anschein nach sehr empfindlich waren.
       Alle fünf drehten sich zur Wand um.
       Belopolski wußte, was diese Bewegung bedeutete. Er hastete zum Wagen.
    „Anhalten!“ rief er Romanow zu.
    Ruckartig hielt das Fahrzeug. Der Lärm brach ab.
       „Sie können solchen Radau nicht vertragen“, erklärte Kon- stantin Jewgenjewitsch, „sie haben empfindliche Ohren.“
       Die Venusianer traten erneut an den Wagen heran. Sie schie- nen ihn noch aufmerksamer zu betrachten als vorher.
       Der eine verließ den Raum. Die vier Zurückbleibenden baten Belopolski gestikulierend, er möge einsteigen. Er gehorchte, ohne zu wissen, was das bedeutete.
       Was war geschehen? Wohin war der eine Venusianer gegan- gen?
       Jede Änderung im Verhalten der eigenartigen Gastgeber wirkte unwillkürlich besorgniserregend. Die Menschen befan- den sich die ganze Zeit auf der Grenze zwischen Leben und Tod. Sie glaubten die Gesten ihrer Gefängniswärter zu verstehen, hatten jedoch nicht die geringste Vorstellung von deren Psyche und Denkweise. Ihre Absichten in jedem einzelnen Fall zu er- raten war unmöglich. Ebenso wie sich das Äußere der Venus- menschen von dem der Erdenmenschen unterschied, mußte sich auch ihre Handlungsweise von der irdischen unterscheiden. Alles war unbekannt: die Sitten und Gebräuche, die Auffassung von der Umwelt und die Art zu denken.
       Nach zehn Minuten etwa kehrte der eine Venusianer zurück. Ihm folgten zehn Reptile. Sie hoben den Geländewagen auf und trugen ihn zum Ausgang. Die fünf Venusianer blieben im Haus zurück, und die Aufregung der Menschen wuchs. Die An- wesenheit der zweifellos hochintelligenten Geschöpfe wirkte, obwohl sie den Menschen nicht ähnelten, beruhigend. Mit den vermeintlichen Schildkröten aber gab es nichts Gemeinsames. Die Astronauten fühlten sich unwillkürlich an der Seite der Venusianer weitaus sicherer. Diese Überzeugung erklärte sich aus der Hochachtung, die der Mensch gewöhnlich vor der Ver- nunft empfindet, in welcher Form sie auch auftreten mag. Von der Vernunft erwartet er ganz selbstverständlich „Menschlich- keit“.
       Die „Schildkröten“ verließen den Hauseingang und traten hinaus auf die unterirdische Straße.
       Wohin trugen sie das Kettenfahrzeug? Es sollte sich bald herausstellen. Minuten später standen sie wieder vor jenem Haus, in dem die drei Männer zuerst gewesen waren. Die
Reptile stellten den Wagen an seinen früheren Platz und ver- schwanden nacheinander.
       Abermals erblickten die Sternfahrer um sich nichts als die kahlen Wände des Gefängnisses.
       „Wenn wir noch vierundzwanzig Stunden hierbleiben müs- sen“, sagte Belopolski, „sind wir verloren.“

    Das Geheimnis der Steinschale

       Der Lebensmittelvorrat ging zur Neige. Aber was noch schlim- mer war – auch der Sauerstoff reichte nicht mehr lange. Die Kosmonauten zapften den letzten Reserveballon an. Bei streng- ster Sparsamkeit würde er noch zwölf Stunden reichen, voraus- gesetzt, alle drei hielten sich möglichst viel außerhalb des Wa- gens auf.
       Fünfzehn Stunden waren schon vergangen.
       Die Gelehrten der Venus schienen sie vergessen zu haben. Niemand kam – außer zwei Venusianern, die den Menschen zweimal Fischfladen brachten.
       Das ließ erkennen, daß sie für ihre Gefangenen in gewisser Weise doch sorgten und nicht wollten, daß sie Hungers stürben. Aber es war klar, daß sie an das Wichtigste, die Atemluft, über- haupt nicht dachten.
       „Heute!“ sagte Belopolski.
       Balandin und Romanow schwiegen.
       Ja! Heute wird es ein Ende haben! Ehe die Nacht anbricht, werden sie tot sein.
       Belopolski sah dem Tod mit olympischer Ruhe entgegen. Er glaubte alles getan zu haben, was in ihrer Lage getan werden konnte. Wenn die Venusianer den Brief überbracht hatten, wußte Melnikow schon Bescheid. Das Raumschiff würde zur Erde zurückkehren und den Menschen Kunde bringen, daß die Venus mit vernunftbegabten Geschöpfen bevölkert ist. Eine große Expedition würde ausgerüstet werden; sie würde die Höhle untersuchen, den Bergsee finden und alle Geheimnisse entschleiern. In diesen Gedanken fand Belopolski Trost – ihr Tod war nicht umsonst. Für ihn stand fest, daß Melnikow sei- nem Befehl nicht zuwiderhandeln und etwa den sinnlosen Ver such unternehmen werde, in die Höhle einzudringen; nur neue Opfer

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